Umwelt

Wie Supermärkte auf die Plastik-Unlust der Deutschen reagieren

01. März 2018 von

94 Prozent der Deutschen wollen weniger Verpackungen in den Supermärkten – das ergab jetzt eine neue Umfrage. Doch die Kunden haben nicht nur genug vom Plastikwahnsinn in den Regalen, sie haben auch genaue Vorstellungen der Alternativen.

Sollte es noch nicht bei jedem Verantwortlichen angekommen sein, gibt es das Ergebnis jetzt schwarz auf weiß: die deutschen Verbraucher wollen kein Plastik mehr. Wie eine repräsentative Umfrage der Wirtschaftsprüfer von PricewaterhouseCoopers (PwC) ergab, sind 94 Prozent der 1000 Teilnehmer für weniger Verpackungen in den Supermärkten. Neun von zehn Befragten gaben zudem an, einen weitgehenden Verzicht auf Plastik zu befürworten.

Vor allem bei Drogerie und Hygieneartikeln beschweren sich die Konsumenten über den Verpackungswahn der Hersteller. Und diese sehen die Verbraucher auch am meisten in der Verantwortung: 45 Prozent sind der Meinung, dass die Hersteller den Verpackungsmüll einzudämmen haben. 22 Prozent sprechen sich zudem dafür aus, dass auch die Supermärkte einen großen Teil dazu beitragen müssen.

Alternativen für Plastik

Auch was der Verbraucher als Alternative möchte wurde bei der PwC-Umfrage abgefragt. 90 Prozent der Kunden würden nachhaltige Verpackungen nutzen, wenn sie nicht mehr kosten würden. Das deckt sich mit der Erwartung, dass Handel und Hersteller die Verantwortung übernehmen und nicht auf die Verbraucher abzuwälzen sollten.Darüber hinaus befürworten drei Viertel der Befragten ein Mehrwegsystem für Verpackungen – wenn es denn gut gemacht ist. 41 Prozent der Umfrageteilnehmer beklagen, dass Einweg- und Mehrwegverpackungen schlecht gekennzeichnet und damit nicht zu unterscheiden seien. Überraschend ist das Ergebnis beim Versandhandel: 76 Prozent der Befragten befürworten ein Mehrwegsystem für Versandhandel, wie es beispielsweise die Memobox ist. 70 Prozent von ihnen wären sogar bereit, dafür ein Pfand von durchschnittlich 2,49 Euro zu zahlen. Und das, obwohl ein Mehrwegsystem auch einen Mehraufwand für die Kunden bedeutet.

Zudem sind die Verbraucher offen für neue Ansätze. Jeder zehnte war bereits in einem verpackungsfreien Supermarkt einkaufen. Ein Trend, der auch durch den Boom an entsprechenden Läden bestätigt wird (Übersicht über verpackungsfreie Supermärkte in Deutschland).

Supermärkte reduzieren Plastik

Jedoch auch die Branchenriesen haben die Notwendigkeit des Umdenkens erkannt und wollen ihren Verpackungsmüll reduzieren. Mit Erfolg: So wurden im Jahr 2016 im gesamten Handel zwei Milliarden Plastiktüten weniger verbraucht als noch im Vorjahr. Lidl kündigte zudem im Februar 2018 an, seinen Plastikverbrauch bis zum Jahr 2025 um 20 Prozent zu senken. Im Fokus stehen dabei vor allem die Produkt- und Umverpackungen für Eigenmarken, die rund 70 Prozent des gesamten Sortiments ausmachen. Gleichzeitig kündigt Lidl an, auch bis 2025 bei seinen Eigenmarken 100 Prozent Recyclingfähigkeit der gesamten Kunststoffverpackungen erreichen zu wollen. Aldi Süd bilanzierte Anfang 2018, dass in den vergangenen fünf Jahren die Gesamtmenge an Verkaufsverpackungen um acht Prozent gesenkt werden konnte.

Auch Innovationen werden immer wieder von den Supermärkten getestet. So setzt die Rewe-Gruppe unter anderem bei Avocados, Mini-Wassermelonen und Süßkartoffeln in Bio-Qualität auf ein gelasertes Etikett direkt auf der Schale der Früchte und des Gemüses. Auch Verpackungen aus Graspapier waren bereits im Einsatz. Aldi Süd kündigte an, diese und Zuckerrohrschalen für Bio-Tomaten ebenfalls zu testen.

Dieser Artikel von Phillip Bittner erschien zuerst im „enorm Magazin“.