Ernährung

So sieht Nestlé unsere Ernährungszukunft

18. Sept. 2015 von

Jedes Jahr erforscht Nestlé die Essensvorlieben deutscher Verbraucher – und bestätigt damit meist seine Marktstrategie. In der im Frühjahr veröffentlichten Studie ging es um die Ernährung im Jahr 2030.

Wenn Nestlé in seiner Zukunftsstudie „mehr als 1000 Teilnehmer“ fragt: „Wie is(s)t Deutschland 2030?“, dann ist das laut statistischen Grundregeln repräsentativ. Ob die fünf Szenarien, die Nestlé aus den Antworten ableitet, wirklich voraussagen, wie unsere Ernährungszukunft 2030 aussieht, wird sich zeigen. Denn Nestlé formuliert es in seiner Zukunftsstudie selber recht vorsichtig und vage: „80 Prozent der Menschen in Deutschland beurteilen mindestens eines der fünf Szenarien als positiv. Daraus ergibt sich ein komplexes Bild der Zukunft mit klar erkennbaren Trends.“

Szenario 1: Gesunde Ernährung kombiniert mit Ressourcenschonung

Laut Studie werden wir Produkte einkaufen, die mit unseren Werten und Überzeugungen übereinstimmen. Aus Rücksicht auf Tier und Natur seien „zum Beispiel Produkte aus In-vitro-Fleisch oder Eiweißquellen wie Algen und Insekten denkbar“. Ernährung werde ein Statussymbol, „die detaillierte Kenntnis der Vita des Rindersteaks“ werde wichtig. Ob Nestlé es schafft, uns das Leben der Rinder in der millionenfach hergestellten Lasagne-Packung wirklich detailreich näher zu bringen, sei dahingestellt.

(Fleisch, das man auf dem Bauernhof in der Umgebung kauft, kann man übrigens, solange es noch als Tier auf der Weide herumspringt, anschauen gehen, seine Lebensweise lässt sich vergleichsweise einfach überprüfen.)

Szenario 2: Die Gesundheit im Zentrum

Weil uns unsere Gesundheit wichtig ist, werde Ernährung zur Gesundheitsprävention werden, so die Studie. Individuelle Ernährung, personalisierte Produkte und Services würden deshalb Alltag. Nestlé geht davon aus, dass Gesundheitsarmbänder und Ernährungs-Apps weit verbreitet sein werden.

Szenario 3: Selbstoptimierung durch personalisierte Lebensmittel

„Produkte, deren Zielsetzung die Leistungssteigerung ist und die damit verbundene gesundheitliche Wirkung,“ seien „besonders für problembewusste Ältere interessant“. Die zweite Gruppe in der Selbstoptimierungskategorie sieht Nestlé in den Menschen, die wenig Zeit hätten und leistungsorientiert seien. Diese würde besonders zu Fertiggerichten greifen, die unkompliziert verfügbar und schnell zubereitet seien. Nestlé will dafür gesunde, qualitativ hochwertige Produkte im Handel anbieten.

Szenario 4: Kleine eigene Küchen, große Gemeinschaftsküchen

Lebensraum werde vor allem in den Städten teurer, deshalb würden die Küchen kleiner und weniger wichtig werden und nur noch für die schnelle Nahrungsaufbereitung genutzt. „Viele werden“, so Nestlé, „2030 zu Hause gut schmeckende und gesunde Fertiggerichte und unterwegs hochwertige Snacks zu sich nehmen.“ Demgegenüber stehe das Bedürfnis nach einem Koch-Erlebnis, das hin und wieder in großen Gemeinschaftsküchen ausgelebt werde. Dass die Fertiggerichte von Nestlé stammen, versteht sich von selbst. Wie das Kochen in den Gemeinschaftsküchen aussieht, darüber schweigt sich die Studie aus.

Szenario 5: Die Rolle von Lebensmittelgeschäften

Laut Nestlé werde 2030 die Grundversorgung mit Lebensmitteln „überwiegend online erfolgen“. In den Lebensmittelgeschäften würden die Menschen aber „Inspiration für Rezepte“ und „leckere und gesunde Produkte“ erhalten. Dass Nestlé hier von „Produkten“ spricht und nicht von Lebensmitteln, macht Sinn – schließlich sollen ja von Nestlé hergestellte Esswaren konsumiert werden, und nicht unverarbeitete Lebensmittel.

Gesunde Ernährung heute und in Zukunft

Wer möglichst naturbelassene Lebensmittel, möglichst in Bio-Qualität, möglichst aus der Umgebung, einkauft und zu Gerichten verarbeitet, kann heute und in Zukunft sicher sein, sich gesund, individuell, ressourcenschonend und gut zu ernähren. Ob dies in einer (kleinen) eigene Küche geschieht oder in der großen Gemeinschaftsküche, spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Und ob dabei Produkte der großen Lebensmittelhersteller konsumiert werden, darf und soll jede und jeder selbst bestimmen.