Gesundheit

So eng sind Haut und Psyche verbunden

22. Jan. 2016 von

Wenn es der Psyche schlecht geht, kann sich das auf der Haut zeigen: Unreinheiten, Ausschläge und Ekzeme sind typische Folgen. Umgekehrt können Hautkrankheiten aber auch seelische Probleme verursachen.

Die Haut macht Emotionen sichtbar

Einige Monate nach der Trennung von ihrem Mann erfährt die Frau, dass ihre Kollegin das Wochenende mit ihrem Exmann verbracht hat. Plötzlich tauchen stark juckende Quaddeln am ganzen Körper auf: Die Diagnose lautet Nesselsucht – eigentlich eine Über­reaktion auf bestimmte Stoffe oder Umwelteinflüsse.

Mit solchen extremen Fallbeispielen verdeutlicht Professor Uwe Gieler seinen Studenten am Universitätsklinikum Gießen, wie eng Haut und Psyche miteinander verbunden sind.

Unsere Haut kann emotionale und psychische Konflikte sichtbar machen, die der Geist nicht verarbeiten kann oder will. Aber auch im Kleinen wird die Verbindung deutlich: Wir ­erröten bei Scham, erblassen vor Schreck oder bekommen bei Furcht eine Gänsehaut, erklärt die Apotheken Umschau.

Haut und Nervensystem sind eng verbunden

„Haut und Nervensystem entstehen bei der Bildung des Embryos aus der gleichen Zellenart, dem Ektoderm“, erklärt Gieler, der zu den weltweit führenden Experten der Psychodermatologie gehört. „Dadurch wird klar, dass es enge Verbindungen gibt.“

Wie tief greifend diese sind, weiß man jedoch noch nicht allzu lange. „Seit knapp 15 Jahren ist bekannt, dass die Nervenenden nicht nur zur Haut, sondern bis in die obersten Hautschichten reichen. Dort finden die Entzündungs­reaktionen statt. Und dadurch lassen sich viele Erkrankungen erklären – von Neurodermitis über Haarausfall bis zu Warzen.“

Stress verursacht ein Wechselspiel zwischen Psyche, Immun-, Nerven- und Hormonsystem: Der Körper bildet Stresshormone, das Immunsystem wird schwächer, und es kommt zu einer Entzündung. So kann Stress auf der Haut sichtbar werden.

Hautkrankheiten können seelisches Leid verursachen

Doch nicht nur innere Prozesse beeinflussen die Haut, andersherum können auch Hautprobleme für seelisches Leid sorgen.

So ist die Depression eine der häufigsten Begleiterscheinungen der Schuppenflechte (Psoriasis), die rote, stark schuppende und juckende Stellen verursacht. Damit beginnt ein Teufelskreis: Viele Betroffene ekeln sich vor ihrem Körper und fühlen sich entstellt. Das bedeutet mehr Stress und dadurch stärkere Symptome.

„Die Lebensqualität ist bei chronischen Hautkrankheiten deutlich eingeschränkt. Das lässt sich mit Diabetes, Herzkrankheiten oder Krebserkrankun­gen vergleichen“, sagt Gieler. Fatal ist, dass Stress die Schübe der Psoriasis auslösen kann, was sich aber nicht sofort zeigt. „Typischerweise dauert es 20 bis 22 Tage, bis die Symptome sichtbar werden. So lange benötigt die äußerste Schicht der Haut, um sich neu zu bilden.“