Neue Studie

Sind Bio-Lebensmittel besser für das Klima?

15. Juli 2018 von

Je veganer die Ernährung, desto größer die ökologischen Pluspunkte durch Bio-Landwirtschaft – besonders für’s Klima. Das zeigt eine neue Studie des Journals „Frontiers in Nutrition“. Die Wissenschaftler nehmen erstmals echte Speisepläne von über 40.000 Menschen unter die Lupe. Und die Ökobilanz der Zutaten gleich dazu.

Gibt es ein Erfolgsrezept für Umweltschutz durch den eigenen Speiseplan? Und welche Rolle spielen die vieldiskutierten „Zutaten“ Bio-Landwirtschaft und vegane Ernährung?

Dass vegane Ernährung dem Planeten deutlich weniger abverlangt als eine, die auch auf tierische Produkte setzt, ist bekannt. Letztere kosten viel mehr Platz, Energie und außerdem zunächst selbst eine Menge Pflanzen – in Form von Tierfutter. Besonders intensive Tierhaltung führt zu enormen Umweltbelastungen. Auch, dass Ökolandbau die konventionelle Landwirtschaft in Punkto Nachhaltigkeit schlägt, zeigen zahlreiche Untersuchungen.

Doch kann „bio“ eine vegane Ernährung noch ökologischer machen? Oder aber die Ökobilanz von Fleisch „retten“? Genau das hat eine neue Studie untersucht, die im Fachmagazin „Frontiers in Nutrition“ erschienen ist.

Drei Kriterien: Treibhausgas-Emissionen, Energiebedarf und Flächenverbrauch

Dafür haben die Forscher erstmals zwei Aspekte auf eine neuartige Weise untersucht: Statt entweder die Anbauweise oder die Ernährungsform, haben sie beides im Zusammenspiel analysiert. Und dabei nicht wie sonst üblich Simulationen als Grundlage herangezogen, sondern reelle Speisepläne von über 40.000 Versuchsteilnehmern. Die Daten stammen aus Fragebögen, in denen die Probanden über mehrere Monate täglich ihr Essverhalten dokumentierten.

Um daraufhin die ökologischen Auswirkungen der verschiedenen Ernährungsweisen zu messen, haben die Forscher im nächsten Schritt die Produktion unter Umweltgesichtspunkten bewertet – also die Ökobilanz von Birne bis Bio-Steak auf landwirtschaftlichen Betrieben. Dafür haben die Forscher drei Kriterien angelegt: Treibhausgas-Emissionen, Energiebedarf und Flächenverbrauch entlang des gesamten Produktionszyklus. Und dabei stets bio mit konventionell verglichen, ebenso wie pflanzliche mit tierischen Erzeugnisse. Ein Ergebnis: Selbst biologisch hergestellte Tierprodukte können es von der Klimabilanz her nicht mit pflanzlichen Erzeugnissen aufnehmen.

Die Forscher betonen zwar, dass biologische Landwirtschaft generell vielfältige Vorteile für die Umwelt bietet, auch unabhängig von den drei Kriterien ihrer Studie. Doch allein kann „bio“ das Klima nicht retten – dafür konsumieren wir zu viele tierische Produkte. Tatsächlich hat die Studie beispielsweise herausgefunden, dass sich in Punkto klimaschädlicher Emissionen Bio- und konventionelles Rindfleisch nichts nehmen. Dasselbe gilt für Milch.

Bio allein reicht nicht, um das Klima zu retten

Die Wissenschaftler erklären dies damit, dass biologische Landwirtschaft zwar viele Emissionen einspart. Doch die artgerechtere Tierhaltung benötigt auch mehr Platz und die Tiere leben deutlich länger bis sie geschlachtet werden – und emittieren dadurch über einen längeren Zeitraum Treibhausgase.

Anders sieht die Lage bei der veganen Küche aus. Die Studie zeigt: pflanzenbasierte Ernährung gewinnt tatsächlich noch weiter an Öko-Pluspunkten, wenn die Zutaten biologisch angebaut werden. Besonders, weil bei der Bio-Landwirtschaft klimaschädliche Emissionen durch den konsequenten Verzicht auf synthetische Dünger eingespart werden. Bezüglich der Zutaten stechen vor allem Bio-Getreide und Hülsenfrüchte, die auf den veganen Speiseplänen tierische Produkte ersetzen, durch ihre Effizienz und gute Ökobilanz hervor.

Dennoch räumen die Wissenschaftler bezüglich der Vollständigkeit ihrer Methode ein, nur Ausschnitte aller umweltrelevanten Kriterien zu beleuchten. So bleiben in der Studie beispielsweise etliche weitere Vorteile von Bio-Landwirtschaft unberücksichtigt, wie den Verzicht auf Pestizide, die Förderung von Biodiversität, intakten Böden oder auch einer besseren Anpassungsfähigkeit auf Klimawandel-Folgen.

Außerdem konnte im Rahmen der Studie auch nicht auf Aspekte wie Regionalität und Saisonalität eingegangen werden. Die Autoren fordern daher mehr Forschung zum Thema, um Stück für Stück weitere Dimensionen von Lieferketten und Ernährung zu verstehen.

Dieser Artikel erschien zuerst im „enorm Magazin“.