Nussallergie

Schützt früher Kontakt mit Erdnüssen vor einer Allergie?

17. Apr. 2015 von

Allergologen empfehlen seit Jahrzehnten, dass Kleinkinder den Konsum allergener Lebensmittel wie Erdnüssen vermeiden, um keine Allergie dagegen zu entwickeln. Doch das könnte genau falsch sein, wie jetzt Forschungen zeigen.

Wie eine große britische Studie jetzt gezeigt hat, kann früher Konsum von Erdnüssen besonders gefährdete Kinder vermutlich vor einer Erdnuss-Allergie schützen. In der Studie senkte der Kontakt zu Erdnuss-Inhaltsstoffen ab dem ersten Lebensjahr das Risiko für eine spätere Erkrankung um mehr als 80 Prozent.

Die Mediziner um Gideon Lack vom King’s College London vermuten, dass sich dieses eindeutige Resultat auf die Empfehlungen von Fachgesellschaften auswirken könne, wie sie im „New England Journal of Medicine“ erklären. Möglicherweise trage gerade die Meidung allergener Lebensmittel zur Zunahme von Allergien bei, so Lack.

Zahl der Erdnuss-Allergiker hat sich verdoppelt

Die Ergebnisse der britischen Studie könnte jetzt einen wichtigen Hinweis geben, weshalb Lebensmittelallergien seit Jahrzehnten deutlich zunehmen. In den Industrieländern habe sich die Verbreitung von Erdnuss-Allergien innerhalb von zehn Jahren verdoppelt, schreiben die Forscher.

Die britischen Forscher um Lack verweisen darauf, dass Erdnuss-Allergien unter jüdischen Heranwachsenden in Großbritannien wesentlich häufiger sind als zum Beispiel in Israel, wo viele Kinder schon im ersten Lebensjahr Erdnuss-haltige Speisen essen.

Beugt früher Kontakt einer späteren Allergie vor?

Lange Zeit rieten Ärzte und Allergologen den Eltern gefährdeter Kinder, allergene Lebensmittel möglichst zu meiden. „Diese Empfehlung ist inzwischen in den Leitlinien zurückgezogen, aber nicht umgekehrt worden", sagt Beyer, die Leiterin des Kinderallergologischen Studienzentrums gegenüber dem Focus. "Wir haben einfach bislang keine Ahnung.“

Trotz der ersten Begeisterung über die Befunde, müssen diese zunächst durch andere Studien bestätigt werden, bevor man daraus generelle Empfehlungen ableiten kann.

Auch Lack selbst interpretiert seine Resultate zurückhaltend und betont: „Die Studie schloss jene Kinder aus, die schon früh deutliche Zeichen für eine Erdnuss-Allergie hatten.“ Effektivität und Sicherheit in dieser Gruppe müssten noch geprüft werden. „Eltern von Kindern mit Ekzem oder Hühnereiweiß-Allergie sollten mit einem Allergologen oder Kinderarzt sprechen, bevor sie ihnen Erdnussprodukte geben.“