Geniale Idee

Rucksäcke aus Reissäcken – für den guten Zweck

14. März 2018 von

„Goa“ und „Mumbai“ – nicht nur die Namen der Taschen von Rice Love sind von ihrem Heimatland inspiriert. Auch die bunten Farben und das Material, das aus recycelten Reissäcken besteht, erinnern an Indien.

Bei Rice Love, dreht sich, wie der Name schon verrät, Alles um Reis. Die Taschen, Rucksäcke und Beutel, die das Unternehmen anbietet, werden aus recycelten Reissäcken gefertigt – und für jedes verkaufte Teil erhält eine bedürftige Familie in Indien oder Nepal ein Kilo Reiskörner.

Rucksäcke aus Reissäcken

Dort spielt das Getreide wie in vielen asiatischen Kulturen eine bedeutende Rolle: Es wird als Symbol für Fruchtbarkeit, Wachstum und Reinheit gesehen und ist das Grundnahrungsmittel der Bevölkerung. Morgens, mittags und abends – üblicherweise wird Reis dort zu jeder Mahlzeit verspeist.

Coney Pulla, einer der Gründer von Rice Love ist mit dieser Art der Ernährung groß geworden. Als „Unberührbarer“ wuchs er in der ärmsten Schicht der indischen Gesellschaft auf und erlebte von Hunger umgeben, wie viel ein Sack Reis wert sein kann. Als Pulla die Möglichkeit erhielt, an einer amerikanischen Universität in Hawaii zu studieren, sah er eine Chance seiner Familie einen Weg aus der Armut zu ermöglichen. Er wusste aber auch, dass er seinem Heimatland und den Menschen, mit denen er aufgewachsen war, etwas zurückgeben wollte.

Als er im Dezember 2014 seinen Abschluss machte, war die Idee für Rice Love bereits geboren. In seiner College-Zeit war er dem Amerikaner Corbin Thomander begegnet, der seinen Wunsch teilte etwas gegen den Hunger auf der Welt zu unternehmen.

Nach viel Recherche und ausgiebigen Gesprächen hatten die beiden einen Plan aufgestellt: In Indien wollten sie die vielen, leeren Reissäcke, in denen früher die Körner gelagert wurden nutzen und wiederverwerten – die umweltfreundlichen Taschen wollten sie verkaufen, um damit Nahrung für bedürftige Familien finanzieren. Ein Plan, der schon bald nach Pullas College Abschluss und Thomanders Ausstieg aus seinem Job in die Tat umgesetzt wurde.

Eine Tasche - eine Geschichte - ein Kilo Reis

Heute entstehen in Pullas Heimat in Indien aus den vollständig biologisch abbaubaren Jurtesäcken und unter Fair-Trade-Bedingungen farbenfrohe Taschen. Da sie von den indischen Näherinnen in Handarbeit gefertigt werden, gleicht keine Tasche der anderen. Eine eigene Geschichte erzählt auch die Nummer, die jedem Beutel beigelegt wird. Gibt man diese auf der Rice-Love-Website ein, erfährt man in einem Blogbeitrag mehr über die Familie, die man mit seinem Kauf unterstützt.

Die Familien werden immer temporär unterstützt, wenn sie sich durch Schicksalschläge wie Krankheit oder Arbeitsverlust in akuter Not befinden. So wie die Familie von Mallama: Da ihr Mann an Lepra erkrankt ist, muss sie alleine für die Ernährung der Familie aufkommen und ihre Tochter in ihrer Schulbildung unterstützen. Mit elf Arbeitsstunden pro Tag ist das kaum zu schaffen.

Es seien diese Krisen, in denen Familien oft zerbrechen, berichtet Thomander in einem Interview mit One Campus. Um das zu verhindern bietet Rice Love Unterstützung in Form von einer Monatsration- Reis, die zwischen 20 und 25 Kilo beträgt. So ließen sich die Familien besser entlasten, als mit dem Spenden von einzelnen Kilo-Rationen, die nur für ein bis zwei Tage ausreichen würden. Genau genommen lautet das Prinzip von Rice Love also nicht: Eine Tasche für ein Kilo Reis, sondern 25 Taschen für 25 Kilo Reis.

Auf diesem Weg hat Rice Love bereits über 400 Familien unterstützt: „Ein riesiger Schritt, für uns und die Menschen, die die Hilfe erhalten“, sagt Thomander im Interview mit One Campus, „aber nicht groß genug, um das Problem zu beheben.” Denn das Hungerproblem in Indien ist massiv: Laut der Welthungerhilfe sind dort vier von zehn Kindern unterernährt. Da Reis für eine ausgewogene Ernährung nicht ausreicht, versucht Rice Love zunehmend die Spenden mit anderen Lebensmitteln zu erweitern.

Wer Rice Love bei ihrem Kampf gegen den Hunger unterstützen will, kann dies durch den Kauf einer der recycelten Taschen tun. Leider werden diese aus Amerika verschickt und müssen damit einen langen (wenig klimafreundlichen) Weg nach Deutschland zurücklegen. Auch die Versandzeit- und kosten können deswegen variieren.

Dieser Artikel von Pia Wagner erschien zuerst im „enorm Magazin“.