Langzeitstudie des Umweltbundesamts

Pestizid in Urin von Menschen nachgewiesen

28. Jan. 2016 von

Glyphosat ist das meistverkaufte Unkrautvernichtungsmittel in Deutschland. Jetzt zeigt eine Studie des Umweltbundesamts, dass das Pestizid bereits im menschlichen Urin nachzuweisen ist.

Die EU-Zulassung für Glyphosat läuft im Sommer 2016 aus. Bauernverbände plädieren für eine Verlängerung der Zulassung des günstigen Pestizids. Kritiker hoffen darauf, dass Glyphosat in Zukunft nicht mehr verwendet werden darf.

Eine jetzt veröffentlichte Langzeitstudie des Umweltbundesamts (UBA) zeigt: Rückstände des Stoffes lassen sich mittlerweile sogar im Urin von Menschen nachweisen. Das UBA sieht Klärungsbedarf.

Ist Glyphosat krebserregend oder nicht?

Bei der Frage, wie schädlich das Pestizid ist, scheiden sich die Geister. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend“ ein.

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) und das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) halten das Ackergift hingegen für „wahrscheinlich nicht krebserregend“.

Langzeitstudie entdeckt Glyphosat im Urin

Eine kürzlich veröffentlichte Langzeitstudie des Umweltbundesamts (UBA) warnt allerdings vor den möglichen Risiken des Pestizids. In der Studie wurden rund 400 Probanden zwischen 2001 und 2015 untersucht. Etwa 40 Urinproben testeten die Forscher pro Jahr.

„Über einen Zeitraum von 15 Jahren konnte eine eindeutige Anreicherung von Glyphosat im Urin festgestellt werden“, lautet es in der Mitteilung des UBA. Während sich 2001 nur bei zehn Prozent der TeilnehmerInnen Glyphosat im Urin nachweisen ließ, fand man es 2013 schon bei knapp 60 Prozent der Testgruppe, 2015 entdeckte man das Pestizid bei 40 Prozent der Probanden.

Nicht nur im Urin findet man Glyphosat, auch Rückstände in Lebensmitteln — wie beispielsweise Backwaren — werden regelmäßig gefunden. Experten vermuten, dass das Pestizid über die Nahrung in den Körper gelangt — eindeutig geklärt ist das aber noch nicht.

UBA sieht „Forschungsbedarf“

Zwar liegt selbst der höchste im Urin gemessene Wert um den Faktor 1000 niedriger als die EU-Lebensmittelbehörde für vertretbar hält (0,5 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht gelten dort offiziell als ungefährlich). Dennoch sieht das UBA Forschungsbedarf.

„Wir müssen die Datenlage zur Belastung beim Menschen verbessern. Insbesondere bei Kindern wissen wir bisher kaum etwas,“ erklärt UBA-Präsidentin Maria Krautzberger.

Verzicht auf Pestizide gefordert

Die aktuellen Untersuchungsergebnisse des UBA bestätigen und verstärken dessen langjährigen Einsatz für eine Reduzierung von Pestiziden in der Landwirtschaft.

Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat in Untersuchungen Glyphosat im Urin gefunden und fordert, den Einsatz des Pestizids in der Landwirtschaft deutlich zu reduzieren. Es sei „inakzeptabel, die Bevölkerung einer Substanz auszusetzen, die die WHO als wahrscheinlich krebserzeugend“ eingestuft

5-Punkte-Plan des Umweltbundesamts

Das UBA ruft in einem „5-Punkte-Programm für einen nachhaltigen Pflanzenschutz“ zum Umdenken auf. Besonders wichtig sei es, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu minimieren. Bisher landen etwa 100 Tausend Tonnen pro Jahr auf den deutschen Feldern.

Für Maria Krautzberger vom UBA ist klar: „Der Pflanzenschutz mit Chemie ist einer der Hauptgründe für den Verlust der biologischen Vielfalt auf unseren Äckern. Dass es anders geht zeigt der Ökolandbau, der weitgehend auf Pflanzenschutzmittel verzichtet.“