Meist aus Kosmetika und synthetischer Kleidung

Mikroplastik sogar in Tiefsee-Tieren nachgewiesen

22. Aug. 2017 von

Laut „Umweltbundesamt“ schwimmen 140 Millionen Tonnen Plastikmüll in den Ozeanen. Doch nur ein Bruchteil davon ist an der Oberfläche sichtbar. Viel häufiger treibt der Abfall in Form von Kunststoffpartikeln durch die Meere und verunreinigt inzwischen auch die Tiefsee.

Als Mikroplastik werden Plastik-Partikel bezeichnet, die kleiner als 5 Millimeter sind. Von ihm gibt es zwei Arten: Primäres Mikroplastik kommt vor allem in Kosmetik- oder Pflegeartikeln als Füll-, Schleif- oder Bindemittel zum Einsatz. Aufgrund ihrer sehr geringen Größe können Klärwerken die Teilchen nicht vollständig herausfiltern und sie gelangen über Fließgewässer ins Meer, erklärt so das Umweltbundesamt“.

Sekundäres Mikroplastik stammt dagegen direkt vom herumschwimmenden Abfall. Gemeint sind die Partikel, die sich im Laufe der Zeit durch physikalische, biologische und chemische Zerfallsprozesse von weggeworfenen Kunststoffprodukten lösen.

Gesundheitsschäden bei Meerestieren

Bekannt und nachgewiesen ist, dass Mikroplastik eine Gefahr für Meeresorganismen darstellt. Die Partikel sind beispielsweise für die Dezimierung von Auster-Beständen verantwortlich, verstopfen Magen und Darm von Seevögeln und lösen Entzündungen sowie Leberschäden bei Fischen aus.

Abgesehen davon kann das Mikroplastik über Meerestiere und -früchte, die es aufgenommen haben, auch in die Nahrungskette des Menschen gelangen.

Plastik sogar in 1.800 Metern Tiefe

Die Erkenntnis, dass Nanokunststoffe inzwischen in Tiefen abgesunken sind, in denen der Mensch normalerweise nicht vordringt, ist allerdings noch recht neu: 2016 veröffentlichte ein Forscherteam der Universität Oxford im Fachjournal „Scientific Reports“ einer Studie über die Verschmutzung der Meeresböden. Dafür untersuchten die Wissenschaftler Proben aus Meerestiefen von bis zu 1.800 Metern, in denen sie immer wieder kleinste Reste von Nylon-, Polyester- oder Acryl-Fasern nachweisen konnten.

Anschließend sezierten sie einige Tiefseetiere, die ihre Nahrung aus dem Boden beziehen. „Wir haben daraufhin die Mikrofasern in einer breiten Palette von Tieren gefunden, etwa in Korallen, Springkrebsen oder Seegurken“, zitiert die „ZEIT“ Zoologin und Studienleiterin Michelle Taylor. Damit konnte zum ersten Mal der Beweis erbracht werden, dass selbst Tiefseeorganismen Mikroplastik verzehren.

Vermeintliches Futter nur synthetischer Stoff

Offensichtlich halten die Meeresbewohner die Partikel für „Meeresschnee“, also Flocken aus abgestorbenen Algen, toten Tieren und Ausscheidungen kleiner Lebewesen. Nachdem sich Bakterien auf diesen Flocken absetzen, sinken sie ab und dienen der Tiersee-Flora als Futter.

Einen Teil der Forschungsgelder investierte das Team dann in die forensische Analyse der Plastikpartikel. Zwar sei eine präzise Prüfung nicht möglich gewesen, doch stammten sie wohl aus synthetischer Kleidung oder Teppichen, von Kosmetika oder Resten von geborstenen Fischernetzen.

Folgen für die Tiefseefauna noch ungewiss

Noch gebe es keine Erkenntnisse darüber, was das Mikroplastik in den Tiefseelebewesen bewirkt, schreiben die Experten in ihrem „Scientific Reports“-Artikel.

Sie müssten aber davon ausgehen, dass sie die Tiere auf Dauer krank machen. Für genauere Ergebnisse seien weitere Studien notwendig. Das gelte ebenso für die Beantwortung der Frage, wie gefährlich dieses Plastik eigentlich für Menschen ist.