Wie viel Wasser verbrauchst Du?

Mangelware Wasser – Konflikte sind vorprogrammiert

26. Apr. 2018 von

Die steigende Weltbevölkerung, Dürreperioden, Wasserverschmutzung und die Verschwendung von Wasserressourcen machen sauberes Trinkwasser zu einem knappem Gut. In Zukunft werden wir immer mehr Konflikte um Wasser lösen müssen. Daran ist auch unser Konsumverhalten Schuld.

Wie steht es um unsere Wasservorräte?

Obwohl unser blauer Planet zu 70 Prozent mit Wasser bedeckt ist, sind gerade mal drei Prozent davon trinkbares Süßwasser. Und selbst das ist nicht immer erreichbar, sondern zum Beispiel auch in Gletschern, im Nord- und Südpol oder als Grundwasser gespeichert.

Dennoch ist es für viele Menschen selbstverständlich, dass zu jeder Tages- und Nachtzeit trinkbares Wasser aus dem Hahn kommt. Doch laut Experten haben derzeit 750 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Und das Wasser wird knapper:

Immer mehr Menschen haben einen höheren Lebensstandard und verbrauchen infolgedessen immer mehr Wasser – denn die Produktion von Essen (vor allem Fleisch), Kleidung oder Technik benötigt Unmengen der wertvollen Ressource. Aber auch der Klimawandel vernichtet große Mengen an Süßwasser. Zum einen mischt sich das Schmelzwasser von Gletschern und Polen unwiederbringlich mit Salzwasser. Zum anderen zählt die Schädigung von Ökosystem zu den wichtigsten Ursachen für die Probleme bei der Wasserbewirtschaftung.

Wenn wir nicht einlenken, werden nach Prognosen des UN-Weltwasserberichts im Jahr 2050 4.8 bis 5.7 Milliarden Menschen mindestens einen Monat pro Jahr unter Wasserarmut leiden. Konflikte sind da vorprogrammiert.

Klimawandel und kaputte Ökosysteme

Mindestens zwei Drittel der weltweiten Waldflächen und ein Großteil der landwirtschaftlich genutzten Böden sind in einem schlechtem Zustand. Seit dem Jahr 1900 sind 64 bis 71 Prozent der natürlichen Feuchtgebiete durch das Wirken des Menschen verloren gegangen.

Außerdem ist davon auszugehen, dass durch den Klimawandel die Niederschläge zwar um insgesamt drei bis fünf Prozent zunehmen, der Regen sich aber ungleich verteilt. Feuchte Gebiete werden mit mehr Niederschlag und Überschwemmungen rechnen müssen, was die Grundwasserqualität enorm verschlechtert. Trockene Gegenden – wie weite Teile Südamerikas und des südlichen Afrikas – werden vermehrt mit Dürren zu kämpfen haben.

Diese Entwicklung sehen wir im Moment zum Beispiel in Südafrika: Seit Anfang des Jahres ist es in der Region um die Hauptstadt Kapstadt so trocken, dass die Bewohner ihren Wasserverbrauch drastisch reduzieren müssen. Im Januar wurde die monatliche Wasserration noch einmal fast halbiert – auf 50 Liter am Tag.

Laut des aktuellen Weltwasserberichts der Vereinten Nationen leben schon heute 3.6 Milliarden Menschen in Gebieten, in denen mindestens in einem Monat pro Jahr das Wasser knapp wird.

Wie viel Wasser brauchen wir?

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fordert: Jedem Menschen sollten mindestens 50 Liter sauberes Trinkwasser für die tägliche Grundversorgung zur Verfügung stehen. Diese Menge ist gerade genug, damit Menschen ihren Durst stillen, sich waschen und Lebensmittel säubern und kochen können, ohne dass es hygienisch bedenklich wäre.

Für eine optimale Wasserversorgung rechnet die „WHO“ allerdings fast mit doppelt so viel Wasser. Erst bei rund 100 Litern ist eine Gesundheitsgefahr ausgeschlossen. Jeden Tag sterben über 1.500 Kinder unter fünf Jahren an Durchfallerkrankungen, verursacht durch verschmutztes Trinkwasser, fehlende Toiletten und mangelnder Hygiene.

Im Vergleich dazu: Jeder Deutsche verbraucht allein für die Toilettenspülung rund 30 Liter Wasser am Tag. Der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch der Deutschen liegt bei 120 Litern Trinkwasser. Doch dabei bleibt es nicht, rechnet man das ganze Wasser mit, das wir durch unseren Konsum täglich indirekt auf der Welt verbrauchen.

Wie viel virtuelles Wasser verbrauchst Du?

Wichtig ist also nicht nur, wie viel Wasser wir zu Hause im Kochtopf nutzen oder mit der Waschmaschine verbrauchen. Wichtig ist auch, welche enormen Wassermengen bei der Produktion von Lebensmitteln und Co. in anderen Teilen der Erde verbraucht werden. Fleisch, Avocados, Kaffee und Baumwollkleidung – es gibt viele Produkte, die absolute Wasserfresser sind und trotzdem täglich im unserem Einkaufskorb landen.

Die Landwirtschaft verbraucht 70 Prozent des weltweit genutzten Wassers; in den am wenigsten entwickelten Ländern liegt die Quote sogar bei 90 Prozent. Das Wasser wird dort entnommen, wo es oft schon knapp ist.

Die Produktion von Exportgütern raubt Wasser in anderen Ländern. Wenn wir diese Güter konsumieren, steigt damit auch unser Wasserverbrauch enorm an. Laut der „Tagesschau“ auf täglich 5.200 Liter pro Kopf.

Wasserfresser Landwirtschaft

Für die Produktion eines Rindersteaks sind beispielsweise 2.000 Liter Wasser nötig, bevor es bei uns auf dem Teller landet. Auch der enorme Avocado-Boom der letzten Jahre macht sich zum Beispiel in Chile – dem weltweit größten Avocado-Exporteur – durch akute Wasserknappheit bemerkbar. Viele Landwirte bauen statt traditionellen Früchten die lukrative Trendfrucht an. 320 Liter Wasser sind nötig, bis eine einzige Avocado reif ist.

Für ein konventionelles T-Shirt aus Baumwolle rechnet man mit rund 8.000 Litern Wasser, denn die Baumwollpflanze wächst in trockenen Gegenden, braucht aber viel Wasser bis sie erntereif ist. Das gilt auch für Kaffee: Eine Tasse Kaffee kommt auf rund 140 Liter Wasser bei der Herstellung.

Viele dieser Produkte stammen aus Ländern, in denen Wasser generell ein knappes Gut ist. Die Versorgung der lokalen Bevölkerung mit Wasser sollte Vorrang haben vor der Wassernutzung für Exportgüter. Durch die intensive Landwirtschaft und den enormen Wasserverbrauch der Plantagen werden die Böden ausgetrocknet und zudem oft mit Düngern und Chemikalien belastet. Akute Wasserknappheit und sinkenden Grundwasserspiegel sind die Folge.

Wasser sparen. Ja, aber wie?

Unser Verhalten wirkt sich auf die globale Wasserversorgung aus. Sich das bewusst zu machen, ist ein erster Schritt in Richtung Wassersparen. Öfter mal Regionales und Saisonales in den Einkaufskorb legen und weniger Produkte kaufen, die in der Herstellung enorm viel Wasser verbrauchen. Das wirkt sich positiv auf den Wasserhaushalt in den Produktionsländern aus.

Aber auch unser Verhalten im Urlaub spielt eine Rolle. Denn Touristen haben im Gegensatz zur einheimischen Bevölkerung einen sehr hohen Ressourcenverbrauch während ihres Aufenthalts – und das auch in Ländern, in denen das Wasser knapp ist und die Abwasseraufbereitung zu wünschen übrig lässt. Biologisch abbaubare Shampoos und Co. und ein nachhaltiger Umgang mit Wasser sollten bei der nächsten Reise also auf jeden Fall mit im Gepäck sein.

Aber vor allem auf globaler politischer Ebene muss sich was tun: Im aktuellen Weltwasserbericht nennt die „UNESCO“ verschiedene naturbasierte Lösungsansätze, die bisher wenig Aufmerksamkeit erhalten haben und vor allem weltweit zu wenig finanziell unterstützt wurden. Dazu zählen Pläne zur Wiederaufforstung von Wäldern oder die gezielte Grundwasseranreicherung, die eine wichtige Rolle bei der Verbesserung der Wasserversorgung und -qualität spielen. Zum anderen muss vor allem in der Landwirtschaft die Ressource Wasser effizienter genutzt werden, zum Beispiel durch verbesserte Bewässerungssysteme.

Besonderes Potenzial haben auch Wasserrückhaltebecken zur Grundwasseranreicherung. Die Stadt New York etwa schützt seit den späten 1990er Jahren ihre drei größten Wassereinzugsgebiet – ähnlich wie es die Stadtwerke München im Mangfalltal tun. Notwendig für all das sind aber mehr Geld für den Ausbau und die Erforschung von naturbasierten Lösungen sowie deren Umsetzung.

Nachhaltige Reformen

Der weltweite Wasserverbrauch hat sich zwischen 1930 und 2000 etwa versechsfacht. Dafür sind die Verdreifachung der Weltbevölkerung und die Verdoppelung des durchschnittlichen Wasserverbrauchs pro Kopf verantwortlich. Aber auch der Klimawandel und eine wasserintensive und ineffiziente Landwirtschaft spielen eine große Rolle. Für eine nachhaltige Wasserbewirtschaftung brauchen wir ein Umdenken und nachhaltige, naturbasierte Reformen – im Privaten, aber vor allem auch auf politischer Ebene.

Wer wissen will, wie es um den ganz persönlichen Wasserverbrauch steht, kann das im Wasser-Fußabdruck-Rechner von „Aqua-Path“ errechnen lassen.