Internationale Schlafgewohnheiten

Mal ehrlich: Gehst du zu spät ins Bett?

18. Mai 2016 von

Die Deutschen schlafen im internationalen Vergleich relativ wenig. Meist verschiebt sich die Einschlafzeit aufgrund beruflicher & sozialer Verpflichtungen nach hinten. Doch kurze Nächte schmälern die Leistungsfähigkeit.

Die Deutschen sind unterdurchschnittlich im Bett, zumindest was die Schlafzeit anbetrifft. Der Deutsche schläft rund 7 Stunden und 45 Minuten, wie Forscher in einer aktuellen Studie berichten. Das ist im Vergleich zu anderen Nationen relativ wenig.

In diesen Ländern schläft man am wenigsten

Die kürzeste Nachtruhe in Industrienationen haben Menschen in Japan und Singapur mit durchschnittlich 7 Stunden und 24 Minuten. Die längste Nachtruhe wiederum gönnen sich die Niederländer mit 8 Stunden und 12 Minuten.

Die Deutschen liegen mit etwa 7 Stunden und 45 Minuten Schlaf pro Nacht unterhalb des Durchschnitts der 20 untersuchten Länder. Diese Ergebnisse liefert eine neue große Studie, die das Schlafverhalten Tausender Personen erstmals detailliert mit einer Smartphone-App aufgezeichnet hat.

Jede halbe Stunde Schlaf zählt

Auch wenn die Spannbreite der Schlafzeiten nicht so groß erscheine, bedeute jede halbe Stunde Schlaf einen deutlichen Unterschied was Leistungsfähigkeit des Gehirns und auch Langzeitgesundheit betreffe, schreibt das Team um die US-Forscherin Olivia Walch von der University of Michigan im Journal Sciences Advances.

Zudem ergab die Studie, dass vor allem der Zeitpunkt des Einschlafens durch die Umgebung und soziale Normen bestimmt ist und häufig nach hinten verschoben wird. Das geht teilweise entgegen dem eigenen Schlafbedürfnisses.

Auf die Aufwachzeit habe hingegen die biologische Uhr einen starken Effekt, nicht nur der Wecker. „Über alle Daten hinweg scheint es so zu sein, dass die Gesellschaft die Einschlafzeit regelt und die innere Uhr des Einzelnen die Aufwachzeit, und dass eine spätere Einschlafzeit zu einem Verlust an Schlaf führt“, erklärt Mitautor und Mathematiker Daniel Forger.

Männer schlafen weniger als Frauen

Die Auswertung der Daten von rund 5500 Teilnehmern hat außerdem gezeigt: Männer mittleren Alters schlafen am wenigsten, oft weniger als die empfohlenen sieben bis acht Stunden pro Nacht.

Frauen schlafen hingegen durchschnittlich etwa 30 Minuten länger als Männer, vor allem zwischen 30 und 60 Jahren.

Meist gehen Menschen, die sich tagsüber unter freiem Himmel aufhalten früher ins Bett und bekommen damit mehr Schlaf.

Schlafentzug kann krank machen

Zu wenig Schlaf gilt als Risikofaktor für Diabetes, Übergewicht, hohen Blutdruck und könne sich auch auf die Leistungsfähigkeit auswirken, warnen die Forscher.

„Es dauert nicht viele Tage mit zu wenig Schlaf, bis man funktional betrunken ist“, warnte die Schlafwissenschaftlerin Olivia Walch. Viele überschätzen dann die eigne Leistung. „Die Leistung lässt nach, aber die eigene Wahrnehmung der Leistung nicht.“