Spenden fürs gute Gewissen

Lassen sich Emissionen ausgleichen?

02. Nov. 2018 von

2017 wurde die größte Menge an Treibhausgasen seit Beginn der Messungen ausgestoßen. Bei vielen Reiseanbietern kannst Du Dein Gewissen über das Bezahlen eines Emissionsausgleichs erleichtern. Doch wie sinnvoll ist das wirklich?

Sie sind eigentlich ein ganz normaler Bestandteil der Erdatmosphäre – Treibhausgase wie Kohlendioxid, Methan und Lachgas reflektieren die auf die Erde auftreffenden Sonnenstrahlen und sorgen damit für das gemäßigte Klima, das das Leben auf unserem Planeten erst möglich macht.

Gelangen durch den Menschen zu viele dieser Gase in die Erdatmosphäre – kommt es zum Treibhauseffekt: Der sorgt für einen rapiden Temperaturanstieg, er lässt die Pole schmelzen, führt zu einem ansteigenden Meeresspiegel und ist letztlich eine Bedrohung für das Leben auf der Erde.

Die CO2-Bilanz im Blick

Für über die Hälfte des menschgemachten Treibhauseffekts ist der vermehrte Ausstoß von Kohlenstoffdioxid (CO₂) verantwortlich. Nach Angaben des „Umweltbundesamt“ verursacht jeder Mensch in Deutschland im Durchschnitt 12,5 Tonnen Kohlenstoffdioxid im Jahr.

Dieser sogenannte CO2-Fußabdruck entsteht größtenteils durch Aktivitäten, bei denen fossile Brennstoffe wie Öl, Kohle oder Gas zur Energiegewinnung verbrannt werden. Der in den Stoffen enthaltene Kohlenstoff verbindet sich bei der Verbrennung mit dem Sauerstoff in der Luft. Diese Verbindung reichert sich dann als CO2 in der Atmosphäre an.

Generell lässt sich der private CO2- Verbrauch in die drei Kategorien Energie, Konsum und Mobilität einteilen. Besonders gravierend sind Flugreisen. Während eines Hin- und Rückflugs von Berlin nach Grenada werden alleine 4.830 Kilogramm CO2 freigesetzt. Verglichen mit der Menge von 100 Kilogramm Kohendioxid– die bei der einjährigen Nutzung eines Kühlschranks anfallen – sind diese Werte gravierend.

Wie kann ich meine Emissionen kompensieren?

Hinter diesem Hintergrund bieten viele Reiseportale, Busgesellschaften und Fluglinien die Möglichkeit an, den CO2-Ausstoß bei der Buchung einer Reise durch eine freiwillige Spende auszugleichen.

Die Idee dahinter: Für das Klima der Erde ist es nicht ausschlaggebend, an welchem Ort die Treibhausgase in die Atmosphäre gelangen. Das Kohlenstoffdioxid, das aufgrund meiner Flugreise in die Atmosphäre gelangt, kann nach dieser Theorie auch bei einem Umweltprojekt in Sri Lanka wieder eingespart werden.

Die von den Reiseanbietern angebotenen Zertifikate kommen von externen Anbietern. Auf deren Plattformen kannst Du auch direkt Deinen persönlichen CO2-Verbrauch berechnen und über eine freiwillige Spende ausgleichen.

Unternehmen wie „Atmosfair“ werben mit „effektive(m) Klimaschutz durch CO2-Kompensation“. Für einen Flug von Berlin nach Dublin berechnet das System auf der Homepage einen Verbrauch von 769 Kilogramm Kohlendioxid pro Person. Das entspricht einer freiwilligen Spende von 18 Euro, die an ein selbst gewähltes Umweltprojekt gespendet werden können.

Welche Projekte werden unterstützt?

Plattformen wie „Atmosfair“ entwickeln entweder selbst Klimaschutzprojekte, oder sie erwerben Zertifikate aus bereits bestehenden Projekten und bieten diese dann den Kunden an. Viele der Projekte finden in ärmeren Ländern der Welt statt. Sie unterstützen die Verwendung Erneuerbarer Energien, verhindern Abholzung oder sorgen für die Reduzierung von Kohlendioxid in der Landwirtschaft.

Über die verschiedenen Qualitätsstandards informiert das „Umweltbundesamt“ ausführlich in einer Broschüre. Eines der dort vorgestellten Projekte unterstützt beispielsweise die Verwendung von Biogas in Nepal. Dort kochen viele Menschen über dem offenen Feuer. Die Beiträge der Emissionsausgleiche unterstützen dort die Einrichtung von Kleinbiogasanlagen, die Agrarabfälle durch anerobe Vergärung in Biogas umwandeln. Eine dieser Anlagen spart im Durchschnitt circa drei Tonnen CO2 im Jahr ein und trägt gleichzeitig zum Schutz der Gesundheit insbesondere von Kindern und Frauen bei, die durch den Qualm des Feuers in den Küchen oft hohen Gesundheitsrisiken ausgesetzt sind.

Lässt sich Umweltverschmutzung einfach wegspenden?

Die Antwort auf diese Frage ist eindeutig – so einfach ist die Sache leider nicht. Natürlich ist die finanzielle Unterstützung der Projekte keine schlechte Sache, aber auch keine Zauberei. Der CO2-Ausstoß wird durch die Spende schließlich nicht rückgängig gemacht, sondern nur aufwendig an einer anderen Stelle ausgeglichen.

Auch bei den verschiedenen Anbietern der Emissionsausgleiche gibt es teilweise gravierende Unterschiede. Bei der Auswahl einer Plattform solltest Du darauf achten, dass die Betreiber der Plattform auf die Vermeidung von Kohlendioxid als erste Maßnahme zum Klimaschutz aktiv hinweisen. Außerdem sollte die Berechnung verständlich erklärt werden und die Projekte wie auch die Herkunftsländer der Zertifikate sollten transparent und nachvollziehbar aufgeführt sein.

Nach der Verwendung des Zertifikats sollte dieses unwiderruflich gelöscht werden. Um Dir sicher zu sein, dass Dein Zertifikat nicht öfters verkauft wird, kannst Du außerdem einen Löschungsnachweis vom Anbieter einfordern.

Grundsätzlich gilt: Besser einsparen als wieder gutmachen. Nach dem Prinzip Vermeiden – Reduzieren – Kompensieren solltest du die CO2-Kompensation lediglich als eine Notlösung ansehen. Besser ist es, Energie zu sparen oder auf CO2-ärmere Alternativen zurückzugreifen, wie beispielsweise kürzere Strecken mit der Bahn zu fahren, anstatt ins Flugzeug zu steigen.

Auch wichtig zu wissen: Jeder Mensch hat einen ganz individuellen Kohlendioxid-Verbrauch. Mit dem CO2-Rechner vom „Umweltbundesamt“ kannst Du Deinen Verbrauch genau berechnen und sehen, an welchen Stellen Du CO2 einsparen und damit Deinen Teil für den Klimaschutz beitragen kannst.