EU-Programm

Kostenloses Obst an Schulen beeinflusst das Essverhalten von Kindern

07. Feb. 2018 von

Kostenlos Obst und Gemüse zu bekommen – generell kostenlose Mahlzeiten – ist schon eine feine Sache. Umso besser, wenn die positive Wirkung über das reine Essen des Essens hinausgeht. So wie bei einem EU-Programm für Grundschulen.

Obst und Gemüse und Kinder ist fast schon ein Oxymoron. Die Ablehnung der Kleinsten gegen alles, was auch nur den Anschein von „gesund“ hat, ist geradezu legendär – und ebenso schädlich. Denn Obst und Gemüse gehören zu einer ausgewogenen und gesunden Ernährung dazu.

Schulen verteilen kostenloses Obst und Gemüse

Um diese Diskrepanz zwischen Wollen und Müssen aufzubrechen, soll es helfen, Kindern und Jugendlichen Obst und Gemüse kostenlos an Schulen zur Verfügung stellen. Die EU fördert ein entsprechendes Programm für Grundschulen seit 2009 mit inzwischen 150 Millionen Euro jährlich, wovon etwa 26 Millionen auf Deutschland entfallen.

Hierzulande nehmen allerdings nur zwölf Bundesländer an der Obst- und Gemüseverteilung teil. Berlin, Brandenburg, Hamburg und Hessen verzichten auf die EU-Mittel. Dazu sei allerdings gesagt, dass die Länder das Programm von sich aus bezuschussen müssen, das sind je nach Umfang einige 10.000 bis zu 2,5 Millionen Euro. Dieser Zwang zur Kofinanzierung entfällt allerdings seit dem Schuljahr 2017/2018.

Mehr Obst und Gemüse – auch wenn nichts ausgegeben wird

Kindern kostenlos den Zugang zu Obst und Gemüse zu ermöglichen ist zwar gut – aber bringt das auch etwas über den reinen Konsum der Früchte hinaus? Forscher der Universitäten Bonn und Koblenz-Landau wollten genau das wissen – und vor allem, ob es einen Unterschied macht, ob die Schüler zwei- oder dreimal pro Woche mit frischem Obst und Gemüse versorgt werden.

Die Forscher fassen ihre Ergebnisse so zusammen, dass die Kinder signifikant mehr Obst und Gemüse essen, wenn sie in der Schule kostenlos zu Apfel, Banane und Gurke greifen können. Und weiter: „Die teilnehmenden Schüler haben auch an Tagen ohne Schulobstausgabe deutlich häufiger Obst und Gemüse verzehrt“, sagt Prof. Monika Hartmann von der Uni Bonn. Ob die Schüler zwei oder dreimal pro Woche Obst und Gemüse bekamen, spielte dabei kaum eine Rolle.

Nordrhein-Westfalen, wo die Forscherinnen ihre Studie durchführten, nimmt seit dem Beginn 2009 an dem EU-Programm teil. Zunächst wurden die Schulen an allen Schultagen mit Obst und Gemüse beliefert, um mehr Einrichtungen einbeziehen zu können, senkte man diese Zahl auf dreimal pro Woche. Daher auch die Überlegung, noch niedriger auf zwei Tage zu gehen: Damit könnte noch mehr Schülern kostenloses Obst und Gemüse zur Verfügung gestellt werden.

EU-Schulprogramm zeigt Wirkung

Eine solche Reduzierung müsse allerdings genau überdacht werden, mahnen die Wissenschaftlerinnen an. Aber so paradox es klingt: Indem die Kinder weniger Früchte (pro Kopf) bekommen, könnte man in der Breite dafür sorgen, dass sie letztlich gesünder essen.

Dies liegt zum einen daran, dass die 200 oder 300 Gramm Obst und Gemüse pro Woche und Schüler nur ein Anstoß sein können. Um den Tagesbedarf zu decken, reichen sie nämlich lange nicht aus: Als grobe Regel gelten die bekannten fünf etwa faustgroßen Portionen Obst und Gemüse am Tag, die sich ungefähr zu den 400 Gramm summieren, die die WHO empfiehlt. Allerdings zeigt die Evaluation der Bundesregierung, dass diese Richtwerte selbst vielen Eltern nicht bekannt sind. Durch das EU-Schulprogramm würden sich die Kinder mehr mit dem beschäftigen, was sie jeden Tag so zu sich nehmen und eine aktivere Rolle beim Familieneinkauf einnehmen.

Zum anderen sind bei dem EU-Schulprogramm begleitende Maßnahmen zur Ernährungsbildung verpflichtend. Zwar kritisierten Lehrer in einer Auswertung der Bundesregierung, dass dadurch Zeit für den regulären Unterricht fehle. Der gleiche Bericht kommt aber zu dem Ergebnis, dass über alle Gruppen hinweg – Schüler, Lehrer, Eltern – das Programm positiv aufgenommen werde.

Dieser Artikel von Vincnet Halang erschien zuerst im „enorm Magazin“.