Sauberes Trinkwasser und Strom

Kolumbien: Diese Insel wird mit erneuerbaren Energien versorgt

29. Apr. 2018 von

Sauberes Trinkwasser und Strom aus erneuerbaren Energien – das gibt es auf einer Insel in der Karibik in Zukunft aus nur einer Anlage. Und alles ganz ohne Emissionen.

Auf Inseln ist es mit der Nachhaltigkeit oft nicht so leicht. Besonders die Versorgung mit Trinkwasser macht Probleme. Oft kommt es in Plastikflaschen auf die Inseln, die dort dann für Berge an Müll sorgen – oder aber es wird in einem Entsalzungsverfahren aus Meerwasser gewonnen. Für diese Anlagen wird allerdings extrem viel Energie benötigt – und die stammt auf Inseln meist aus fossilen Energien, da zum Beispiel für Solaranlagen oft nicht genug Platz ist. Das Unternehmen Solteq hat jetzt eine Anlage entwickelt, die eine karibische Insel mit Trinkwasser und Strom versorgen soll – und das komplett aus erneuerbaren Energien.

Trinkwasser aus dem Meer

Die Meerwasserentsalzung ist vielerorts die einzige Methode, um überhaupt an genießbares Wasser zu kommen. Selbst sparsamere Methoden wie die sogenannte Umkehrosmose, bei der das Wasser unter hohem Druck durch eine Art Filter gepresst wird, verbrauchen sehr viel Strom – mindestens drei Kilowattstunden pro Kubikmeter Wasser.

Wird die Energie für die Entsalzung dann noch aus fossilen Trägern gewonnen, ist die Umweltbilanz dieser Trinkwassergewinnung fatal. Der WWF warnt davor, dass die Anlagen durch ihren Beitrag zum Klimawandel sogar dazu beitragen, dass das Trinkwasser weltweit noch knapper wird.

Alles in einem – ohne Emissionen

Dabei liegt eine umweltschonende Lösung eigentlich nahe: Denn wo Meerwasser ist, ist meistens auch viel Wind – also Energie. Dieser Idee hat sich das Unternehmen Solteq angenommen und mit seiner „Fresh Water Mill“ ein Windrad entwickelt, das mit der gewonnenen Energie in seinem Sockel direkt Meerwasser im Umkehrosmoseverfahren entsalzt.

Das Unternehmen hat langjährige Erfahrung im Bereich erneuerbare Energien und mit seiner Innovation nun den Auftrag für die Wasser- und Stromanlage auf der kolumbianischen Insel Johnny Cay gewonnen. Sie ist ein kleines Paradies mitten in der Karibik: weiße Sandstrände, Palmen, türkisblaues Wasser und innerhalb von einer Viertelstunde zu Fuß umrundet. Das denken leider nicht wenige, was für einen starken Touristenstrom sorgt. Sie kommen von der Nachbarinsel San Andrés, die jährlich von etwa 350.000 Touristen besucht wird. Die Urlauber schippern für einen Tagesausflug nach Johnny Cay – und hinterlassen Müll, vor allem viele Plastikflaschen. Die vielen Besucher und der schlechte Umgang mit der Natur haben bis jetzt dafür gesorgt, dass der Zustand des örtlichen Ökosystems sich immer weiter verschlechtert hat.

Versorgung für die ganze Insel

Das von Solteq entwickelte System soll als komplettes Insel-Design funktionieren und die gastronomischen Betriebe und Sanitäranlagen auf Johnny Cay ab August 2018 sowohl mit Trinkwasser als auch mit Strom versorgen. Das System wurde bereits 2014 im niederländischen Leeuwarden getestet und für die Karibik Hurrikan-sicher gemacht. Schöner Nebeneffekt: Die Fresh Water Mill soll die kolumbianische Insel nicht nur zu 100 Prozent nachhaltig versorgen, sondern auch noch deren Kosten für Wasser und Strom um die Hälfte reduzieren.

Dieser Artikel von Merle Xenia Hansen erschien zuerst im „enorm Magazin“.