Mythos und Wahrheit?

Kalzium hilft bei weißen Nagel-Flecken

14. Nov. 2014 von

Wenn Fingernägel brüchig sind, Rillen oder weiße Flecken sichtbar werden und sie trotz optimaler Pflege nicht wirklich wachsen wollen, weist das meist auf eine Mangelernährung hin. Oder etwa nicht?

Schneiden, feilen und nach Lust und Laune farblich gestalten - Nagelpflege kann viele Formen annehmen. Für einige von uns reichen ein paar beherzte Schnitte mit der Nagelschere, andere verbringen viel Zeit mit einem riesigen Arsenal an Werkzeugen. Aber eines verbindet alle: Ab und zu tauchen weiße Flecken auf den Nägeln auf. Häufig hört man, ein Nährstoffmangel sei die Ursache, meist ist die Rede von zu wenig Kalzium, oder auch Eiweiß, Eisen oder Vitaminen.

Fingernägel – der Spiegel der Seele?

An der Beschaffenheit und dem Aussehen der Nägel lassen sich Krankheiten oder eine falsche Ernährung erkennen. Man sollte die Zeichen als ein wichtiges Indiz besser nicht einfach so vom Tisch wischen, denn unsere Hände können wir im Umgang mit unseren Mitmenschen kaum verstecken.

Die Nägel sind sehr eng mit dem Blut verbunden und beziehen ihre Nährstoffe für ein gesundes Wachstum und Aussehen aus genau dem, was wir unserem Körper zuführen. Für schöne Nägel sind Kalzium, Vitamin A, Eisen und Vitamin C sehr wichtig. Bei Mangelernährung, die man sich zum Beispiel durch häufige Diäten zu zieht oder bei einer ungesunden Ernährung leiden aber nicht nur die Nägel, sondern auch die Haare. Brüchige und weiche Nägel gehen in der Regel mit stumpfen und brüchigen Haar einher. Wer beides an sich feststellen kann, sollte in einem ersten Schritt seine Ernährung überprüfen und diese schließlich auch umstellen.

Aufbau des Nagels

Um dem Mythos auf die Spur zu kommen, lohnt ein Blick auf den Aufbau eines Nagels. Den sichtbaren Teil des Nagels bezeichnet man Nagelplatte. Sie ist durchsichtig und enthält die zart rosa Färbung von den Blutkapillaten des Nagelbetts, welche unter dem Nagel liegen und hindurchscheinen. Den weißen, wie ein Halbmond aussehenden, Bereich nennt man Lunula oder Nagelmond. Der Halbmond ist weiß, weil das sonst durchsichtige Naglbett von der Nagelmatrix verdeckt ist.

Die Nagelmatrix, oder auch Nagelwurzel, bildet die Zellen, aus denen unsere Finger- und Fußnägel bestehen. Sie befindet sich oberhalb des Nagelmondes und wird durch die aufliegende Nagelhaut geschützt. Die Nagelmatrix ist also die eigentliche Wachstumszone.

Bestimmte Hautzellen wandern von der Nagelmatrix in Richtung Nagelbett. Dort sterben sie ab und verhärten sich. Mehr als 100 solcher Schichten aus Keratinschuppen lagern dicht übereinander und bilden die nicht mal einen Millimeter dicke Nagelplatte. Gelegentlich jedoch gerät die Hornproduktion am Nagel durcheinander.

Das sagt der Experte

Erwin Schultz, Chefarzt der Hautklinik am Klinikum Nürnberg erklärt: „Weiße Flecken auf den Nägeln sind meist die Folge von kleinen Verletzungen der Nagelmatrix“. Er führt weiter aus, dass es zu Verletzungen, etwa bei einer zu gut gemeinten Maniküre, wenn das Nagelhäutchen beispielsweise zu stark zurückgeschoben oder entfernt wird, kommen kann. Auch Stöße auf den Nagelansatz können die Geburtsstätte des Nagels vorübergehend beschädigen. „Dann wachsen die Hornschichten nicht mehr richtig zusammen, es können sich Hohlräume und Lufteinschlüsse bilden, die den Nagel weißlicher erscheinen lassen“, so Schultz. Spannend ist auch, dass Rechtshänder weiße Flecken typischerweise häufiger auf Nägeln der rechten Hand, Linkshänder auf denen der linken Hand haben.

Mythos aufgedeckt

„Bei stärkeren Verletzungen am Nagel können auch weiße Streifen quer über den Nagel entstehen“, so Schultz. Aber auch Fiebererkrankungen oder ein geschwächtes Immunsystem können der Nagelmatrix zusetzen. Ist die Verletzung repariert, wächst der Nagel normal weiter und die weißen Stellen wandern mit. „Mit der Ernährung haben diese Flecken nichts zu tun“, sagt Schultz. Für die Nagelgesundheit insgesamt sind Nährstoffe wie Kalzium, Eisen oder Vitamine aber schon wichtig.

Gute Kalziumlieferanten

Zu den Lebensmitteln mit dem höchsten Kalziumgehalt zählen Käse wie bspw. Parmesan, Pecorino, Greyerzer, Cheddar, Mozzarella und Feta. Aber auch fettarme Milch und Milchprodukte wie Jogurt und Quark. Weitere gute Kalziumlieferanten sind: Mandeln, Haselnüsse, Bierhefe, Broccoli, Weißkohl, Grünkohl, Rüben, getrocknete Feigen, Tang, dunkles Blattgemüse Austern und auch Sardinen.

Mit Kalzium angereicherte Produkte wie Säfte, Sojamilch, Reismilch, Tofu und Frühstücks-Cerealien enthalten ebenfalls viel Kalzium.

Wozu der Körper Kalzium braucht

Kalzium ist der Mineralstoff, der im menschlichen Körper in der höchsten Konzentration vorkommt. Über 99 Prozent des körpereigenen Kalziums befinden sich in den Knochen und Zähnen. Der Rest verteilt sich auf das Blut, die Muskeln und den Zellzwischenraum.

Ausreichende Mengen Kalzium benötigt der Körper um:

  • gesunde Knochen zu entwickeln und zu erhalten,
  • die Blutgerinnung und die Weiterleitung von Signalen in den Nerven zu steuern,
  • andere Mikronährstoffe wie Vitamin D, Vitamin K, Magnesium und Phosphor aufzunehmen und verarbeiten zu können.