Sozialverträglicher Konsum

Jetzt auch Fair-trade erhältlich: Kondome & Wurst

08. Aug. 2015 von

Kaffee ist das beliebteste Fair-trade-Produkt — doch mittlerweile gibt es ein großes Angebot an fair gehandelten Produkten: von Kondomen über Kunsthandwerk bis hin zu Wurst. Dank außergewöhnlicher Ideen soll Konsum sozialer werden.

Was heißt Fair-trade?

Fair-trade ist in aller Munde und fast jeder weiß in etwa, was damit gemeint ist. Eine genaue Definition des Begriffs fällt aber schwer. Produkte mit dem „Fair-trade“-Siegel ermöglichen Kleinbauernfamilien existenzsichernde Preise und lohnabhängigen Beschäftigen auf Plantagen, Blumenfarmen oder Teegärten bessere Arbeitsbedingungen.

Neben dem weitverbreiteten „Fair-trade“-Zertifikat gibt es zahlreiche weitere Siegel, die fairen Handel versprechen: von Lidls „Fairglobe“ bis zu „fair+“ der GEPA. Häufig ist es aber schwer auf die Schnelle herauszufinden, wofür die knapp 30 verschiedenen Logos allein in Deutschland eigentlich stehen.

Das ist einer der Gründe, weshalb einige der folgenden Fair-trade-Start-ups inzwischen auf eine Zertifizierung verzichten. Fair-trade sei eben mehr als ein Stempel, der sowieso nur für bestimmte Lebensmittel wie Kakaobohnen oder Materialien wie Baumwolle vergeben wird, erklärt Folkdays-Gründerin Lisa Jaspers der „WELT“: „Es gibt die Siegel und es gibt das Konzept Fair-trade als solches, das muss man unterscheiden.“

3 außergewöhnliche Fair-trade-Startups

1.Faire Kondome von Einhorn

Philip Siefer und sein Partner Waldemar Zeiler wollen dem Kondom seit Anfang 2015 ein neues Image verpassen: sie sind schöner verpackt und man kann sie online shoppen.

Was ist sozial an Einhorn Kondomen?

Sie sind zwar noch nicht zu 100 Prozent fair gehandelt, denn das, so schreiben Siefer und Zeil offen auf der Einhorn-Homepage, sei ein Prozess, der noch Monate oder Jahre dauern könne. Jedoch bezahlen sie ihre malaiischen Kautschukfarmer bereits überdurchschnittlich, verzichten zudem auf den Einsatz von Pestiziden und legen Wert auf Bio-Diversität. Das heißt dort, wo keine Kautschukbäume mehr wachsen, wird etwas anderes gepflanzt.

Haben die Kondome ein Siegel?

Die beiden Gründer verzichten bewusst auf ein Zertifikat, sie sagen man müsse zu “einer neuen Form der Zertifizierung oder auch Nicht-Zertifizierung“ finden. Die Kondome tragen aber das Siegel der Tierschutzorganisation PETA, denn im Gegensatz zu anderen Herstellern verzichtet man bei Einhorn auf den Einsatz von Milch bei der Produktion.

2. Fair gehandeltes Kunsthandwerk von Folkdays

Folkdays möchte etwas gegen das verstaubte Image von Fair-trade-Artikeln tun. Faire Mode und Accessoires sollen so schön sein, dass man sie wirklich tragen möchte und nicht nur aus schlechtem Gewissen kauft.

Lisa Jaspers hat den Onlineshop gegründet und bietet ihre Artikel auch regelmäßig in Pop-up-Shops an, für alle die lieber offline shoppen.

Was ist sozial bei Folkdays?

Jaspers möchte mit ihren Herstellern keine Geber-Nehmer-Beziehung pflegen, wie sie in der Entwicklungshilfe oft üblich ist. Alle kleinen Handwerksbetriebe, von denen Produkte gekauft werden, ob in Indien oder Peru, kennt das Folkdays-Team persönlich. Die Qualität der Materialien rechtfertigt die vergleichsweise hohen Einkaufspreise, so Jespers.

Sind Siegel vorhanden?

Folkdays hat kein Fair-trade-Siegel. Ein Grund ist, das keines der verwendeten Materialen zertifiziert wird. Jaspers hält die Siegel aber generell für zu wenig transparent. Sie legt auf ihrer Website daher die Herkunft aller Produkte offen.

3. Wurst von „Meine kleine Farm

Bei Wurst aus dem Supermarkt weiß man nie, was eigentlich drin steckt oder woher sie kommt. Dagegen will Dennis Buchmann mit Meine kleine Farm etwas tun. Auf seinen Produkten ist genau beschrieben, von welchem Bauern das Fleisch stammt, bei welchem Fleischer es verarbeitet wurde und wie lang der Transportweg von einem zum anderen war.

Zudem blickt dem Verbraucher von der Verpackung das Tier entgegen, das drin steckt. Buchmann hofft: Wer dem Schwein, Schaf oder Rind in die Augen sieht, überdenkt vielleicht den eigenen Fleischkonsum.

Was ist hier sozial?

Die Tiere stammen aus Freilandhaltung.

Wie sieht's mit dem Siegel aus?

Einige der Bauern, mit denen Meine kleine Farm arbeitet, haben Bio-Zertifikate.