Babygetränke

Italien erwägt Klage gegen Nestlé-Chef

24. Nov. 2005 von

Unmut über Äusserungen Brabecks

Im Skandal um verunreinigte Babymilch des Nahrungsmittelkonzerns Nestlé haben sich die Fronten verhärtet. Der italienische Gesundheitsminister Francesco Storace kündigte eine Klage gegen Nestlé-Chef Peter Brabeck an.

(sda/Reuters) Storace reagierte damit auf Äusserungen von Brabeck, der den Rückruf von Babymilch in Italien und anderen EU-Ländern als «Sturm im Wasserglas» bezeichnet hatte. Er hatte zudem versichert, es gebe keine Risiken für die Bevölkerung.

«Haltlose Phantasien»

Brabeck werde wegen seiner «äusserst schwer wiegenden Äusserungen» angeklagt und das gleiche werde mit jedem geschehen, der weiterhin «diese völlig haltlosen Phantasien» verbreite, sagte der italienische Gesundheitsminister. Er wies Behauptungen Brabecks als falsch zurück, wonach Nestlé ursprünglich mit der EU und dem italienischen Gesundheitsministerium vereinbart hatte, die beanstandeten Produkte auslaufen zu lassen und den Verpackungsprozess zu ändern.

Zuvor hatte bereits Landwirtschaftsminister Gianni Alemanno das Verhalten des Nestlé-Chefs als inakzeptabel kritisiert. Dessen Äusserungen in diesem Zusammenhang seien gravierend und peinlich. Die EU-Kommission hingegen bezeichnete die Gesundheitsgefahren als unwahrscheinlich.

Problem bei Verpackung

Anlass des Rückrufs waren Probleme mit der Verpackung der flüssigen Säuglingsnahrung: Die Tinte der Tetrapacks reagierte chemisch mit dem Milchfett und führte so zu der Verunreinigung mit IsoprobilThioXantone (ITX). Auch in Frankreich, Spanien, Portugal und Griechenland führte Nestlé Rückrufaktionen für flüssige Babymilch durch. Die Kosten für den Rückruf bezifferte Brabeck auf 2 bis 2,5 Mio. Euro. Nestlé hatte 2004 einen Gewinn von 6,7 Mrd. Fr. verbucht.