Umweltbelastung senken

In der Diskussion: Bessere Klimabilanz durch Fleischsteuer?

15. Juli 2016 von

Eine fleischreiche Ernährung hat eine schlechte Klimabilanz. Dennoch steigt weltweit der Konsum von Fleisch. Die UNO fordert daher eine intelligentere Lebensmittelproduktion und ressourcenschonende Ernährungsweise. Ein Vorschlag der Experten: Fleisch besteuern.

Viel Fleisch, Meeresfrüchte und tierische Proteine in Form von Milchprodukten: Nach einer „WWF“-Studie gilt dieser Ernährungsstil als der klimaschädlichste. Am Beispiel der Schweiz verglichen die Forscher sieben Ernährungsstile und ihre Klimabilanz miteinander. Die jeweilige Umweltbelastung rechneten sie in Autokilometer um.

Das Ergebnis: Eine vegan-vegetarische Lebensweise mit hohem Obst- und Gemüseanteil belastet das Klima nur etwa halb so viel wie das durchschnittliche Essverhalten der Schweizer. Die vegane Ernährung entspricht etwa 5.600 gefahrenen Kilometern im Jahr, die durchschnittliche Ernährung des Schweizers mit circa einem Kilogramm Fleisch pro Woche und 21 Portionen von Milchprodukten schon 9.200 Kilometern. Eine sehr fleischreiche Ernährung mit 1.5 kg pro Woche klettert umgerechnet auf mehr als 11.000 gefahrene Kilometer im Jahr.

Das bisschen Essen. Oder?

Etwa 30 % der gesamten Umweltbelastung durch Treibhausgasemissionen gehen in der Schweiz allein auf die Lebensmittelproduktion zurück. Zum Vergleich: Der Autoverkehr macht 12% der Umweltbelastungen aus, 19% der Emissionen entstehen durch das Wohnen. 30% klingen also zunächst nach einem deutlichen Anteil. Dieser Anteil könnte durch eine stärker vegan-vegetarisch ausgerichtete Ernährung in der Schweiz immerhin um einige Prozentpunkte gesenkt werden.

In einem Bericht für das UNO-Umweltprogramm warnt das „International Resource Panel“, dass allein in den nächsten zehn Jahren der Fleischkonsum weltweit um bis zu 20 Prozent zunehmen werde. Studienautor Maarten Hajer fordert laut „Washington Post“, dass sich die Umweltbelastung von Nahrungsmitteln deshalb auf den Preis niederschlagen müsse. In der Studie heißt es dazu: „Die menschliche Ernährung variert in der Welt, basierend auf den Aspekten der Verfügbarkeit von Nahrung, den Nahrungspreisen, der Kultur und persönlichen Präferenzen. Unterschiede in der Ernährungsweise könnten zu großen Unterschieden in Ressourcenverbrauch und Umwelteinflüssen führen [...].“

Auch „Greenpeace“ und der „WWF“ sprechen sich für eine Besteuerung von Fleisch aus. Philip Gehri vom „WWF“ erklärt gegenüber „20 Minuten“: „Aus Klimasicht müsste beim Preis aller Produkte – ob es sich nun um eine Bratwurst oder einen Kugelschreiber handelt – die Klimabelastung drin sein.“ Eine Steuer auf Fleisch würde die Konsumenten, die Produkte mit einer schädlichen Klimabilanz bevorzugen, stärker zur Kasse bitten. Die Absicht dahinter ist klar: Der Verbraucher soll seinen Fleischkonsum selbst zügeln. Aber wie sinnvoll ist eine Fleischsteuer für die Umweltbelastung tatsächlich?

Subventionen und Fleischexport

Eines vorweg: Ich als Autorin halte eine überwiegend vegetarisch-vegane Ernährungsweise für das Beste, was wir als Verbraucher für uns und unsere Umwelt tun können. Eine Einführung einer Fleischsteuer sollte allerdings zuvor auch kritisch betrachtet werden.

Ein Blick nach Deutschland:

Bei den Deutschen ist der Pro-Kopf-Verbrauch von Fleisch seit Jahren leicht rückläufig. Viele Verbraucher kaufen vermehrt pflanzliche Produkte. Auch der Anteil der Vegetarier steigt weiter leicht an. Spannend im Vergleich: Die Schlachtzahlen. Sie befinden sich nämlich auf einem Rekordhoch – noch nie wurden in Deutschland so viele Tiere geschlachtet wie im Jahr 2015. Wenn also der Verbraucher letztlich den Ausschlag gibt: Wieso sind dann die Schlachtzahlen nicht ebenfalls rückläufig?

Die Antwort ist einfach: Weil wir das Fleisch exportieren und es in anderen Ländern billig verkaufen. Die Auswirkungen auf die lokalen Märkte z.B. in Afrika, wo unser Schweinefleisch landet, sind dramatisch. Für die deutschen Fleischhersteller lohnt sich das Geschäft trotzdem, denn die Fleischproduktion wird nach wie vor subventioniert. Eine Steuer auf Fleisch würde sicher dafür sorgen, dass der Fleischverbrauch in den besteuerten Ländern sinkt. An den Schlachtzahlen würde sich vermutlich dennoch nichts ändern – das bedeutet, die Umweltbelastungen in den Ländern mit Besteuerung bliebe im schlimmsten Falle gleich, bei steigenden Exportzahlen von Billigfleisch.

Was passieren würde, wenn wir unserern Fleischkonsum um 80% reduzieren würden, liest Du hier.