Kino-Tipp: „Guardians of the earth“

Hinter den Kulissen der globalen Klimapolitik

05. Juni 2018 von

Wie macht man einen spannenden Film über eine Konferenz, deren Ausgang in die Geschichte der Menschheit eigegangen ist? Filip Antoni Malinowski stand genau vor diesem Dilemma – und hat es gelöst. Mit seiner Dokumentation „Guardians of the earth“ über die Pariser Klimakonferenz COP21 ist ihm ein wertvoller Einblick in die große Klimapolitik gelungen.

Dokumentation über das Pariser Klimaabkommen

Als Hauptfiguren hat Malinowski unter anderem den Klimaexperten Salleemul Huq aus Bangladesch herausgepickt. An ihnen zeigt er mit intensiven Momenten, wie hart um den endgültigen Text des Klimaabkommens gerungen wurde, den letztendlich 186 Länder verabschiedeten.

Malinowski spielt dabei auch mit Gut und Böse. Auf der einen Seite Huq als Berater der Least Development Countries und den bedrohten Inselstaaten. Auf der anderen Saudi-Arabien als Vertreter der Ölstaaten und Australien als eine der führenden Kohlefördernationen. Die einen wollen eine Erderwärmung von maximal 1,5 Grad, die anderen begnügen sich mit 2 Grad – was fatale Folgen vor allem für die Inselstaaten hätte. Gekämpft wird dabei um Formulierungen wie „müssen“ oder „sollen“, die Passagen unterschiedlich verbindlich für die unterzeichnenden Länder machen. Und das teilweise so hart, dass dem damaligen US-Außenminister einmal der Kragen platzt.

Am Ende steht zwar der umjubelte Kompromiss, doch man erkennt, dass die Zukunft aller Menschen auf dem Planeten in vielen Momenten zur schnöden Tauschmasse entstellt wurde. Es ging nicht mehr um das Klima, sondern darum, wer einem den nächsten Wahlkampf finanziert – oder kurz gesagt: nur ums Geld. Und das zynischer Weise unter dem Deckmantel der Armutsbekämpfung.

Aus heutiger Perspektive bleibt zudem ein fader Beigeschmack, wenn man die jubelnden Verhandler sieht. Denn wie Malinowski in Vor- und Abspann deutlich macht: die Realität ist mittlerweile eine andere. Denn hier lässt er Donald Trump mit seinen klimaleugnenden Aussagen zu Wort kommen, die den Austritt der USA aus dem Abkommen andeuten.

Doch auch die anderen Länder hinken hinterher – auch Deutschland. Der Klimaschutz-Index, erstellt von Germanwatch, dem NewClimate Institut und dem Climate Action Network, zeigt auf, dass durch den Verkehr und die Kohleverstromung die Ziele verfehlt werden. Und nicht nur das, im neuen Koalitionsvertrag wird die Erreichung des Klimaziels für das Jahr 2020 abgerückt. Man wolle „Ergänzungen vornehmen, um die Handlungslücke zur Erreichung des Klimaziels 2020 so schnell wie möglich zu schließen“.

Vor diesem Hintergrund ist ein wichtiges Zeitdokument. Es gewährt einen seltenen Einblick in die Kunst politischer Verhandlungen und zeigt zudem auf, wie wenig Erfolge wert sein können, wenn sie lediglich eine Absicht markieren.

Dieser Artikel erschien zuerst im „enorm Magazin“.