Lebensmittel

Haben wir bald Lebensmittel-Knappheit?

26. Dez. 2014 von

Auch in diesem Jahr haben wieder zahlreiche Meldungen über Missernten und infizierte Nutztiere den Endverbrachcher erreicht. Bereits im März waren in den USA über vier Millionen Schweine am so genannten PED-Virus zu Grunde gegangen.

Etwa zur gleichen Zeit wurde eine katastrophale Olivenernte in Italien prognostiziert. Das weltweit hochbeliebte Produkt Olivenöl Extravergine aus Italien fiel dem Wetter und der Ölfruchtfliege zum Opfer. Welche Konsequenzen derlei landwirtschaftliche Katastrophen in Kombination mit der wachsenden Weltbevölkerung nach sich ziehen, bringt eine Studie von Deutsche Bank Research auf den Punkt: Sie besagt, die Nahrungsmittelproduktion müsse sich bis 2050 verdoppeln, um die Nachfrage stillen zu können. Müssen nun auch deutsche, österreischische und schweizer Endverbraucher befürchten, Lebensmittel, die zum Alltag gehören, gar nicht mehr oder nur zu extrem überhöhten Preisen kaufen zu können?

Haben wir bald eine Knappheit?

Neben Schweinefleisch und Olivenöl gibt es noch vier weitere Lebensmittel, die aufgrund von u.a. durch Naturkatastrophen ausgelösten schlechten Ernten, Nutztier-Erkrankungen oder erhöhter Nachfrage zu verknappen drohen: Kakao alias Schokolade, Haselnüsse alias Nuss-Nougat-Creme, Trockenaprikosen und Honig. Welche Faktoren sind im einzelnen für diesen Mangel verantwortlich, und mit welchen Folgen ist zu rechnen?

Kapitalanleger steigern Kakaopreis: Frankfurter Börse 2014

Der Kakaopreis bewegt sich im Zickzack auf und ab. Grund hierfür sind nicht etwa widrige Anbaubedingungen, sondern vielmehr die Nachfrage, die das Angebot um ein Vielfaches übersteigt. Auch in Asien erfreut sich Schokolade einer immer größeren Beliebtheit, was die Situation noch verschärft. Wenngleich wallstreet: online mit Recht darauf verweist, dass „die Entwicklung der Kakaopreise von einer Vielzahl wirtschaftlicher, klimatischer und landwirtschaftlicher Faktoren abhängt“, verleitet der weltweit wachsende Bedarf dennoch zu gewagten Investitionen. Der altbeliebete Rohstoff Kakao wird sich bald erheblich verteuern.

Hagelsturm zerstört Haselnüsse: Türkei 2014

Im August diesen Jahres suchte ein Hagelsturm das weltgrößte Haselnuss-Anbaugebiet in der Türkei heim. Die Ernteflächen wurden verwüstet und die Türkei, die die Welt normalerweise mit ca. 70% ihres Haselnussbedarfs beliefert, hatte das Nachsehen. Nur gut die Hälfte des gewohnten Liefervolumens konnte produziert werden. Der Weltmarktpreis für Haselnüsse stieg daher um ca. 60%. Auch die Endverbraucher müssen sich auf ein verteuertes Plätzchenbacken einstellen. Und nicht nur das: Haselnusshaltige Produkte wie z.B. Nutella oder Manner haben sich entweder bereits verteuert oder werden dies bald tun. Haselnüsse sind Mangelware. Der Preis ist extrem gestiegen, die Regale sind oftmals leer.

Aus für Aprikosen: Türkei 2014

Nicht nur auf die Haselnüsse hat sich der Hagelsturm in der Türkei ausgewirkt. Auch die Aprikosenbäume hatten das Nachsehen. Während die Türkei zu den Haupterzeugern der pelzig-orangegelben Frucht zählt, zählen Deutschland, Italien und Österreich zu den größten Importeuren. Aus Aprikosen werden Marmelade, Konfitüre, getrocknete Aprikosen und – aus den Kernen – Parsipan, der hierzulane meistverkaufte Marzipan-Ersatz hergestellt. Zwar stiegen die Preise nicht schmerzlich, aber dennoch merklich an. Ein weiterer Anstieg steht zu befürchten, da sich die Lagerbestände aus der Ernte des Jahres 2013 dem Ende zu neigen.

Von Bienchen und Blümchen: schlechtes Honigjahr 2014

Das Bienensterben bleibt nicht ohne Folgen. Zwar gaben sich die fleißigen Tierchen auch in diesem Jahr alle Mühe, aber ihre Zahl sinkt rapide. Die Erträge der Honigproduktion unterliegen seit jeher starken Schwankungen, doch in diesem Jahr wurde extrem wenig produziert. Innerhalb der letzten zehn Jahre lässt sich eine stete Verteuerung des Honigs feststellen; sowohl was die Eigenproduktion in Deutschland, Österreich und vor allem in der Schweiz anbelangt, als auch die Importware, die einen Großteil des jeweiligen Eigenbedarfs abdeckt. Honig wird zur Mangelware. Daher gilt es wohl in naher Zukunft, noch tiefer in die Tasche zu greifen - egal, ob der süße Gaumenschmaus aufs Brot soll, in die Teetasse oder in den Kuchenteig.

Keine Sau mehr: USA 2014

Seit über einem Jahr sterben in den USA unzählige Schweine an einem hochansteckenden Virus. Die Einbußen sind enorm. Dass das Massensterben Schweinefleisch auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz unerschwinglich macht, steht jedoch nicht zu befürchten. Alle drei Länder decken ihren Eigenbedarf ab und exportieren überdies einen großen Teil der produzierten Ware. Der Anteil an aus dem Ausland eingeführtem Schweinefleisch ist überaus gering. Somit nimmt es nicht Wunder, dass das deutsche Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft sogar sinkende Preise für Schweinefleisch meldet, ebenso Statistik Austria und der Schweizer Bauernverband.

Ölkrise Extravergine: Italien 2014

Ein milder Winter ließ einen Großteil der Ölfruchtfliegenlarven überleben. Dürre im Juni raffte die Olivenblüten dahin. Ein verregneter Juli begünstigte eine exponentielle Verbreitung der Ölfruchtfliege. Von der Olivenernte blieb nicht viel übrig. Doch schon lange vor der Ernte schnellten die Preise für das beliebte Exportgut in die Höhe. Bereits im März meldete die österreichische Zeitung Heute 30 bis 40% erhöhte Preise in den Supermärkten – Tendenz steigend. Und tatsächlich ist Olivenöl in den letzten acht Monaten noch um einiges teurer geworden. Die nächste Olivenernte wird erst im November 2015 stattfinden. Bis dahin wird die knappe Ressource Höchstpreise erzielen.