Kampf dem Zucker

Großbritannien führt Softdrink-Steuer ein

23. Aug. 2016 von

Der Ansatz ist denkbar einfach und funktioniert bei Zigaretten ebenso wie bei anderen Genussmitteln: Kunden kaufen weniger, wenn ein Produkt teuer besteuert ist. Englische Politiker wollen deshalb eine Extrasteuer auf Limonade erheben.

Großbritannien wird bereits seit mehreren Jahrzehnten dicker – und die offiziellen Daten (veröffentlicht im „Spiegel“) sind happig: Etwa 25 Prozent der britischen Erwachsenen sind adipös, Tendenz steigend. Gerade einmal 30 Prozent der britischen Männer und 40 Prozent der Frauen auf der Insel sind normalgewichtig mit einem BMI zwischen 20 und 25. Und: Rund ein Drittel der britischen Kinder sei zu dick!

Laut Experten liegt das am Kontrollverlust beim Essverhalten, an genetischen Voraussetzungen und „an der Umwelt“: Wer fünf Dicke Freunde hat, hat ein viel höheres Risiko, selbst auch dick zu werden.

Je süßer, desto teurer

Ein Grund für Übergewicht: Softdrinks. Die britische Regierung und insbesondere Finanzminister George Osborne wollen deshalb eingreifen. Wie der „Spiegel“ berichtet, sollen Getränke-Unternehmen in Zukunft eine Steuer bei Produkten zahlen müssen, die mehr als fünf Gramm Zucker pro 100 Milliliter Flüssigkeit enthalten. Je süßer das Getränk, desto höher auch der geplante Steuersatz

Besonders gefährdet sind laut dem Bericht Kinder, da viele der Softdrinks von den Kleinen heiß geliebt werden. Die britische Regierung berichtet, dass „Limonaden die größten Zuckerquellen für Kinder“ sind: Ein britisches Kind überschreitet die empfohlene Tagesdosis für Zucker bereits mit dem Genuss von einem Glas (0,33 Liter) Cola!

Auch in Deutschland sind die Zahlen nicht gerade rosig: Nur eine Minderheit der Deutschen habe nach Angaben der „Deutschen Adipositas Gesellschaft“ (DAG) ein normales Gewicht. Der größte „Gewichtsschub“ kommte zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr – im Durchschnitt sind es pro Staatsbürger in dieser Zeit etwa 15 Kilo.

Ist die Zuckersteuer sinnvoll?

Die Kritik ist seitens der Getränkeindustrie groß. Die dortigen Verantwortlichen fürchten, dass die Steuer unnötigerweise Tausende von Jobs kosten könnte. In Wahrheit kommt die Kritik seitens der Unternehmen wohl auch zu einem großen Teil, weil Umsatzeinbußen gefürchtet werden.

Ein weiterer Kritikpunkt: Es könnte sein, dass die Steuer in die Falsche Richtung geht, weil vor allem einkommensschwache Haushalte von der Steuer belastet werden, ohne dass die öffentliche Gesundheit markant verbessert wird. Gesundheitsexperten fürchten, dass einige Konsumenten wegen der Steuer einfach auf Fruchtsäfte ausweichen. Dann ginge der Schuss nach hinten los, weil Apfel- oder Orangensaft beispielsweise ebenso (Frucht-)Zucker enthält wie Pepsi, Fanta, Cola & Co. Daher bemängelt die „Royal Society for Public Health“, dass die Steuer nicht umfassend genug ist. Laut den Forderungen solle man nicht nur gegen Zucker, sondern auch gegen die Fett-/Zuckerfallen, insbesondere gegen Fast Food, vorgehen.

Dass Zuckersteuern funktionieren können, zeigt das Beispiel Mexiko: Preiserhöhungen haben tatsächlich dazu geführt, dass weniger Süßgetränke getrunken werden.