Globale Wasserknappheit schlimmer als bisher angenommen
Mehr als zwei Drittel der Weltbevölkerung ist für mindestens einen Monat pro Jahr von Wasserknappheit betroffen. Gemäß einer neuen Studie wächst die Gefahr der weltweiten Wasserknappheit drastischer, als von Wissenschaftlern bisher angenommen.
Eine in der Zeitschrift Science Advances veröffentlichte Studie kommt zu dem Ergebnis, dass mehr als 66 Prozent der Menschen, also 4 Milliarden, für mindestens einen Monat im Verlauf des Jahres keinen Zugang zu frischem Trinkwasser hat. Früher Studien haben weitaus geringere Zahlen prognostiziert. So schätzten Wissenschaftler früher ein, dass zwischen 1,7 und 3,1 Milliarden Menschen unter einer mittelschweren bis schweren Wasserknappheit leiden werden.
Die Wissenschaftler der neuen Studie, unter der Leitung von Dr. Arjen Hoekstra von der niederländischen Universität Twente, verwendeten eine Computersimulation, die sowohl genauere als auch umfassendere Ergebnisse zu Tage brachte als dies bei früheren Studien möglich war. Sie untersuchten, wie weit die globale Wasserknappheit vorangeschritten ist. Dabei berücksichtigten sie mehrere Kriterien, wie beispielsweise Klimaaufzeichnungen, Bevölkerungsdichte, Bewässerung und Industrie.
„Die Tatsache, dass die Knappheit von Wasser als ein globales Problem angesehen wird, zeigt, dass das Weltwirtschaftsforum die Wasserkrise seit einiger Zeit zu den Top drei der globalen Probleme ernannt hat, neben dem Klimawandel und dem Terrorismus“, lässt Hoekstra verlauten.
Entstehung von Wasserknappheit
Schwere Wasserknappheit kommt immer dann vor, wenn der Verbrauch doppelt so hoch ist wie die verfügbaren Ressourcen, so die Forscher der Studie. Fast die Hälfte der unter Wasserknappheit leidenden Menschen leben in den zweit bevölkerungsreichsten Ländern – Indien und China – in denen die Nachfrage entsprechend hoch ist.
Schwere Wasserknappheit kommt aber auch in anderen Gegenden der Erde vor, so zum Beispiel in Regionen mit einer hohen Bewässerungslandschaft oder dort, wo Frischwasser kaum verfügbar ist, wie beispielsweise in der arabischen Wüste. Oder auch in dicht besiedelten Regionen, wie Kalifornien, wo bereits seit einigen Jahren regelmäßig Dürreperioden herrschen.
Folgen von Wasserknappheit
Die Folgen der Wasserknappheit reichen von wirtschaftlichen Verlusten, über Missernten, eingeschränkte Verfügbarkeit von Lebensmitteln bis hin zu einer Gefährdung für die Umwelt und die Artenvielfalt.
Es besteht außerdem die Gefahr zunehmender globaler Konflikte, vor allem in den Regionen des Nahen Ostens oder in Teilen von Afrika.
„Die Knappheit an frischem Trinkwasser birgt ein erhebliches Risiko für die Weltwirtschaft, schon deshalb, weil vier Milliarden Menschen direkt davon betroffen sind“, fügt Hoekstra an.
Wir haben es in der Hand
Trotz der düsteren Erkenntnisse zeigt die Studie auch Wege aus der Knappheit auf. So empfehlen die Forscher unter anderem eine Rückbesinnung auf die Bewässerung durch Regenwasser, anstatt durch Bewässerungsanlagen.
Sie empfehlen außerdem einen effizienteren Umgang mit unserem Wasser und weisen auf eine Herausforderung, vielleicht die größte, für die Menschheit hin: Um wirkungsvolle Lösungen zu erarbeiten, ist es unumgänglich, dass die Regierungen, Unternehmen und Investoren global zusammenarbeiten.