Landwirtschaft

Gibt es eine Alternative zu Glyphosat?

09. Juni 2016 von

Um kein anderes Unkrautmittel in der Landwirtschaft wird momentan so schwer gerungen wie Glyphosat. Doch warum ist Glyphosat eigentlich so beliebt bei den Landwirten in Deutschland? Geschätzt 40 Prozent des Ackerlandes hierzulande werden mit Glyphosat behandelt. Gegenüber der Süddeutschen Zeitung gaben Experten Einschätzungen, warum Glyphosat eingesetzt wird und welche Alternativen es gibt.

Was passiert, wenn Glyphosat verboten wird?

„Davon würde die Welt nicht untergehen“, ist sich Klaus Gehring vom Institut für Pflanzenschutz der bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft sicher.

Bis ins Jahr 2002 kamen die Landwirte in Deutschland auch ohne Glyphosat aus – damals wurde der Wirkstoff zum ersten Mal in Europa zugelassen. Es gibt auch heute schon diverse andere Spritzmittel, die jedoch mit mehr Nebenwirkungen und höheren Kosten verbunden sind.

Zumeist wird Glyphosat verwendet um ein frisch abgeerntetes Feld von unerwünschtem Wildwuchs zu befreien und für die nächste Saat vorzubereiten.

Was ist die Alternative zu Glyphosat?

Die Alternative zu allen Herbiziden sei die klassische mechanische Bodenbearbeitung durch Pflügen. Doch auch hier gäbe es aber Probleme. Zum einen koste das Pflügen deutlich mehr Zeit und Personal – was sich deutlich negativ auf den Verbraucherpreis auswirken würde – zum anderen schätzt Gehring, dass das Pflügen von einem Hektar Land circa zehnmal so viel Sprit verbrauche wie das Spritzen eines Herbizids.

Je nach Region und Acker wären schlussendlich deutliche Verluste für die Landwirte zu erwarten. Horst-Henning Steinmann vom Zentrum für Biodiversität in Göttingen hat in der SZ ausgerechnet, dass bei Winterraps und Rüben die Erlösverluste zwischen sechs und 39 Prozent liegen könnten.

Außerdem ist in einigen Regionen in Deutschland das Pflügen nicht erlaubt, da beim Pflügen die obere nährstoffreiche Bodenschicht Wind und Wetter ausgesetzt und angreifbar wird und die Erosion des Bodens droht.

Die Situation für die Landwirte sei momentan schwer einzuschätzen, erklärt Steinmann in der Süddeutschen Zeitung weiter: „Vor einigen Jahren haben sie [die Landwirte, Anm. d. Red.] noch Prämien bekommen, wenn sie den Pflug in der Scheune gelassen und stattdessen Glyphosat gespritzt haben, um die Erosion ihrer Böden zu verhindern.“

Letztendlich sprechen sich in der SZ alle Experten für einen Mittelweg aus

Detlev Dölger von der Unternehmensberatung Hanse Agro meint beispielsweise: „Das Mittel ist nur eins von vielen Werkzeugen.“

Und auch Gella Kehlenbeck vom Julius-Kühn-Institut möchte Glyphosat nicht gänzlich vom Ackerboden verdrängen, findet aber: „Man muss in jedem Einzelfall schauen, was die beste Lösung auf dem Acker ist.“