Pimp my Shrimp

Garnelenzucht: Umweltsünde, Ausbeutung, Chemie. Gibt es Alternativen?

09. Okt. 2016 von

Zum Salat, in Kokos-Curry-Soße oder auf dem Nigiri-Sushi – wir essen Garnelen in allen Variationen. Doch deren Produktion ist meist alles andere als nachhaltig. Ein paar Lichtblicke gibt es dennoch.

22,19 Euro für ein Kilo Garnelen aus dem Supermarkt. Nicht unbedingt ein günstiges Lebensmittel. Dennoch lassen sich die Deutschen die Schalentiere regelmäßig schmecken. 14.648 Tonnen Garnelen und Krebse sind 2014 hier gelandet.

Sklavenarbeit für ein Delikatessprodukt

Was viele nicht wissen: 22,19 Euro entsprechen auch dem Lohn von viereinhalb 18-Stunden-Arbeitstagen in einer thailändischen Garnelenfabrik. Hier betrachten die Besitzer ihre Mitarbeiter – oft illegale Einwanderer aus armen Nachbarländern – als Eigentum. Das Geld für Gummistiefel wird vom Gehalt abgezogen. Betroffen sind auch Kinder.

Irreversible Umweltschäden

Doch die sozialen Missstände sind nur eine der zahlreichen Schattenseiten. Auch die Umwelt leidet massiv unter der Garnelenproduktion. „Greenpeace“ zufolge beginnen die Schäden bereits beim Fang wilder Larven an den Küsten Ecuadors, wobei Milliarden von Jungtieren verenden. Die überlebenden werden in den Zuchtbecken in den Warmwassergebieten Asiens oder Lateinamerikas aufgezogen. Für deren Errichtung wird die vorhandene Vegetation an den Küsten abgeholzt. Dabei handelt es sich meist um Mangroven – wichtige Brutstätten für zahlreiche Wildtiere und zudem unverzichtbar für den Küstenschutz. Gefüttert wird den Junggarnelen Fischmehl aus Wildfang oder gentechnisch verändertes Soja.

Die Garnelenfarmen benötigen viel Frischwasser, da die Tiere empfindlich auf Sauerstoffmangel reagieren. Der hohe Wasserverbrauch beeinträchtigt den Grundwasserpegel und mit ihm die Bevölkerung. Chemikalien und Medikamente erledigen den Rest: Nach fünf bis zehn Jahren haben die Farmen ihre eigene Umgebung so stark verschmutzt, dass die Zucht – und das Leben am betroffenen Küstenstreifen – unmöglich werden.

Solche Informationen sind insbesondere dann bedenklich, wenn man sich parallel dazu den extremen Anstieg der Zuchtraten alleine von White Tiger-Garnelen in den letzten 15 Jahren anschaut:

Bundesverband Aquakultur
© Bundesverband Aquakultur, Screenshot

© Bundesverband Aquakultur, Screenshot

Siegel versprechen begrenzt Besserung

Als Orientierung beim Kauf von Fisch und Meerestieren aus Aquakultur sollen Siegel dienen. Ein Beispiel hierfür ist das Siegel des ASC (Aquaculture Stewardship Council), welches unter anderem durch den „WWF“ ins Leben gerufen wurde. Insbesondere im Hinblick auf die Kontrolle der Futtermittel wird es jedoch kritisiert. Das Fazit von „Öko-Test“: „ASC ist besser als kein Label […], aber ein Nachweis für eine wirklich nachhaltige Zucht ist auch dieses Siegel nicht.“

Als strengstes Label für Aquakultur gilt das Naturland-Siegel. Es verpflichtet die Produzenten zur Wiederaufforstung der Mangroven, zum Verzicht auf Antibiotika und Chemikalien sowie zur Verwendung von Öko-Futter. Ein weiterer Vorteil ist die Regulierung gerechter Arbeitsbedingungen.

Über die Siegel hinaus dient der „Greenpeace“-Fischratgeber als Stütze für den nachhaltigen Fisch- und Meeresfrüchtekauf.

Garnelen aus Deutschland – die Zukunft der nachhaltigen Produktion?

Mittlerweile gibt es zudem erste Unternehmen, die Garnelen in Deutschland produzieren. Zwei Beispiele hierfür sind das Start-up „CrustaNova“ bei München oder „Förde Garnelen“ bei Kiel. Zum Vergleich: Ein Kilogramm Good Gamba von „CrustaNova“ kostet 65 Euro – angesichts der Opfer der konventionellen Produktion ein durchaus preiswerter Betrag.