Fast-Fashion-Trend

Dieser Shop macht’s möglich: Kleider verleihen statt verkaufen

07. Okt. 2017 von

Die Kleiderei bietet ihren Kundinnen einen Kleiderschrank in Ladengröße. Hier wird geliehen statt gekauft um den Fast-Fashion-Trend entgegenzuwirken. Thekla Wilkening erzählt, wie es dazu kam und wie es funktioniert.

„Ich liebe es, neue Kleider zu tragen. Aber ich kann Fast-Fashion nicht mit meiner Lebenseinstellung vereinbaren. Dass ich etwas anders machen wollte, wusste ich schon am Anfang meiner Ausbildung in der Textilbranche. Meine Arbeit sollte unbedingt nachhaltige Aspekte einhalten. Zuerst habe ich in Köln Bekleidungstechnische Assistentin gelernt, um das Mode-Handwerk von der Pike auf zu lernen. Mein anschließendes Ingenieursstudium an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg hat mich in Sachen nachhaltige Mode jedoch total desillusionert: Recycling ist sehr aufwendig, Upcycling wiederum nicht massefähig. Das hat mich frustriert.

Die Idee

Die zündende Geschäftsidee für die Kleiderei hatte ich dann bei einem Glas Wein zusammen mit meiner Freundin Pola Fendel. Wir dachten uns: Kleidung ist ja grundsätzlich viel länger haltbar als sie getragen wird. Jedenfalls meistens. Und einen gemeinsamen Kleiderschrank hatten wir beide auch schon. Ich habe mir auch von anderen Freundinnen Klamotten geliehen oder bin auf den Flohmarkt, um Sachen zu kaufen. Diese Ansätze haben Pola und ich weitergedacht.

Außerdem ist es ja im Grunde am nachhaltigsten, den oft unfairen Produktionsprozess direkt auszulassen und Kleidung ausleihbar zu machen. So wie Bücher aus der Bücherei – daher auch der Name Kleiderei. Bekleidung zu verleihen, ist zwar keine brandneue Geschäftsidee. Man kann schon längst Brautkleider, Smokings, Dirndl oder Kostüme tageweise ausleihen. Aber die ganz normale Garderobe für jeden Tag, Designermode oder auch das schicke Samstagabend-Outfit zum Leihen, das gab es eben noch nicht.

Wie es funktioniert

Unsere Kundinnen in Hamburg und im Laden in Köln leihen sich frei nach dem Motto „Pimp your Kleiderschrank“ so viele Stücke, wie sie finden, mögen oder meinen zu brauchen. Der Vorteil: Diese Teile können sie nach Lust und Laune mit ihren eigenen Sachen kombinieren, und das tageweise, wochenweise oder monatlich. Sie bezahlen das mit einer Flatrate.

Angefangen haben wir mit einem Laden im Hamburger Schanzenviertel, der aber zu klein wurde, als wir den bundesweiten Online-Versand starteten. Heute betreiben wir in Hamburg im Hafen einen Showroom, den unsere Kundinnen nach Terminabsprache besuchen können. Ist man Kleiderei-Member in unserem Online-Shop, stellen unsere Stylistinnen ganz nach den Vorlieben der Kundin monatlich ein Kleiderpaket mit vier Teilen zusammen. Unser nächstes Ziel ist es, das entstandene Netzwerk so anzukurbeln, dass unsere Kundinnen sich untereinander Klamotten ausleihen.“

Dieser Text erschien zuerst beim „enorm Magazin“.