Ohne Plastik

Diese Strohhalme sind essbar

19. Dez. 2017 von

Strohhalme sind tückisch: Wirklich vermeiden lassen sie sich oftmals nicht, einmal nicht richtig aufgepasst steckt das Plastik im Getränk. Ein junges Team hat nun eine Idee, wie man sie nicht abschaffen, aber deutlich verbessern kann.

Während ganze Länder alles an Einwegplastik verbieten wollen, fängt Seattle ganz klein an: bei Strohhalmen. Ab 2018 müssen diese – zusammen mit anderen Kleinuntensilien aus Plastik – mit umweltfreundlicheren Alternativen ersetzt werden. Da stellt sich die Frage: Was sind solche Alternativen?

Das Start-up Wisefood aus Deutschland hat mit „Eatapple“ eine parat. Eatapple ist ein essbarer Strohhalm, der komplett aus natürlichen Materialien hergestellt wird. Besser noch: aus Resten. Wie es der Name schon verrät, geht es um Äpfel. Genauer gesagt den sogenannten Apfeltrester.

Das sind die festen Rückstände, die bei der Saftherstellung anfallen. „Dieser Trester war für uns die beste Grundlage, weil er sehr viele Fasern hat und die nötige Stabilität mitbringt“, erklärt Konstantin Neumann, Gründer von Wisefood. In das fertige Produkt kommen dann unter anderem nur noch natürliches Aroma, Pektin und Glycerin, schon ist ein essbarer Trinkhalm fertig. Einziges Problem seien heiße Getränke, da sich der Eatapple darin deutlich schneller auflöse. Ansonsten ist es ein ganz normaler Trinkhalm.

„Mit dem gesamten Apfeltrester aus Deutschland ließe sich zwar nur die Hälfte aller hier verbrauchten Plastikstrohhalme ersetzen – aber selbst das sind noch 20 Milliarden Stück“, so Neumann. Genauso könnten aber Erdbeer- oder Zitronenreste für die Herstellung benutzt werden. Das Team will die Erdbeer-Geschmacksrichtung als nächstes entwickeln und sammelt dafür derzeit Geld über ein Crowdfunding auf Startnext.

Mehr als Strohhalme möglich

„Derzeit produziert das Deutsche Institut für Lebensmitteltechnik noch unsere Strohhalme mit einem sogenannten Extruder“, erklärt Neumann. Das Gerät komme sonst beispielsweise bei der Herstellung von Nudeln zum Einsatz – und wird wohl auch weiterhin nicht von Wisefood selbst angeschafft. „Neu kostet so eine Maschine eine Million Euro, gebraucht immer noch etwa eine halbe. Das ist derzeit einfach zu groß für uns.“

Aber: Mit der Finanzierung aus dem Crowdfunding soll zumindest eine Schneidemaschine angeschafft werden, denn das muss bislang noch komplett per Hand erledigt werden. „Bisher war das noch machbar, aber allein bei der Menge, die wir über Startnext verkaufen, wird es schon zu viel.“ In ein bis zwei Jahren könne man an eine eigene Produktionslinie denken, bis dahin will sich das Team auf seine Kernkompetenzen konzentrieren: Kommunikation nach außen und Produktentwicklung.

Denn vor allem für letzteres hat das Start-up noch einiges an Ideen: Nicht nur verschiedene Geschmacksrichtungen sind möglich, sondern theoretisch auch die Herstellung von kleineren Löffeln und Spießen, die beispielsweise in Eisdielen oder Imbissen benutzt werden – bis hin zu Coffee-to-go-Bechern.

Dieser Artikel von Vincent Halang erschien zuerst im „enorm Magazin“.