Studie

Bisphenol A in Kunststoff: Sind andere Weichmacher noch schädlicher?

08. März 2017 von

Bisphenol A ist ein Grundstoff von Plastik und gilt als krebserregend, hormonverändernd und generell gesundheitsgefährdend. Daher kommt immer häufiger ein Ersatzstoff zum Einsatz – doch dieser könnte möglicherweise genauso problematisch sein, wie eine aktuelle Studie zeigt.

So gefährlich ist Bisphenol A

Bisphenol A (BPA) wird als Grundstoff vieler Kunststoffe eingesetzt. Der Stoff steckt unter anderem in Mehrweg-Getränkeflaschen, CDs, Konservendosen, Spielzeug und anderen Plastikprodukten. Auch in Thermopapier wie bei Kassenzetteln ist BPA enthalten. (Deshalb sollten diese über den Restmüll entsorgt werden!)

Doch mittlerweile ist bekannt: BPA ist hochproblematisch. Laut „Umweltbundesamt“ ist „ein beabsichtigter Kontakt mit Menschen [sogar] verboten“, da BPA die Atmungsorgane reizen und zu Augenschäden führen könne. Auch Unfruchtbarkeit, Krebs und weitere Erkrankungen wie Diabetes werden mit BPA in Zusammenhang gebracht.

Deshalb ist die Verwendung von BPA — zumindest in Babyflaschen — seit 2011 in Europa verboten. Auch bei anderen Produkten kommt immer häufiger ein Ersatzstoff zum Einsatz. Doch dieser könnte ebenfalls gefährlich sein, wie eine aktuelle Studie zeigt.

Auch BPA-Ersatzstoff problematisch

Ein Team aus Umweltchemikern von der „Peking University“ hat herausgefunden, dass der BPA-Ersatzstoff Fluoren-9-Diphenol (BHPF) ebenfalls gesundheitsgefährdende Nebenwirkungen für Säugetiere, also auch für den Menschen, haben könnte.

Wie die Forscher im Fachblatt „Nature Communications“ schreiben, wurde Mäusen Wasser aus BHPF-haltigen Plastikflaschen zu trinken gegeben.

Während Bisphenol A ähnlich wie das weibliche Fortpflanzungshormon Östrogen im Körper wirkt, steuerte BHPF bei den Versuchen an Mäusen dem natürlichen Östrogen entgegen. Dadurch entwickelten sich die Föten der belasteten Weibchen deutlich langsamer. Zudem war die Genetik des Hormonhaushalts gestört.

Besonders bedenklich ist, dass BHPF auch im Blut von menschlichen Probanden nachgewiesen werden konnte.

Kein Grund zur Sorge für Europäer?

Die Ergebnisse der chinesischen Studie seien für Europäer zunächst kein Grund zur Sorge, meint das „Bundesinstitut für Risikobewertung“.

Denn in Lebensmittelverpackungen der EU ist BHPF derzeit nicht zugelassen. Dennoch könnte das Ersatzgift aus anderen Quellen ins menschliche Blut übergehen.

Denn auch im Versuch der Forscher konnte nicht genau nachgewiesen werden, ob das BHPF aus den Flaschen oder aus anderen Quellen stammte.

Ersatzstoff schlechter geprüft als BPA

Wie viele andere Ersatzchemikalien sei auch BHPF schlechter geprüft als BPA, mahnt der Ökotoxikologe Thomas-Benjamin Seiler von der RWTH Aachen.

„Es ist grundsätzlich ein Dilemma, dass der Ersatz von problematischen Substanzen dazu führen kann, dass bisher weniger untersuchte Chemikalien zum Einsatz kommen,“ so der Forscher.