Darf man Ananas noch mit gutem Gewissen genießen?

Ananas: Der Preis der süßen Früchte

24. Okt. 2017 von

Süß, gesund und billig. Doch darf man Ananas überhaupt guten Gewissens essen?

Costa Rica ist bekannt als Öko-Musterland und für nachhaltigen Tourismus. Doch es gibt es auch eine dunkle Seite. Das Land, das zu den reichsten Mittelamerikas zählt, verkauft rund 2 Millionen Tonnen Ananas pro Jahr. Das entspricht einem Marktwert von rund 1 Milliarde US-Dollar. Möglich ist dies durch das Klima, das nicht nur traumhafte Ökosysteme entstehen ließ, sondern auch der Ananas ganzjährig ideale Bedingungen liefert.

Das Problem: Die süßen Früchte werden in riesigen Monokulturen unter massivem Pestizideinsatz angebaut und geerntet. Die Folgen: Plantagenarbeiter klagen über Hautausschläge und Kopfschmerzen.

Im Zentrum des Ananas-Anbaus, nordöstlich der Hauptstadt San José, versorgen Tanklaster Dörfer regelmäßig mit sauberem Trinkwasser, weil das Grundwasser dort mit giftigem Bromacil verseucht ist, ein in der EU längst verbotener Unkrautvernichter. Darüber hinaus ist Costa Rica mit 18,2 Kilogramm Pestizid pro Hektar das Land mit dem höchsten Einsatz der Welt und besitzt darüber hinaus die weltweit längste Liste der zugelassenen Schädlingsbekämpfungsmittel.

Sehenswerte Doku mit bittersüßer Konsequenz

Das ZDF-Format „planet e.“ hat sich in Costa Rica umgesehen und mit Arbeitern, Umweltschützern und Bauern gesprochen. Die rund halbstündige Reportage „Der Preis der süßen Früchte“ gibt einen guten Überblick über die sehr problematischen Bedingungen des Ananas-Anbaus in Costa Rica. Dabei zeigen die Macher auch die große Marktmacht der deutschen Supermärkte auf und damit Akteure, die maßgeblich zur Verbesserung der Situation in Mittelamerika beitragen können.

Doch die Doku zeichnet nicht nur ein trauriges Bild, sondern zeigt auch die positiven Ansätze, die es ebenfalls gibt. Denn das Bio-Segment wächst aufgrund der steigenden Nachfrage in den Exportländern auch in Costa Rica. Immer mehr Farmer machen sich mit neuen umweltfreundlichen Anbaukonzepten selbständig. Doch leider ist auch Bio keine umfassende Lösung. Denn selbst wenn die komplette Produktion auf biologischen Anbau umgestellt würde: der riesige Bedarf an Flächen mit seinen negativen Folgen für die Ökosystem bliebe bestehen.

„Der Preis der süßen Früchte“ ist einer sehenswerte Dokumentation, die jedoch mit einer bittersüßen Konsequenz für die Konsumenten endet. „Egal ob konventionell, ob fair oder bio – ganz ohne Nebenwirkungen sind Südfrüchte wie Ananas und Bananen nicht zu haben.“

Dieser Artikel erschien zuerst im „enorm Magazin“.