Experte rät ab – besonders auch vor dem Sport

Zuckerbombe Energydrink: Warum du damit keine Höchstleistungen vollbringen wirst

19. März 2016 von

Wir leben in einer Leistungsgesellschaft. Jeder soll: Höher, weiter, schneller und das am besten in Job, Privatleben und Fitness. Dazu hinterlassen Facebook & Co. oftmals die Angst was zu verpassen (#FOMO = fear of missing out). Wer will sich schon nachsagen lassen auf Feierabend keine Feiernacht mehr folgen lassen zu können. So mancher baut dabei auf Energydrinks, um sich Flügel zu verleihen. Mit himmlischen Effekt?

Nein, Bruchlandung. „Energydrinks erhöhen den Blutdruck, die Herzfrequenz und können zu Herzrhythmusstörungen führenden. Außerdem erhöhen sie den Blutzuckerspiegel. Der Blutzucker- und Insulinspiegel steigt unabhängig vom Zuckergehalt und birgt eventuell die Gefahr, dass sich später ein Diabetes entwickelt“, so Dr. Norbert Smetak vom Bundesverband der Niedergelassenen Kardiologen zu Codecheck.

Zucker liefert Energie, Koffein putscht auf

2015 wurden nach Unternehmensangaben weltweit über 5,9 Milliarden Dosen Red Bull verkauft, 2013 handelten es sich „noch“ um 5,2 Milliarden.

Alle normalen 250-Milliliter-Dosen enthalten dabei um die 80 Milligramm Koffein und 27,5 Gramm Zucker (zusammengesetzt aus Saccharose, Glukose, Fruktose, Laktose). Das entspricht rund neun Stücken Würfelzucker und reicht damit fast an Cola ran. Die WHO empfieht übrigens täglich nicht nehr als sechs Teelössel Zucker zu sich zunehmen ...

Interessant: Auf der eigenen Homepage führt Red Bull seine Konsumenten am Nasenring entlang – hier wird keck gefragt: „Schon gehört? Die Zuckermenge in einer Dose Red Bull ist vergleichbar mit dem Zuckeranteil in der entsprechenden Menge Apfel- oder Orangensaft?“ Darauf folgt eine Grafik zum Zuckergehalt, in welcher der Softdrink zwischen Säften und einem süßbösen Bubbletea ganz unscheinbar verschwindet. Das ein guter Saft zudem Vitamine enthält, kein Koffein und mit Wasser gemischt auch sehr gut schmeckt, braucht man eigentlich nicht weiter auszuführen.

Energydrinks & Höchstleistungen

Süße Erfolge verheißt auch die Kombination von Sport und Energydrinks. Die Mutter aller Koffeindrinks Red Bull hat marketingmäßig gefühlt alle Extremsportarten an sich geklebt: Rennfahrer Sebastian Vettel wurde mit dem Red Bull Racing-Team Weltmeister, Felix Baumgartner hüpfte mit Red Bull-Antrieb durch die Stratosphäre ...

Aber kann man Energydrinks eigentlich bedenkenlos vor dem Sport trinken? Dr. Norbert Smetak rät ab: „Da beim Sport die Herzfrequenz ansteigt, sind Energydrinks vor dem Sport bedenklich, da es damit zu einem übermäßigen Frequenzanstieg und eher zu Rhythmusstörungen kommen kann.“

Energydrinks & Alkohol

Im Über­maß genossen, können die Koffein-Getränke zudem zu Unruhe, Nervosität, Übel­keit, Schlaflosig­keit oder Herz­rasen führen. Besonders in der Kombination mit Alkohol können die Nebenwirkungen der kleinen Dosen riskant sein, so Smetak:

„Alkohol erweitert kurzfristig die Gefäße, wodurch die Herzfrequenz ansteigt, dieser Effekt wird durch Energydrinks verstärkt. Alkohol kann Herzrhythmusstörungen verursachen, auch dies wird durch Energydrinks verstärkt. Und nicht zuletzt verschleiern Energydrinks die Alkoholwirkung, so dass mehr Alkohol konsumiert wird.“

Gerade bei Jugendlichen reagiere der Körper noch stärker auf das enthaltende Koffein und besondere Vorsicht sei geboten. In Lettland wurden deshalb erst kürzlich Energydrinks für Jugendliche unter 18 Jahren verboten – eine Option für andere EU-Staaten? Smetak: „Es wäre eine Möglichkeit – und da eine freiwillige Selbstbeschränkung nicht zu erwarten ist, wohl die effektivste.“

Was vielleicht auch hilft: #JOMO (joy of missing out).