Allergien

Zu viel Hygiene macht krank

12. März 2015 von

„Wer Dreck isst, wird nicht krank“ sagt der Volksmund. Gemeint ist, dass Kinder, die in steriler Umgebung aufwachsen, ein schwächeres Immunsystem haben. Das bestätigen jetzt auch verschiedene Studien.

Übertriebenes Händewaschen und ein steriles Kinderzimmer schützen nicht vor Allergien – im Gegenteil, eine zu hohe Hygiene und das Abschotten von möglichen Auslösern von Allergien kann diese sogar begünstigen.

Marburger Forscher haben nun einen medizinischen beweis dafür gefunden. Bislang gab es nur statistische Studien, die zeigen, dass Kinder, die in einer keimfreien Umgebung aufwachsen, besonders anfällig für Allergien sind. Bei Kindern, die etwa auf einem Bauernhof aufwachsen, ist das Risiko für Heuschnupfen nur halb so groß wie bei Stadtkindern.

In der neuen Studie der Forscher aus Marburg an 3500 Kindern konnte nun anhand spezieller Botenstoffe (so genannte Zytokine) nachgewiesen werden, dass das Immunsystem der auf einem Bauernhof aufgewachsenen Vier- bis Acht-Jährigen auf besondere Weise „trainiert“ wird – weil sie ständig mit Keimen konfrontiert werden, wird ihr Immunsystem toleranter. Es gewöhnt sich an harmlose Bakterien. Wichtig ist, dass Kinder schon so früh wie möglich mit möglichen Allergie-Auslösern konfrontiert sind. Je später dies geschieht, umso stärker ist das Immunsystem bereits geschwächt.

Eine andere Studie zu diesem Thema kommt aus Amerika von der Academy of Allergy, Asthma and Immunology. Sie beweist anhand der weit verbreiteten Erdnuss-Allergier, dass sie vom Mensch selbst verhindert werden könnte. Die Forscher untersuchten dafür rund 600 Hoch-Risiko-Kinder im Zeitraum von fünf Jahren. Die Ergebnisse zeigen: Jene Kinder, die in jungen Jahren drei Mal wöchentlich Erdnüsse zu essen bekamen, entwickelten langfristig ein um 81 Prozent geringeres Risiko, eine Allergie dagegen zu entwickeln.

Langfristig wollen die Forscher diese Erkenntnisse für eine neuartige Behandlung von Allergikern nutzen. Eine Möglichkeit wäre eine Art Allergie-Impfung, zum Beispiel mit Bakterien, die das Immunsystem beeinflussen können. Das ist in der Forschung allerdings noch Zukunftsmusik.