Tabakkonsum

Wieso eine englische Studie E-Zigaretten als Gesundheitserfolg feiert

07. Mai 2016 von

Eine der führenden Forschungseinrichtungen in Großbrittannien spricht sich für eine regulierte Ausweitung von E-Zigaretten aus – sie seien eine Alternative, um die Folgen von Tabakkonsum zu reduzieren.

Bereits 2007 hatte das renommierte Royal College of Physicians (RCP) mit Sitz in London eine Bestandsaufnahme zum Thema Rauchen in Großbritannien gewagt: „Tabak ist immer noch die größte Herausforderung für das Gesundheitssystems in Großbritannien, dem ca. 100.000 Todesfälle pro Jahr zu Grunde liegen. Pro Menschen, der an den Folgen von Tabak stirbt, leiden 20 weitere an durch die von Rauchen hervorgerufenen Probleme.“

Dabei bekräftigen die Forscher schon damals ihre Meinung elektronische Zigaretten könnten eine „effektive, kostengünstige und leicht verfügbare Alternative“ zu konventionellen Zigaretten darstellen. Gleichzeitig wies das RCP darauf hin, dass trotz der Vorteile auch die Nachteile der neuen Produkte beobachtet werden.

Mit ihrer aktualisierten Studie bleiben die Forscher bei ihrer positiven Haltung zur E-Zigarette.

Der Epidemiologe John Britton und sein Team sehen weiterhin deutlich weniger Risiken beim Dampfen – trotzdem seien E-Zigaretten gesundheitlich nicht unbedenklich. Sie weisen jedoch darauf hin, dass die Folgen eines Langzeitkonsums von E-Zigaretten nur knapp fünf Prozent der Schäden erreichen, die das Rauchen von konventionellem Tabak mit sich bringe.

Das sieht das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg anders. Tabakexpertin Katrin Schaller sagte Spiegel-Online: „Für Nichtraucher und Jugendliche sind E-Zigaretten nicht geeignet.“ Die Gefahr: Zu leicht könnten die E-Zigaretten der Einstieg in den Tabakkonsum sein.

Genau dieser Aussage widerspricht die Studie aus England.

Grafik E-Zigaretten
Royal College of Physicians (RCP), Studie Seite 132

Nur 4 Prozent der Jugendlichen zwischen 11 und 18 Jahren nutzen demnach eine E-Zigarette als ersten Einstieg und hatten vorher noch nicht geraucht. Beeindruckende 77 Prozent sind regelmäßige Raucher, 45 Prozent haben schon einmal das Rauchen probiert.

Niktoin als das kleinere Übel

Den entscheidenen Vorteil bei E-Zigaretten sehen die britischen Forscher darin, dass bei einer guten Regulierung der Produkte an sich nur Nikotin inhaliert würde – kein Teer oder andere gefährliche Stoffe, wie sie bei einer normalen Zigarette vorkommen. In ihrer Studie schreiben die Forscher kurz und knapp: „Nikotin ist keine hochgefährliche Droge. Es erhöht den Pulsschlag und den Blutdruck, hat auch einige lokale Effekte, aber ist nicht krebserregend.“

Die Bundesregierung hatte zum 1. April 2016 den Verkauf von E-Shishas und E-Zigaretten an Kinder und Jugendliche generell verboten. Viel wichtiger ist laut der Studie jedoch, die zugelassenen Produkte stärker zu regulieren. Auch in E-Zigaretten könnten gefährliche Stoffe beigemischt werden und den positiven Effekt zunichte machen.

In einem Punkt sind sich jedoch alle Seiten einig: Gar nicht zu Rauchen oder damit aufzuhören ist immer noch am gesündesten.

Den gesamten 200-seitigen Report des RCP können Sie hier herunterladen.