Mikroplastik dezimiert Bestände

Wie wir mit unserer Kosmetik Austern töten

10. Feb. 2016 von

Achtest du beim Kauf von Körperpflegeartikeln darauf, welche Inhaltsstoffe sie enthalten? In vielen Produkten finden sich kleinste Kunststoffpartikel, die über unsere Waschbecken in das marine Ökosystem gelangen – mit fatalen Folgen.

Mikroplastik wird zum Beispiel als Bindemittel in Gesichtsabdeckcremes, als Schleifmittel in Zahnpasten oder als Filmbildner in Shampoos verwendet. Weil die Partikel so klein sind, können sie von Kläranlagen nicht vollständig herausgefiltert werden und fließen mit dem Abwasser in die Umwelt.

Mikroplastik entsteht aber auch durch Zerfall von Kunststoffabfällen, die durch die Ozeane treiben. Derzeit schwimmen schätzungsweise 270 Millionen Tonnen Plastikmüll in den Meeren.

Vergiftung hemmt Reproduktion

Einer kürzlich im Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences“ veröffentlichten Studie zufolge nehmen Austern das Mikroplastik mit dem Atemwasser auf. Es setzt sich im Verdauungstrakt der essbaren Meeresmuscheln fest und vergiftet die empfindlichen Schalenweichtieren förmlich.

Die Forscher aus Frankreich und Belgien, die die Untersuchung durchführten und die Folgen der Schädigung dokumentierten, legten Austern mehrere Wochen lang in Wassertanks mit Mikroplastikteilchen. Schon kurz nach Beginn des Experiments stellten sie fest, dass die Fortpflanzung der Muscheln durch das Mikroplastik gehemmt wurde.

Nach zwei Monaten zählten die Wissenschaftler bei Weibchen 38 Prozent weniger Eier als bei ihren Artgenossinnen in sauberem Wasser. Außerdem produzierten die männlichen Austern schlechtere – weil um 23 Prozent langsamere – Spermien. Die Zahl der Larven reduzierte sich insgesamt um 41 Prozent.

Was können wir tun?

Austern sind ein Reinigungssystem für das Wasser, weil sie durch ihr Filtrieren unter anderem Stickstoff aufnehmen und abbauen. Allerdings lassen bereits geringe Konzentrationen an Schadstoffen, wie sie in Mikroplastik enthalten sind oder anreichert werden, die nützlichen Tiere verenden.

Auch mit Blick auf die anderen schützenswerten Meeresbewohner empfiehlt das Bundesumweltamt deshalb, auf Hygiene- und Pflegeprodukte zu verzichten, die Kunststoffe wie Polyethylen enthalten, und den Müll, der sich bei einem Strandtag oder beim Picknick im Freien ansammelt, in einem Mülleimer zu entsorgen. Auf dieser Webseite hat der BUND weitere Informationen über die „unsichtbare Gefahr“ zusammengetragen.