Die unbekannte Komponente in Lebensmitteln

Wie viel Gentechnik isst du, ohne es zu wissen?

14. Apr. 2016 von

Mit Hilfe von Gentechnik wollen Forscher die „perfekten“ Lebensmittel erschaffen. Was ist Gen-Food, wie viel davon isst du, ohne es zu wissen, und wo liegt die Toleranzgrenze in Sachen Genmanipulation?

Den genetischen Code nennt man Genom. Dieser Bauplan ist kompliziert, und dennoch greifen Wissenschaftler in ihn ein. Warum auch nicht, wenn man so den schönsten Apfel und die wohlschmeckendsten Früchte erschaffen kann und diese auch nach Monaten nicht schlecht werden? Ansichtssache.

Gen-Verschmutzung nicht kontrollierbar

Was passiert in unserem Körper, wenn wir genveränderte Nahrungsmittel essen? Kurzfristig tut sich nichts. Das weiß man, weil wir schon seit Jahren genmanipuliertes Essen verdrücken. Kritiker sehen das allerdings anders, und verweisen auf möglicherweise langfristige Folgen.

Dennoch: Gen-Ware zu vermeiden, ist aus zwei Gründen ist nicht so einfach. Als erstes wäre da die „Gen-Verschmutzung“, die Kreuzkontaminationen von Pflanzen. Felder mit Genpflanzen müssen einen Mindestabstand von Nicht-Genpflanzen-Feldern haben. Leider hält sich der Wind bei der Bestäubung nicht an die 150 Meter Grenze.

Zweitens müssen Zusatzstoffe, die mit Hilfe von gentechnisch veränderten Bakterien oder Hefen hergestellt werden, nicht gekennzeichnet werden. Mit Gen-Food rechnen muss man vor allem bei Fleisch- und Wurstwaren, Milchprodukten, Backwaren und Süßem. Dabei geht es erstens ums Tierfutter, das meistens (zumindest zu gewissen Teilen) aus Mais und Soja besteht, aber auch um die Zusatzstoffe in Lebensmitteln. Geschmacksverstärker und Vitamine sowie Produkte von Tieren, die mit Gen-Pflanzen gefüttert werden, müssen nicht gekennzeichnet werden.

Ein konkretes Beispiel

Erst im November hatte ein Fisch als das erste genmanipulierte Lebensmittel in den USA ein gesundheitliches Gütesiegel bekommen. Die DNA des atlantischen Lachses wurde mit Teilen von Königslachs und einer Aal-Art ersetzt. So entstand ein „perfektes“ Lebensmittel: Der Fisch wächst doppelt so schnell, frisst aber wesentlich weniger als seine nicht-manipulierten Artgenossen.

Anfang des Jahres dann der Rückzieher: Der Gen-Fisch der Fima „Aquabounty“ darf nicht verkauft werden, so lange nicht geregelt ist, ob und wie GMO-Produkte gekennzeichnet werden müssen. Die Chance ist allerdings groß, dass gerade der Lachs in Sachen Gen-Kennzeichnung entscheidend für die Zukunft ist.

Wo liegt unsere Toleranzgrenze bei Gentechnik?

Der grundsätzliche Ton von Konsumenten gegenüber solchen „neuen“ Nahrungsmittel ist eher skeptisch: „Zwei Sorten Weizen zu kreuzen oder eine braune Kuh und eine weiße Kuh – das macht uns nichts aus. Aber wenn etwas im Zell-Kern (eines Lebewesens) verändert wird, dagegen haben Menschen eine emotionale Reaktion.“

Zudem wissen die Verbraucher in den USA nicht, wo überall Genmanipulationen zum Einsatz kommen, denn im Gegensatz zur EU müssen Hersteller in den Staaten ihre Produkte noch nicht kennzeichnen. Hersteller wie Kellog’s oder Monsanto argumentieren gegen eine Kennzeichnung, weil sie „teuer sei und den Konsumenten verwirre.“