Verkehrswege zerstückeln Reviere

Wie unser Straßennetz Wildtiere stört

26. Feb. 2017 von

Den Preis unserer Mobilität zahlen die Wildtiere: Der stetige Ausbau der Infrastruktur führt zu immer kleineren Lebensräumen und immer größerer Umweltbelastung. Für die Fauna ist das mehr als gefährlich.

Einer spanischen Studie aus dem Jahr 2010 zufolge nehmen die Bestände von Vögel und Säugetieren in Regionen, in denen neue Verkehrswege gebaut wurden, um bis zu 50 Prozent ab. Gerade für umherziehende Tiere auf der Suche nach einer vorübergehenden Bleibe oder Nahrung können frisch fertiggestellte Straßen oder Bahnlinien, die durch ihren Lebensraum führen, fatal sein. Bei anderen Tierarten führen vor allem die Folgen der Zerstückelung ihrer Reviere zu einem lokalen Artensterben.

Landschaftszerschneidung behindert Wanderungen

Wie es dazu kommt, erklärt die Wissenschaftsplattform „planet-wissen.de“ anhand einiger Beispiele: Waldfledermäuse, die sich auf ihr internes Echolot verlassen, würden etwa nicht über freie Flächen fliegen, da ihnen die Bäume als Orientierungshilfe dienen. Ihre Flüge endeten am Rand des schrumpfenden Waldgebiets, in dem sie sich niedergelassen haben.

Auch Igel und Insekten würden große Ackerflächen meiden, da es dort keine Nahrung für sie gebe. Noch dazu nehme die Bebauung Fröschen und Kröten die Möglichkeit, in andere Feuchtgebiete zu ziehen. Entweder wurden sie ohnehin bereits zerstört oder der Weg dorthin ist verbaut.

Ganze Artenzweige gefährdet

Die Reaktionen dieser und anderer Waldtiere führen zur gleichen Konsequenz: „Die Populationen werden zunehmend isoliert, was auf längere Sicht eine große Bedrohung darstellt. Der fehlende genetische Austausch und drohende Inzucht erhöhen die Gefahr des Aussterbens nachweislich“, formuliert es „planet-wissen.de“. Weil sich die Tiere also nur noch mit Artgenossen innerhalb ihrer kleinen Habitate paaren, degenerieren sie im Laufe der Generationen.

Das ist nur die langfristige Folge der Expansion des Verkehrsnetzes. Die Natur- und Artenschutzplattform „naturtipps.com“ erinnert daran, dass es schon während oder spätestens nach Beendigung des Baus zu erhöhten Schadstoffbelastungen und Lärmpegeln kommt, künstliches Licht die Gewohnheiten nachtaktiver Tiere stört und sich das Mikroklima sowie das Landschaftsbild verändert.

Was müsste getan werden?

Damit die Tiere ihren Lebensraum wechseln können, müsste die Trennwirkung durch Wildtierpassagen reduziert werden. Wo viele Kleintiere wandeln, sollte es am Rand von asphaltierten Forst- und Wanderwegen beispielsweise viele abgesenkte Bordsteine geben. Denkbar seien ebenfalls Sperr- und Leiteinrichtungen, die zu Tunneldurchlässen dirigieren. Für größere Tiere kämen Wegunterführungen mit Vegetationsstreifen in Frage und Wild wie Hirsche oder Wildschweine könnten durch Landschaftsbrücken und Überführungen in benachbarte Reviere gelangen.

„Der Standort und die Ausgestaltung der Wildtierpassagen muss an die jeweiligen Zielarten angepasst werden. Wichtig ist, dass die Passagen ausschließlich den Wildtieren vorbehalten blieben und menschliche Aktivität – auch Jagd – im Umfeld vermieden wird“, so „naturtipps.com“.

Was können wir tun?

Gartenbesitzern schlägt „planet-wissen.de“ vor, die Bedingungen für wandernde Tiere im Kleinen zu verbessern. Sie könnten ihr Land beispielsweise naturnah anlegen und somit zu einem Lebensraum machen. Es genügten aber auch schon durchlässige Zäune, damit der Garten für wandernde Kleintiere als „Durchzugs-Raststelle“ nutzbar wird. Selbst ein Balkon mit heimischen Wildpflanzen anstelle von fremdländischen Zierpflanzen könne erstaunliche Effekte erzielen.