Interview mit Gift-Expertin

Wie stark die Deutschen mit Schadstoffen belastet sind

22. Mai 2016 von

Das Umweltbundesamt dokumentiert seit drei Jahrzehnten die Verschmutzung mit Schadstoffen. Giftwächterin Marike Kolossa-Gehring empfiehlt, wieder mehr wie Oma zu kochen.

Im Münsterland, in einem alten Militärbunker, liegt das Giftgedächtnis der Deutschen. Fast 200.000 Blut- und Urinproben von Studenten aus Deutschland lagern hier seit 1981. Es ist die weltweit größte und genaueste Sammlung menschlicher Körperflüssigkeiten.

Nach dem Blei kam der Plastik

Das Giftarchiv liefert Hinweise auf die Schadstoffe, die zum jeweiligen Zeitpunkt in die Körper der Deutschen gelangten. Während beispielsweise die Schwermetallbelastung seit dem Ende der achtziger Jahre sank, stiegen seither die Werte von Weichmachern aus Plastikverpackungen.

Spiegel-Online hat bei der Leiterin des „Fachgebiets Toxikologie, gesundheitsbezogene Umweltbeobachtung“ am Umweltbundesamt nachgefragt, und wollte wissen, ob die Deutschen zu sehr mit Schadstoffen belastet sind.

Wieder mehr wie Oma kochen

Die Ergebnis: Pauschal gibt es darauf keine Antwort. Was aber klar scheint, ist, dass Menschen, die mehr Fastfood, Kaugummi oder Speiseeis essen, viele Weichmacher aufnehmen und damit auch mehr Schadstoffe in den Körper gelangen. Die Empfehlung der Expertin ist simpel: Man sollte wieder mehr wie die eigene Oma kochen. Das heißt, mit frischen Zutaten, am besten unverpackt, saisonal und regional, wenn möglich aus ökologischem Anbau. Fastfood und Convenience Food, also Fertigprodukte, sollten so gut wie möglich gemieden werden.

Weichmacher gelten als Gesundheitsrisiko

Gerade in solchen Produkten, wurden bei stichprobenartigen Untersuchungen ungewöhnlich hohe Phthalat-Gehalte gefunden. Phthalate sind eine Gruppe von Weichmachern, die häufig in Plastik enthalten sind. Einige stehen im Verdacht, ähnlich wie Hormone zu wirken und damit die Entwicklung von Hoden und Spermien zu beeinträchtigen. Auch Fettsucht und Diabetes solten sie begünstigen. Die Expertin zeigt sich schockiert, angesichts der hohen Phthalat-Gehalte: „Da weiß niemand mehr, was diesen Lebensmitteln auf dem Weg zum fertigen Produkt zugestoßen ist.“

Also, Finger weg von Fertigprodukten und Fastfood! Das vollständige Interview findest du auf Spiegel-Online.