Die Macht der Konzerne

Wer regiert die Welt?

02. Aug. 2015 von

Als kritischer Konsument hat man es wirklich nicht einfach: Wir wollen biologisch angebautes Gemüse, Kaffee aus fairem Handel und Kleider, die umwelt- und menschenfreundlich hergestellt wurden. Also greifen wir nach den Produkten mit den richtigen Labels und wähnen uns in Sicherheit.

Zuhause schauen wir uns die Etikette genauer an, googlen ein wenig und müssen feststellen, dass der Bio-No-Name Senf auch Nestlé gehört. Da hätte man gleich einen Thomy kaufen können.

Es ist schwierig das Richtige zu tun

Wir wollen Gutes tun. Deshalb kaufen wir unsere Lotionen und Öle bei Body Shop. Weil die sich gegen Tierversuche einsetzen. Doch vor ein paar Jahren wurde Body Shop von L’Oréal aufgekauft. Die hingegen testen ihre Produkte an Tieren. Ist der Shop nun noch glaubwürdig? Wollen wir indirekt das unterstützen, was wir eigentlich bekämpfen möchten? Und was sind die Alternativen?

Die zehn Riesen

Bei Lebensmittel verhält es sich gleich: Mittlerweile lassen sich die Hersteller an zwei Händen abzählen: Coca Cola, Unilever, Nestlé, Mars, Mondelez, Kellog’s, Danone, Pepsico General Mills und Associated British Foods. Ihnen gehört die Welt. Und es ist schwer, an ihnen vorbei zu kommen. Was es so schwierig macht, ist der Umstand, dass sie neben ihren Hauptmarken über Kooperationen wie Joint Ventures oder Beteiligungen auch gleich die passenden Konkurrenzprodukte anbieten, und so eine Vielfalt suggerieren, die nicht existiert.

Richtig unheimlich wird es, wenn man sich überlegt, dass nur drei Firmen für fast das gesamte Saatgut der Welt verantwortlich sind. Und die Bauern zwingen können, jedes Jahr neues kaufen zu müssen, weil die Samen Hybride sind. Big Business.

Und was ist jetzt so schlimm daran?

Die Bezeichnung „Gutmensch“ fällt schnell, wenn man sich erlaubt, das eigene Konsumverhalten zu hinterfragen, oder – Gott bewahre – die Vorgehensweisen der Multis zu kritisieren. Berichte von Leuten, die es geschafft haben einen Blick hinter die Kulissen der Lebensmittelkonzerne zu werfen, sind haarsträubend und werden deshalb oft als Verschwörungstheorien abgetan.

Wir wollen nicht glauben, dass wir im Grunde überhaupt keinen Einfluss darauf haben, was wir kaufen, essen und wie viel wir dafür bezahlen müssen. Und zucken deshalb resigniert mit den Achseln, wenn Nestlé Wasserquellen privatisieren will, die den Einheimischen dann nicht mehr zur Verfügung stehen.

Wie wäre es, wenn man uns das Wasser im Haus abstellen würde und uns anbieten würde, es stattdessen in Flaschen abgefüllt für 5 Euro im Laden zu kaufen? Unvorstellbar? Nicht für Herrn Peter Brabeck, CEO und Verwaltungsratspräsident von Nestlé. Er hat sehr gut erkannt, dass nicht Öl, nicht Gold, sondern Wasser der wichtigste Rohstoff der Zukunft ist.

Mach Dir Dein eigenes Bild

Oxfam International, eine Entwicklungsorganisation, die sich weltweit gegen die Armut engagiert, hat auf ihrer Homepage www.behindthebrands.org die zehn größten Lebensmittelhersteller nach verschiedenen Gesichtspunkten bewertet. Nestlé steht zur Zeit mit 61 von 100 Punkten nach Unilever an zweiter Stelle und kommt nicht einmal so schlecht weg. Dokumentarfilme wie We feed the World, Unser täglich Brot oder Bottled Water zeigen nochmals eine andere Realität.

Es schadet bestimmt nicht, sich gut zu informieren, bevor man ins Regal greift. Wer Lebensmittel aus lokaler oder regionaler Produktion kauft, erhöht seine Chancen, keine bösen Überraschungen zu erleben.