Gesundheit

Weniger Antibiotika-Einsatz dank neuem Bluttest

09. Feb. 2016 von

Ein in den USA entwickelter Bluttest kann innerhalb weniger Stunden Auskunft geben, ob eine Infektion durch Viren oder Bakterien verursacht wurde. Kann das die Schnellverschreibung von Antibiotika reduzieren?

Die Problematik

Ob Lungenentzündung oder Bronchitis – in den Ohren eines Laien klingen diese Diagnosen gleich, denn beide haben sehr ähnliche Symptome. Für Ärzte gibt es jedoch einen entscheidenden Unterschied: Während eine Bronchitis oftmals durch Viren verursacht wird, entsteht eine Lungenentzündung vermehrt durch Bakterien und seltener durch Viren, Pilze oder Parasiten (und natürlich gibt es für beide Krankheitsbilder auch noch andere externe Auslöser).

Dennoch: Der größte Feind der Bakterien aber ist Antibiotikum, ein heute gerne und viel verschriebenes Medikament. Seine Beliebtheit erklärt sich durch die hohe Wirksamkeit – allerdings nur gegen Bakterien, nicht gegen Viren. Handelt es sich also um eine viral verursachte Lungenentzündung, dann ist der Einsatz eines Antibiotikums zwecklos.

Die Schwierigkeit für Ärzte besteht darin, den Verursacher der Erkrankung zweifelsfrei auszumachen – oft werden deshalb gerne vorsorglich Antibiotika verschrieben, was zu Resistenzen führt.

Kann ein Bluttest Abhilfe schaffen?

Um diese Maßnahme in Zukunft reduzieren zu können, haben Forscher der Duke University in Durham (USA) einen neuen Schnelltest entwickelt. Durch eine einfache Blutentnahme kann so innerhalb weniger Stunden herausgefunden werden, welche Art der Infektion vorliegt. In einer Studie mit über 300 Patienten konnten verschiedene Erreger anhand ihrer spezifischen Gen-Signaturen erkannt werden. Und das mit einer Trefferquote von 87 Prozent.

Der neue Test liefert damit deutlich bessere Ergebnisse als der in dieser Frage bislang aussagekräftigste, der Procalcitonin-Test. Dieser hat jedoch den Nachteil, dass er nicht so schnell durchgeführt werden kann, weshalb er im Alltag der Arztpraxen nicht viel Anwendung findet.

Das Forscherteam der Duke University teilte in der amerikanischen Fachzeitschrift Science Translational Medicine mit, dass die Auswertung des neuen Tests zum jetzigen Zeitpunkt noch 10 Stunden dauern würde. Ein Schnelltest, der in nur einer Stunde Ergebnisse liefert, soll jedoch schon bald marktreif sein.

Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen

Der breite Einsatz des Tests wäre eine große Chance, den Einsatz von Antibiotika deutlich zu reduzieren. Mathias Pletz, Direktor des Zentrums für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene am Uniklinikum Jena, lobte die Studie und den Ansatz der amerikanischen Kollegen.

Gegenüber der Tageszeitung „Die Welt“ sagte er: „Das Verfahren bietet einen Blick in die Zukunft.“ Denn abgesehen von häufigen Nebenwirkungen wie Magen- und Darmerkrankungen, machen vor allem die zunehmenden Resistenzen gegen Antibiotika den Wissenschaftlern und Ärzten immer mehr Sorgen.

Sogar US-Präsident Barack Obama hatte deshalb 2014 eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die sich seitdem mit der möglichen Reduzierung des Antibiotika Einsatzes befasst. Mit dem neuen Bluttest könnte ein großer Schritt in diese Richtung getan sein.

Quellen: http://time.com/4186864/blood-test-antibiotics/ http://www.welt.de/gesundheit/article151272284/Ein-neuer-Bluttest-weiss-ob-Antibiotika-helfen.html http://www.aponet.de/aktuelles/forschung/20160121-bluttest-zeigt-ob-antibiotika-noetig-sind.html http://stm.sciencemag.org/content/8/322/322ra11