Entgiftung vom Digitalen, Zeit mit der Familie

Weihnachtszeit: Warum nicht mal das Smartphone ruhen lassen?

23. Dez. 2016 von

„Digital Detox“ heißt der Trend aus den USA. Das digitale Entgiften soll gegen den Stress der ständigen Erreichbarkeit helfen. Jetzt gibt es die ersten „Digital Detox“ Camps auch in Deutschland. Aus Weihnachten kannst Du aber Dein eigenes kleines Bootcamp machen und Dich auf die Probe stellen: Wie lang kommst Du ohne Handy aus?

Smartphones sind beim Digital Detox genauso verboten wie Notebooks und Tablets. Nichts, was eine Internetverbindung aufbauen kann, darf während der digitalen Entgiftung verwendet werden. Der Trend ist nicht neu: Schon seit Jahren veranstalten findige Unternehmer in den Staaten ganze Wochen solcher internetloser Urlaube. Manchmal sind es echte Campingurlaube. Dann zelten die Teilnehmenden mitten in der Natur und kochen über einem Lagerfeuer. Die Veranstalter solcher Urlaube sammeln dann oft sogar die Digitaluhren ein.

Manchmal hat die digitale Entgiftung auch Workshop-Charakter. Dann erklären professionelle Digitalentgifter den zahlungswilligen Teilnehmern, wie man das Smartphone auch im Alltag häufiger abschaltet. In Deutschland geht das zum Beispiel in zwei Tagen in einem alten Kloster. Yoga, gesundes Essen und Biowein inklusive.

Work-Work-Balance – wo bleibt das Leben?

Aber wieso müssen wir überhaupt vom Digitalen entgiften? Der Trend entstand vor Jahren im Silicon Valley, und zwar als Reaktion auf die ständige Verfügbarkeit der Mitarbeiter weit über die Arbeitszeit hinaus. Der Arbeitsalltag wird auch in Europa immer entgrenzter; ein tatsächliches Ende des Arbeitstages gibt es für viele nicht mehr.

So ist es normal geworden, auch berufliche Mails und Telefonanrufe noch kurz vor dem Schlafengehen oder am Wochenende anzunehmen und zu bearbeiten. Und auch zwischendurch schalten wir nicht ab: Wir kommunizieren in sozialen Netzwerken. Dass das Verhalten von uns Daueronlinern häufig für Stress sorgt, ist mittlerweile bekannt. Aber: Entgiftung?

Der Suchtbegriff und das „Detoxing“

Entgiftung, das ist im Deutschen ein fester Begriff. Er kommt aus der Suchttherapie. Am Anfang jedes Entzugs eines Suchtmittels steht die Entgiftung. Diese geht allerdings in die lebenslange Abstinenz über. Während gesundheitsschädigende oder lebensgefährliche Substanzen wie Alkohol und Drogen als Süchte anerkannt sind, gibt es in unserem Suchtkanon offiziell (noch) keine Smartphone- oder Internetsucht.

Zu vielschichtig sind die Dinge, die wir mit der Technologie tun, denn: Es ist ja nicht der kleine, schwarze Apparat oder der Rechner, von dem wir uns in gewisser Weise abhängig machen. Sondern das, was wir damit tun.

Am Anfang eines Gegengewichts zur ständigen Erreichbarkeit muss also eine Analyse stehen: Kommuniziere ich quasi ohne Unterbrechung? Arbeite ich vollkommen entgrenzt? Spiele ich pausenlos? Oder habe ich vielleicht eher das Problem, nichts verpassen zu wollen? Dann können Pausen, Strategien und vielleicht auch ein „Detox“-Urlaub helfen. Der Begriff „Entgiftung“ ist dabei allerdings mit Vorsicht zu genießen.

Detox ist Lifestyle

Machen wir uns nichts vor: Das, was wir mit den digitalen Technologien tun, bestimmt unseren Alltag maßgeblich. Bewusstes Abschalten, regelmäßige Offlinezeiten, klare Ansagen an Vorgesetzte und Familienmitglieder können helfen, den Anforderungen und Reizen der vernetzten Welt zu begegnen.

Kleine Ruheinseln sind wichtig. Das haben die Veranstalter teurer Detox-Urlaube begriffen. Eingebettet in den allgemeinen Trend zu Bewusstheit, Achtsamkeit und gesundem Bio-Essen verkaufen sie das digitale Abschalten zu oft stattlichen Preisen. Wer sich das leisten kann und möchte, hat sicher einen entspannten Urlaub vor sich. Der allerdings hat mit „Entgiftung“ nichts zu tun.