Mikroplastik, Hormone und Co.

Warum Wasser aus Plastikflaschen ungesund ist

05. Aug. 2020 von

Hormonähnlich wirkende Substanzen und Mikroplastik: Das sind nur zwei der bedenklichen Stoffe, die in aktuellen Studien in Wassern aus PET-Flaschen gefunden wurden. Welche Wirkungen das auf Dauer auf unsere Gesundheit hat, ist unklar.

Gehen Schadstoffe aus PET-Flaschen in das Wasser über?

Bestimmte Stoffe aus PET-Flaschen können ins Wasser übergehen. Das hat bereits eine Studie von Dr. Frank Welle vom Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung (IVV) ergeben, die er gemeinsam mit einer Kollegin im Juni 2020 veröffentlicht hat. Allerdings seien die Konzentrationen der Schadstoffe im Wasser sehr gering, heißt es. Alle Grenzwerte der Europäischen Union (EU) für die gemessenen Stoffe würden eingehalten.

Kritik hinsichtlich der Grenzwerte gibt es von Dr. Martin Wagner, der ebenfalls zu Schadstoffen in Mineralwasser geforscht hat: „Das sind meiner Meinung nach extrem hohe Mengen, die da erlaubt sind. Diese Grenzwerte basieren teils auf jahrzehntealten toxikologischen Erkenntnissen,” mahnt der Toxikologe. Sie bräuchten ein Update. Außerdem würden bei den EU-Grenzwerten nur einzelne Substanzen berücksichtigt werden, nicht aber die Mischung aus mehreren unterschiedlichen Chemikalien.

Warum schmeckt Mineralwasser manchmal so chemisch?

Bestimmt kennst Du den süßlich-fruchtigen Geschmack von Wasser aus Plastikflaschen. Vor allem an heißen Sommertagen oder wenn die Flasche in der prallen Sonne lag, kann das Wasser seltsam schmecken. Grund dafür ist der Stoff Acetaldehyd, der im Herstellungsprozess von PET-Flaschen entsteht. Er wird vor allem bei hohen Temperaturen und langer Lagerung an das Wasser abgegeben. Die Acetaldehyd-Konzentrationen, die bisher gemessen wurden, lagen jedoch unter den EU-Grenzwerten für Mineralwasser. Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) stuft Acetaldehyd aus PET-Flaschen in den gemessenen Mengen als unbedenklich ein.

Neben Acetaldehyd können jedoch noch weitere Schadstoffen aus Plastikflaschen in das Mineralwasser übergehen. „Viele dieser Substanzen sind entweder unbekannt oder toxikologisch unzureichend untersucht“, sagt Wagner.

Wasser Frau
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Stecken Hormone im Wasser aus Plastikflaschen?

Vor allem hormonell wirksame Stoffe werden immer wieder in PET-Flaschen vermutet. Viele Schlagzeilen titelten im Jahr 2019: „Hormone in Mineralwasser”. Damals veröffentlichten Dr. Wagner und ein Kollege eine Studie, die eine Belastung von Mineralwasser mit östrogenähnlich wirkenden Stoffen vermuten ließen. Da nicht genau geklärt werden konnte, ob die Hormone bereits vor dem Abfüllen im Mineralwasser enthalten waren, wurden die Forschungsergebnisse seitdem aber immer wieder angezweifelt.

Die letzte Stellungnahme des BfR aus dem Jahr 2020 zu östrogenähnlichen Wirkstoffen in Plastikflaschen verweist auf den Stoff Antimon. Er könne durch die Herstellung von PET in das Mineralwasser gelangen und habe „eine sehr geringe östrogene Wirksamkeit”. Die festgestellten Mengen würden die Grenzwerte deutlich unterschreiten. Dass Antimon in Plastikflaschen immer noch hochaktuell ist, zeigt eine im Juni 2020 veröffentlichte Untersuchung im Auftrag der Zeitschrift „Öko-Test“. Das beauftragte Labor fand in fast jedem zweiten untersuchten Mineralwasser aus einer Plastikflasche antimonhaltiges Mikroplastik. Alle geprüften Mineralwässer aus Glasflaschen waren hingegen völlig frei davon.

Steckt Mikroplastik in unserem Mineralwasser?

Ja. Wie in der bereits erwähnten Laboruntersuchung für „Öko-Test“ aus dem Jahr 2020 konnte in knapp der Hälfte der getesteten Mineralwasser aus PET-Plastikflaschen Mikroplastik nachgewiesen werden. Dafür wurde eine neu entwickelte Methode eingesetzt. Die höchsten Konzentrationen wurden in stillem Wasser aus PET-Einwegflaschen gefunden.

Noch drastischer waren die Ergebnisse einer 2018 durchgeführten Studie am Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Münsterland-Emscher-Lippe (CVUA-MEL). In dieser wurden in jedem der 38 getesteten Mineralwässer Mikroplastik gefunden. Den Forscher:innen zufolge „zeigen die Ergebnisse, dass Kunststoffverpackungen (…) Mikroplastikpartikel emittieren können, die direkt vom Verbraucher aufgenommen werden.“

Diese Stückchen mit einer Größe von maximal 0,1 Millimetern Durchmesser nimmst Du beim Trinken unbemerkt mit dem Wasser auf – pro einem Liter sind es durchschnittlich 325 davon. Welche gesundheitlichen Folgen das hat, ist noch nicht ausreichend erforscht, schreibt das BfR.

Besonders problematisch ist, dass einige Mikroplastiksorten mit Chemikalien und Zusatzstoffen belastet sind, die potenzielle Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit haben. In Studien wurden unter anderem Auswirkungen auf die Sexualfunktion und Fruchtbarkeit sowie ein vermehrtes Auftreten von Mutationen und Krebs festgestellt.

Da auch in Leitungswasser Mikroplastik gefunden wurde und man weiß, dass es unter anderem durch den Gebrauch bestimmter Kosmetika in unsere Gewässer gelangen kann, empfehlen wir: Überprüfe alle Kosmetikartikel mit der CodeCheck-App. Sie zeigt Dir auf einen Blick, ob Mikroplastik enthalten ist.

PET-Flaschen Illu
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Ist Wasser in Plastikflaschen ungesund?

Wasser aus PET-Flaschen ist aus unserer Sicht nicht unbedenklich für Deine Gesundheit. Zwar bleiben enthaltene Chemikalien in den getesteten Mineralwässern unter den EU-Grenzwerten, es ist jedoch fraglich, wie angemessen die Grenzen sind. Auch Toxikologe Dr. Wagner meint: „Wenn gesagt wird, dass Produkte unbedenklich seien, weil alle Grenzwerte eingehalten werden, vermittelt das den Verbrauchern meiner Meinung nach ein falsches Gefühl der Sicherheit.“ Außerdem ist die weitverbreitete Belastung der Mineralwässer mit Mikroplastik besorgniserregend.

Umweltbelastung PET und Wasserfilter

Hinzu kommt die enorme Umweltbelastung durch die Herstellung und das Recycling von PET-Flaschen. Wir empfehlen deshalb, nachhaltige Trinkflaschen zu verwenden. Mit Wasserfiltersystemen lässt sich das in Deutschland ohnehin sehr saubere Leitungswasser ganz einfach von einem Teil der Schadstoffe reinigen. Ein besonders natürlicher, nachhaltiger und sehr preiswerter Wasserfilter ist Aktivkohle, beispielsweise Binchotan-Kohle aus Japan.

Wenn Du Dein Wasser lieber mit Sprudel trinkst, kannst Du es mit einem Wassersprudler ganz einfach zum Prickeln bringen. Die Sprudler gibt es mittlerweile auch mit passenden nachhaltigen Glasflaschen.

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Quellen

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