„Verbraucherzentrale Hamburg“

Versteckte Preiserhöhungen: Das Füllmengen-Karussell

20. Juli 2016 von

Doppelte Böden, irritierende Produktfotos und viel Luft – mit ihren Verpackungen führen uns Hersteller von Konsumgütern gerne hinters Licht. Sie wollen Käufer nicht merken lassen, dass sie für ihr Geld immer weniger Inhalt bekommen. Auch ihre aktuelle Masche zielt darauf ab.

Die „Verbraucherzentrale Hamburg“ warnt vor dem sogenannten Füllmengen-Karussell, das Kunden Preiserhöhungen unterjubelt. Dazu reduziert ein Hersteller zunächst in kleinen Schritten die Füllmenge eines Produkts. Den Preis für den Artikel senkt er aber nicht.

„Dann wird wieder die alte Packungsgröße mit mehr Inhalt eingeführt und der daraus resultierende vermeintliche Mehrwert als Produktvorteil beworben“, erklären die Verbraucherschützer. Die Kunden gehen davon aus, dass der scheinbare Vorteil die höheren Kosten rechtfertigt und greifen zu.

Beispiel Persil

Wie man das Füllmengen-Karussell in der Praxis drehen lässt, demonstriert die „Verbraucherzentrale Hamburg“ unter anderem am Unternehmen „Henkel“: Bis 2011 verkaufte der Großkonzern Persil Flüssigwaschmittel mit einer Füllmenge, die für 20 Waschladungen (WL) reichte. Dann verringerte Henkel die Menge an Waschmittel stetig. Zwei Jahre lang genügte der Inhalt der Plastikflaschen für 18, dann für 16 und schließlich nur noch für 15 WL.

Inzwischen steht Persil Flüssigwaschmittel mit – laut Etikett – „dauerhaft mehr Inhalt“ in den Regalen den Supermärkte. Diese Flaschen umfassen wieder die alte Füllmenge, die für 20 WL vorgesehen ist. Allerdings ist das Mittel teurer geworden.

Den Beobachtungen der Verbraucherzentrale nach wurde etwa bei „Rossmann“ „der Preis für Persil im Frühjahr 2016 von 3,55 Euro (15 WL) auf 5,95 Euro (20 WL) erhöht, was – bezogen auf eine Waschladung – einer Preiserhöhung von 26 Prozent entspricht.“ Dasselbe Karussell-Phänomen ließe sich auch bei den Henkel-Marken „Weißer Riese“ und „Spee“ feststellen.

Auch andere tricksen

Henkel ist nicht die einzige Firma, die auf diese Weise ihren Umsatz steigert. Die „Verbraucherzentrale Hamburg“ weist darauf hin, dass seit 2009 der Inhalt von Mars Minis von 250 über 235 und 221 auf 200 Gramm pro Packung schrumpfte. Nun ist man zum 250-Gramm-Pack zurückgekehrt. Nur verlangt „Edeka“ jetzt bis zu 40 Prozent mehr als noch vor sieben Jahren. Anbieter „Procter& Gamble“ habe auf diese Weise schon 2013 die Preise für „Pringles“-Chips durch die Hintertür angehoben.

In diesem PDF-Dokument hat die „Verbraucherzentrale“ weitere Beispiele für versteckte Preiserhöhungen zusammengetragen. Neben den Produkten, die auf das Füllmengen-Karussell geschickt wurden, listet die Tabelle vor allem Artikel, die die Hersteller mit Hilfe von Neu- und sogenannten Mogelpackungen verteuerten.

Hersteller blocken

Wenn Füllmengen reduziert werden, heißt es von Seiten der Fabrikanten immer wieder, dass man auf die wachsende Zahl an Single-Haushalten oder die „leichte Ernährungsweise“ reagiere. Jetzt fällt es den Firmen schwer, die Kehrtwende zu rechtfertige, ohne dabei ihre Argumente pro Mini-Packs als Ausreden zu outen.

Auf eine Anfrage des „ZDF“ antwortete Henkel, dass der Handel die unverbindlichen Preisempfehlungen für ihre Produkte ja nicht übernehmen müsse. „Rossmann“ als Vertreter der Geschäfte wiederum sagt, man könne die Verkaufspreise nicht stabil halten, wenn die Einkaufspreise steigen.

Die Verbraucherzentrale jedenfalls verlangt vom Gesetzgeber, endlich zu handeln. Sie fordert eine Transparenzplattform, auf die Hersteller Änderungen bei den Füllmengen melden müssen. Für die Kunden wären die Inhaltsangaben dann jederzeit über den Browser oder über eine App abrufbar. „Nur so können Verbraucher beim Einkauf halbwegs auf Augenhöhe mit Herstellern und Handel agieren“, meinen die Marktbeobachter.