Irreführung von Konsumenten

Verbot von Fleischnamen für Veggie-Produkte?

24. Jan. 2017 von

Darf ein Schnitzel, das aus Fleischersatzprodukten hergestellt wurde, als „Schnitzel“ bezeichnet werden? Nein, sagt Bundesagrarminister Christian Schmidt und will Fleischnamen für vegane und vegetarische Gerichte verbieten.

Nach dem CSU-Politiker seien Begriffe wie „Wurst“, „Gulasch“ oder eben „Schnitzel“ eindeutig besetzt – als Beschreibung eines tierischen Lebensmittels. Deshalb sind Produktbezeichnungen wie „Soja-Schnitzel“, „vegetarische Frikadellen“ oder „Lupinen-Rostbratwürstchen“ für Schmidt ein Widerspruch in sich.

„Pseudo-Fleisch“ soll verwirren

Seiner Meinung nach handle es sich um „Pseudo-Fleischgerichte“, die nur „so tun, als ob es Fleisch wäre“, sagte der Minister der „BILD“-Zeitung. Daher seien die Bezeichnungen „komplett irreführend und verunsichern die Verbraucher“. Er setze sich dafür, „dass sie im Sinne einer klaren Verbraucherkennzeichnung verboten werden.“

Dieser Vorstoß kommt nicht überraschend, denn schon im Juni 2016 hatte sich Schmidt in einem Brief an den EU-Kommissar für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Vytenis Andriukaitis, für eine klare Kennzeichnung von vegetarischen und veganen Produkten ausgesprochen.

Das sei auch im Sinne der Veganer-Verbände, denn: „Wer sich bewusst vegetarisch oder vegan ernähre, solle zuverlässig aus einem breiten Angebot von Lebensmitteln auswählen können“, so der Minister im Oktober gegenüber der „Passauer Neuen Presse“.

Wiederstand gegen Umbenennung

Doch der Vegetarierbund „Vebu“ wehrt sich gegen eine Umbenennung. In einer Erklärung weißt der Verein darauf hin, dass Begriffe wie „Wurst“ und „Schnitzel“ seit Jahrzehnten für vegetarische Produkte benutzt würden. Sie „vermitteln auf den ersten Blick wichtige Informationen [über Geschmack und Konsens], die sich Kunden im Falle von Wortneuschöpfungen wie ‚Bratstück‘, wie von Bundesminister Schmidt gefordert, erst anlesen müssten.“

Und das hätte dann tatsächlich die jetzt nur vermutete Verwirrung auf Seiten der Verbraucher zur Folge. Hinweise auf Fehlkäufe oder Irreführung durch die Verwendung von Fleischbegriffen gebe es laut „Vebu“ bislang jedenfalls nicht.

Auch der „Bundesverband der Verbraucherzentralen“ (vzbv) sieht derzeit keine große Täuschungsgefahr, fordert im „Tagesspiegel“ allerdings eine Vereinheitlichung der Begrifflichkeiten. „Es gibt immer mehr vegetarische Milch, Käse oder Wurst, da brauchen wir eine einheitliche Kennzeichnung“, wird Ingmar Streese, Leiter des vzbv-Geschäftsbereichs Verbraucherpolitik, zitiert.

Warum der Vorstoß?

Das Portal „Newsgreen“ sieht in dem Vorstoß von Schmidt einen „scharfen Angriff auf den Veganismus“, hinter dem eine ganze Branche stecken soll.

Auf der Webseite heißt es: „Offenbar herrscht kein Konsens darüber, ob die Fleischindustrie mittel- bis langfristig mit einem Rückgang der Umsätze rechnet – also ihre Kundschaft an die Veganer ‚verliert’ und somit darauf bedacht ist, klar Abgrenzung zu betreiben.“

Angesichts der Tatsache, dass die Verkäufe von veganen Artikeln rasant an Fahrt aufgenommen haben, ist der Gedanke sicher nicht abwegig. Was denkst Du? Schreib uns gerne ein User-Feedback.