Diätpillen

Tödliche Diätpillen: Mediziner warnen vor Chemikalie DNP

18. Dez. 2015 von

Immer wieder berichten die Medien von tragischen Todesfällen aufgrund von Diätpillen. Was mit einer harmlosen Diät beginnt, kann zu einem Spiel um Leben und Tod werden.

Diätpillen: Was ist DNP?

2,4-Dinitrophenol (DNP) ist eine fettlösliche Substanz. Alle Nitrophenole sind hochgiftig und führen bei Kontamination durch Einatmen, Verschlucken und Kontakt zu Übelkeit, Schwindel, Kopfschmerzen und Leberschäden sowie zu Reizungen der Augen und Atemwege.

Ursprünglich fand DNP im Jahr 1919 seine erste Anwendung als Bestandteil eines Sprengstoffs. Arbeiter, die mit dieser Substanz in Kontakt kamen, verloren erheblich an Gewicht. Schon bald wurde aus dieser Erkenntnis ein Geschäft gemacht und die ersten Diätpillen in Amerika verkauft. „Nimm ab, indem du dich selbst verbrennst“, lautete die Devise.

„Fat Burner“ DNP

Konsumenten der chemikalischen Droge wünschen sich eine schlanke Figur durch einen schnellen Gewichtsverlust. Die Einnahme ist für Menschen aber sehr gefährlich, wenn nicht tödlich. Immer wieder wird vor den Gefahren der Droge gewarnt. Obwohl die Diätpillen mittlerweile illegal sind, ist es einfach, diese in den unendlichen Tiefen des Internets zu besorgen.

Tod durch Diätpillen-Überdosis

Die 21-jährige Studentin Eloise Aimee Parry wurde im April Opfer dieser Diätpillen. Eloise litt höchstwahrscheinlich unter einer Essstörung, sie fühlte sich zu dick und wollte so schnell wie möglich ein paar Pfunde verlieren. In ihrer Verzweiflung bestellte sie das hochgiftige DNP im Internet und schluckte gleich acht Tabletten davon. Eine fatale Entscheidung. Nach der Einnahme fühlte sich Eloise zunehmend unwohl und entschied, sich in die Notaufnahme einweisen zu lassen. Dort wurde zuerst nichts Ernstes festgestellt. Das änderte sich jedoch, als der toxikologische Bericht vorlag und das Gift bereits in Eloises Blutkreislauf angekommen war.

Die Ärzte waren ratlos und konnten Eloise nicht helfen, da sie kein Gegengift zur Verfügung hatten. Sie hatte keine Chance: Einmal vom Organismus aufgenommen, kann Dinitrophenol nicht mehr aus dem Körper entfernt werden. Die Studentin ist aufgrund der Überdosis laut BBC „innerlich verbrannt“.

Diätpillen-Opfer: Vor allem junge Konsumenten sind betroffen

Eloise Parry ist nicht das erste Opfer der tödlichen Pillen. Seit 2007 gab es 24 Vorfälle mit DNP, fünf davon endeten tödlich. Potenzielle Opfer sind vor allem junge Menschen, dabei überwiegend Frauen, die durch eine oberflächliche und diätverrückte Gesellschaft manipuliert werden. Nach dem Unglück veröffentlicht die für Ernährung zuständige Behörde Food Standards Agency (FSA) eine Warnung: „Wir raten der Öffentlichkeit, keine Tabletten oder Puder zu nehmen, die DNP enthalten. Es ist industriell, chemisch und für den menschlichen Gebrauch ungeeignet, da es extrem gesundheitsgefährlich sein kann.“

Auch Stiftung Warentest und das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte warnt vor den Risiken von Diätpillen. Viele werden zwar als natürlich und rein pflanzlich angeboten, enthalten aber harte chemikalische Wirkstoffe, und wirken wie eine Droge. Heftige Nebenwirkungen wie Schweißausbrüche, Herzrasen und Unruhe sind keine Seltenheit. „Es ist ein Spiel mit Leben und Tod“, sagt Silke Schwartau, Leiterin der Ernährungsabteilung der Verbraucherzentrale Hamburg.