Österreichisches Umweltbundesamt

Studie zur Ökobilanz von Autos: Strom schlägt Sprit?

01. Juli 2016 von

Elektrisch angetriebene PKW sind nach landläufiger Meinung sauberer als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren. Aber ist das wirklich so? Das österreichische Umweltbundesamt hat die Energiebilanzen von Benzin-, Diesel-, Hybrid- und Elektroautos vergleichen lassen.

Für ihre Studie „Ökobilanz alternativer Antriebe: Fokus Elektrofahrzeuge“ hat das Umweltministerium in Wien ein Expertenteam damit beauftragt, die Treibhausgas-Emissionen, die Luftschadstoffemissionen und der Energiebedarf der verschieden zu untersuchen. Die fünf Fachleute berücksichtigten dabei alle Umweltauswirkungen, die während der Produktion, im Betrieb und bei der Entsorgung entstehen.

E-Autos haben die Nase vorn

Nach Meinung der Experten bieten Elektrofahrzeuge im Vergleich zu Diesel-, Benzin- und Hybrid-Fahrzeugen derzeit die besten Chancen, „Energieverbrauch und Luftschadstoffemissionen im Straßenverkehr nachhaltig zu reduzieren und eine kohlendioxid-arme individuelle Mobilität zu erreichen.“ Noch dazu verringere diese Technologie die Lärmbelastung insbesondere in der Stadt deutlich, da sie bei niedrigen Geschwindigkeiten praktisch keine Antriebsgeräusche erzeugen.

Mehr Treibhausgase bei herkömmlichen Antrieben

Die Abgabe von Treibhausgasen pro gefahrenem Kilometer liege bei Wagen mit Verbrennungsmotoren beispielsweise 75 bis 90 Prozent über den Werten der strombetriebenen Konkurrenz. Hybrid-Fahrzeuge, die über einen Verbrennungs- und einen Elektromotor verfügen, sollen der Studie zufolge beim Fahren acht Prozent weniger Treibhausgas-Emissionen als die klassischen Antriebsmethoden verursachen.

Diesel generiert am meisten Stickoxid

Wenig überraschend stellten die Fachleute außerdem fest, dass Dieselfahrzeuge pro gefahrenem Kilometer neun Mal mehr Stickoxid-Emissionen als Benzinfahrzeuge in die Umwelt abgeben. Im Betrieb geben E-Autos dagegen gar keinen gasförmigen Stickstoff-Luft-Gemische ab. Ihr Stickoxid-Wert ist allerdings nicht gleich Null: „Bei Elektrofahrzeugen resultieren die Stickoxid-Emissionen im Wesentlichen aus der Stromproduktion.“ Dennoch entwickelt sie im Ökobilanz-Vergleich am wenigsten Stickoxid.

Feinstaubwerte fast gleich

Unabhängig von der Antriebsart resultierten 50 Prozent der Staubemissionen aus der Fahrzeugherstellung, heißt es in der Studie. Bei den Elektrofahrzeugen stamme die andere Hälfte aus der Akku-Herstellung sowie der Stromproduktion, bei den Benzinern, Diesel-PKW und Hybriden aus der Energiebereitstellung.

Die Fossilen sind energiehungriger

Auch in Sachen Energieaufwand sind Elektrofahrzeuge nach Ansicht der Expertenrunde spitze. Über den kompletten Lebenszyklus hinweg benötige ein Strom ladendes Auto drei- bis viermal weniger Energie als fossil betriebene Fahrzeuge. Gegenüber Hybridautos ist ihr Energieaufwand der Untersuchung nach 50 bis 70 Prozent geringer.

Die springenden Punkte

Die Fachleute sehen es als bewiesen an, dass vor allem die Fahrsituationen, die Akku-Lebensdauer und die Sekundärmaterialien, die bei der Fahrzeugherstellung verwendet werden, „erhebliche und umweltrelevante Vorteile“ bringen.

Wenn es innerorts gefahren wird, der Akku lange genutzt werden kann und der Strom aus erneuerbaren Energieträgern stammt, verursache ein Elektroauto die mit Abstand geringsten Umweltauswirkungen. Hybrid-Fahrzeugen hätten unter normalen Umständen ebenfalls eine bessere Ökobilanz als Diesel- oder Benzin-Fahrzeuge, weil sie mit niedrigeren Emissionen punkten können, resümieren die Experten am Ende der Untersuchung.

Ob nun Diesel oder doch Benzin tankende Wagen letztendlich den größeren ökologischen Fußabdruck hinterlassen, geht aus der Studie jedoch nicht hervor.