Strahlenherd Mobiltelefon
Mit jedem Griff zum Mobiltelefon werden elektromagnetische Felder aktiviert. Welche Auswirkungen sie auf den Menschen haben, ist weitgehend unklar. Lediglich die maximale Erwärmung des Kopfes durch die Handy-Strahlung ist definiert und wird mit dem so genannten SAR-Wert angegeben.
Mit jedem Griff zum Mobiltelefon werden elektromagnetische Felder aktiviert. Welche Auswirkungen sie auf den Menschen haben, ist weitgehend unklar. Lediglich die maximale Erwärmung des Kopfes durch die Handy-Strahlung ist definiert und wird mit dem so genannten SAR-Wert angegeben.
In Deutschland liegt der gesetzliche Grenzwert bei 2 Watt pro Kilogramm Körpergewebe. Diesen Wert halten alle Geräte auf dem Deutschen Markt ein. Dennoch bestehen zwischen den einzelnen Handy-Modellen erhebliche Unterschiede. Beispiel: Während das Alcatel Onetouch 512 einen SAR-Wert von 0,30 aufweist, kann das Motorola V66 fast den vierfachen Wert erreichen.
Hersteller informieren unzureichend
Davon erfährt der Kunde wenig bis nichts. Wie einfach die Hersteller es sich mitunter machen, beweist das Unternehmen Ericsson auf seiner Homepage:
"Sicherheitsunterschiede gibt es ... unterhalb des SAR-Grenzwertes nicht, so dass es auch keinen Grund dafür gibt, die SAR-Werte verschiedener Handy-Modelle miteinander zu vergleichen."
Die Strahlenschutzkommission sieht das in ihren aktuellen Empfehlungen anders. Gesundheitsbeeinträchtigungen seien derzeit zwar nicht zu erwarten, dennoch appelliert man an die Mobilfunkbranche, Handys mit möglichst geringer Strahlungsstärke zu entwickeln. Um dazu einen Anreiz zu schaffen, vergibt die unabhängige Jury Umweltzeichen seit Juli 2002 den Blauen Engel für Handys. Das Hauptkriterium für die Auszeichnung: Der SAR-Wert darf höchstens 0,6 Watt pro Kilogramm betragen. Doch anstatt das Zeichen als Informations- und Marketinginstrument zu nutzen, lehnen die Hersteller den Blauen Engel auf breiter Basis ab. Und dies, obwohl bereits heute fast 30 Prozent der Geräte das Label erhalten könnten. Die Industrie meint, der Kunde verstehe das Zeichen als Warnung. Uwe Kullnick vom Herstellerverband BITKOM geht davon aus, dass der gültige Grenzwert von 2 Watt pro Kilogramm für die gesundheitliche Sicherheit ausreichend ist. Mit dem angeforderten Wert des Blauen Engels würden die Handy-Modelle willkürlich in gesund und ungesund eingeteilt. Dies entbehre für ihn jeder wissenschaftlichen Grundlage.
Das Bundesamt für Strahlenschutz stuft das Gesundheitsrisiko als gering ein. Es sieht aber im Sinne der Vorsorge dennoch eindeutig Handlungsbedarf. Ein wichtiger Punkt sei die Aufklärung und Information der Bevölkerung. Die Handy-Hersteller müssten dazu einen bedeutenden Beitrag leisten, doch Aufklärung findet ihrerseits kaum statt. Auf politischen Druck hin hatten sich die Unternehmen im Jahr 2001 bereit erklärt, die SAR-Werte "verbraucherfreundlich zu kennzeichnen." Geschehen ist seitdem wenig. Die meisten Hersteller informieren ihre Kunden erst nach dem Kauf in der Gebrauchsanleitung über den SAR-Wert.
Auch auf den Internetseiten der Hersteller ist oft detektivischer Spürsinn gefragt, wenn man den SAR-Wert auffinden will. Bei Samsung beispielsweise kommt man auch damit nicht weiter. Die Angabe ist nicht zu finden. Verbraucherfreundlich ist dies nicht. Der Vorsitzende der Jury Umweltzeichen, Gerd Billen, sieht die Kunden beim Thema Handy-Strahlung auf sich allein gestellt. Mit der Verweigerungstaktik der Hersteller geht er hart ins Gericht. Die Informationspolitik der Hersteller bezeichnet er als Unverschämtheit. Selbst über einfache Möglichkeiten, die Strahlung zu verringern, werde nicht informiert.
Strahlenstärke selbst beeinflussen
Dabei kann der Handy-Nutzer richtig informiert die Strahlenbelastung selbst beeinflussen. Eine Grundregel als Beispiel: Im Auto, Zug oder in geschlossenen Räumen wird der Empfang der Geräte deutlich schlechter. Als Folge regelt das Handy seine Sendeleistung automatisch nach oben, damit verstärkt sich die Strahlenbelastung leicht um das hundertfache verglichen mit dem Wert bei guter Funkverbindung.
Informationen zu den Strahlenwerten sind für die Kunden wichtig. Mit Angaben zu Funktion und Preis allein dürfen die Kaufinteressenten nicht abgespeist werden. Die Hersteller sind gefragt, ihr Schweigen zu brechen und besser zu informieren.
Dieser Text gibt den Inhalt des Fernseh-Beitrages von PLUSMINUS vom 24. September 2002 wieder, ergänzt um Zusatzinformationen der Redaktion.
Eventuelle spätere Veränderungen des Sachverhaltes sind nicht berücksichtigt.
Literatur
"Mobilfunk SAR-Werte - Spannungsfeld Mobilfunk"
"test"-Heft 01/02
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Zahlreiche Angebote der Stiftung Warentest finden sich auch auf der Internetseite der Stiftung Warentest.
"Elektrosmog"
5. Auflage 2002, 61 Seiten
Preis: 2,80 zuzüglich 2,- Porto und Versand
Bestell-Nummer: 682
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(früher: AgV / Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherzentralen)
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Internet: www.vzbv.de
(Versand erfolgt nur gegen Rechnung.)
Faxabrufe
Faxabruf der Verbraucherzentrale Niedersachsen
* "Übersicht Handy-Strahlungswerte"
0 19 01 / 9 23 23 39
(4 Seiten / 0,62 pro Minute)
Adressen
Bundesamt für Strahlenschutz
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Postfach 10 01 49
38201 Salzgitter
Tel: 0 18 88 / 3 33-11 30
Fax: 0 18 88 / 3 33-11 50
E-Mail: [email protected]
Internet: www.bfs.de
SAR-Werte für Mobiltelefone finden sich unter
=> Aktuell/Handy SAR-Werte
Links
Medicine-Worldwide: Elektrosmog
Medicine-Worldwide bietet zum Thema Elektrosmog Definitionen, erklärt physikalische Grundlagen und nennt Grenzwerte. www.medicine.at/gesund_leben/elektrosmog
/elektrosmog.html
Dokumentation der Fachtagung "Auswirkungen des Mobilfunks"
Am 07. November 2001 fand im Rathaus Mainz die Fachtagung "Auswirkungen des Mobilfunks" statt. Die nun vorliegende Dokumentation der Fachtagung ist eine Gemeinschaftsproduktion der Stadt Mainz, des Städtetages Rheinland-Pfalz und der Landeszentrale für Umweltaufklärung.www.mainz.de/service/rathaus/aemter/amt17
/serv750.htm
Die Homepage des Umweltzeichens "Blaue Engel"
www.blauer-engel.de
(Stand: 24. September 2002)
SÜDWESTRUNDFUNK
PLUSMINUS
70150 Stuttgart
E-Mail: [email protected]
Internet: www.swr.de/plusminus