Menschenrechts-Verstöße in Thailand

Sklavenarbeit bei Nestlés Fischlieferanten

01. Dez. 2015 von

Nestlés Meeresfrüchte-Zulieferer in Thailand begehen zum Teil schwerste Verstöße gegen die Menschenrechte, die Arbeitsbedingungen auf den Fischerei-Schiffen sind prekär. Nun will Nestlé die Zustände verbessern.

Verstöße gegen die Menschenrechte

Die Liste der Vergehen gegen die Menschenrechte, die auf thailändischen Fischerei-Schiffen viel zu häufig vorkommen, ist lang. Unter anderem sind 16+-Stunden-Schichten an der Tagesordnung, Pausen und Landgang gibt es zu wenig, (illegale) Arbeitsmigranten müssen mit Denunziation bei den Behörden rechnen, Arbeitern wird der Pass entzogen, um ihre Bewegungsfreiheit einzuschränken, wer sich beschwert, muss mit heftigen Sanktionen rechnen, Verletzungen und der Tod von Arbeitern wird billigend in Kauf genommen, und auch vor Kinder- und Jugendarbeit machen die Fischerei-Betriebe keinen Halt.

Nestlés Aktionsplan

Gegen die Verstöße will Nestlé nun vorgehen und hat zu diesem Zweck einen Aktionsplan erarbeitet. Wie Nestlé in einer Mitteilung schreibt, basiert der Aktionsplan einerseits auf dem Nestlé Supplier Code and Responsible Sourcing Guideline (RSG), der von allen Zulieferern verlangt, die Menschenrechte und alle anwendbaren Arbeitsrechte einzuhalten.

Der Aktionsplan wurde aufgrund eines Berichts erarbeitet, den die auf unfaire Arbeitsbedingungen spezialisierte Menschenrechtsorganisation Verité für Nestlé erstellt hat. Verité gibt in dem Bericht auch Empfehlungen ab, wie gegen die Menschenrechtsverletzungen vorgegangen werden kann.

Schritt für Schritt zu besseren Arbeitsbedingungen

Nestlé sei zuversichtlich, dass mit dem Aktionsplan die Arbeitsbedingungen und das Leben der Arbeiter Schritt für Schritt verbessert und Ausbeutungen eliminiert werden können, wie der Executive Vice President of Operations, Magdi Batato, sagt. Dies sei weder schnell noch einfach zu bewerkstelligen, man gehe aber davon aus, dass in den nächsten Monaten bedeutende Fortschritte gemacht werden können.

Ein bitterer Nachgeschmack bleibt

Nestlé konstatiert im Aktionsplan den Kontext lapidar mit dem Satz: „Several media outlets have published articles reporting alleged labour and human rights abuses in Thailand’s seafood supply chain“ (zu Deutsch: Verschiedene Medien haben Artikel publiziert, die von mutmasslichen Arbeits- und Menschenrechtsverletzungen in Thailands Fischerei-Zulieferkette berichten). Des Weiteren schreibt 20min, dass im August in den USA eine Sammelklage eingereicht wurde, die Nestlé vorwirft, die Sklaverei-Bedingungen auf den Fischerei-Schiffen bewusst zu ignorieren.

Da stellt sich schon die Frage, ob ein Weltkonzern wie Nestlé wirklich erst durch Medienberichte und Klagen von solch schrecklichen Zuständen erfährt. Wäre es für Nestlé nicht ein Leichtes, die Arbeitsbedingungen ihrer Zulieferer zu überprüfen? Sei es mit eigenen Menschenrechtsbeauftragten oder in Zusammenarbeit mit NGOs wie Verité? Der Aktionsplan und das Vorgehen gegen die miserablen Zustände sind sehr zu begrüßen. Dennoch bleibt ein bitterer Nachgeschmack.

Und wir, die Konsumenten?

Aus ökologischen Gründen empfiehlt es sich ja sowieso, Meeresfrüchte nur hin und wieder zu genießen. Liest man allerdings von der Ausbeutung der Arbeiter auf Fischerei-Schiffen, kann einem der Appetit darauf ganz grundsätzlich vergehen. Da ist der Konsum von einheimischen Fischen nicht nur ökologisch-nachhaltig, er wird auch zum Statement für faire Arbeitsbedingungen. Denn wir bestimmen mit – mit jeder einzelnen Kaufentscheidung.