Gesundheit

Schnell-Esser essen mehr

19. Mai 2015 von

Gut gekaut ist halb verdaut, so der Volksmund. Recht hat er. Besteht also ein Zusammenhang zwischen hastigem Essen und Gewichtszunahme, wie neue Studien jetzt aufzeigen?

Unsere Welt dreht sich immer schneller. Die Arbeit soll noch zügiger und effizienter erledigt sein und auch in der Freizeit haben wir oft einen proppenvollen Kalender. Es ist also kein Wunder, dass vielen Menschen die Zeit und Muße fehlt, eine Mahlzeit zu geniessen. Das Mittagessen wird deshalb meist zwischen Tür und Angel hinuntergeschlungen. Wer sich beim Essen Zeit nimmt und genießt, hat jedoch einen wesentlichen Vorteil: er spart Kalorien. Außerdem ist langsames Essen wichtig für die Gesundheit und das Wohlbefinden.

Die Studie

Die Forscherin Ana Andrade und ihre Kollegen von der US-Universität Rhode Island in Kingston konnten belegen, dass Schnell-Esser mehr Kalorien zu sich nehmen. Sie beschäftigten sich mit der Essgeschwindigkeit und fragten die Studienteilnehmer, ob sie sich für schnelle, mittelschnelle oder langsame Esser halten. Die Auswertung der gegessenen Menge ergab, dass die Schnell-Esser etwa 88 Gramm pro Minute verspeisten, die Mittelschnellen-Esser 71 und die Langsam-Esser 57.

Wer die Mahlzeiten in weniger als zehn Minuten verschlang, nahm durchschnittlich über zehn Prozent mehr Kalorien zu sich als Esser, die sich eine halbe Stunde Zeit nahmen. Die Forscher veröffentlichten ihre Daten im „Journal of the American Dietetic Association“.

Einen deutlichen Unterschied ergab auch der Geschlechter-Vergleich. Männer nahmen beim Mittagessen etwa 80 Kalorien pro Minute zu sich. Bei den Frauen waren es im Schnitt 52 Kalorien pro Minute. Die Männer, die von sich behaupteten langsam zu essen, aßen dabei genauso schnell wie die schnell essenden Frauen.

Entschleunigungstipps

  • Es braucht etwas Zeit, bis die Hormone, die satt machen, wirken und sich das Sättigungsgefühl einstellt. Am besten nimmt man sich für eine Mahlzeit mindestens 20 Minuten Zeit.
  • Schnellesser essen am besten mit langsamen Essern zusammen und eifern diesen nach. Man kann es auch spielerisch integrieren: Sieger ist, wer zuletzt das Besteck auf den Teller legt.
  • Von Handy, Fernseher, Computer, Zeitschriften und Büchern sollte man sich nicht ablenken lassen. Die Musik spielt vor allem auf dem Teller.
  • Es ist ratsam, die Mahlzeiten am Esstisch mit Besteck und nicht stehend, gehend, auf der Couch liegend oder am Arbeitsplatz genossen werden.
  • Gabeln sind grundsätzlich besser als Löffel. Kleines Besteck sollte bevorzugt werden, etwa Dessertgabeln oder Kinderlöffel. Auch Eßstäbchen sind prima Tempobremser. Es macht auch nichts, das Besteck ab und zu abzulegen.
  • Wichtig ist auch, die Speisen nicht zu sehr zu salzen und nicht zu oft Fast Food und Fertiggerichte zu essen. Salz fördert den Appetit und verleitet zu eiligem Essen.
  • Es schadet auch nicht, den Kaumuskeln etwas zu tun zu geben. Ein knackiger Salat, kurz blanchiertes Gemüse, ungeschälte Linsen oder Vollreis geben ordentlich was zu beißen.
  • Vor dem Schlucken sollte man mindestens 15 Mal gekaut haben und ruhig einen Moment warten bis der Mund leer ist, bevor man den nächsten Happen verspeist. Langes Kauen verändert übrigens auch den Geschmack mancher Speisen. So wird z.B. Brot mit der Zeit süßer.