Bisphenol A

Warum Kassenbons giftig sind

24. Jan. 2017 von

Eintrittskarten, Fahrkarten, Kassenbons, Tickets – fast täglich kommen wir mit ihnen in Berührung. Viele dieser Quittungen sind auf Basis von sogenanntem Thermopapier gedruckt, das die chemische Substanz Bisphenol A (BPA) enthält. Dieser hormonelle Schadstoff verursacht viele gesundheitliche Risiken und ist vor allem für schwangere Frauen gefährlich.

Kurzer Überblick Bisphenol A

Bisphenol A ist eine Massenchemikalie, die hauptsächlich zur Synthese von Kunststoffen und Epoxid-Harzen verwendet wird. Sie findet in vielen Produkten unseres alltäglichen Gebrauchs Anwendung, hauptsächlich aber bei der Herstellung von Lebensmittelkontaktmaterialien wie Getränkeflaschen, Konserven- und Getränkedosen oder anderen Kunststoffbehältnissen. Wir nehmen BPA durch entstehende Rückstände von den Verpackungen vor allem über unsere Nahrung auf. Über Thermopapiere oder Kosmetika kann sie auch über die Haut in unseren Körper gelangen.

Die hormonelle Wirkung von BPA beeinflusst vor allem die Fruchtbarkeit bei Frauen und die Entwicklung der Geschlechtsorgane, zudem besteht eine erhöhte Anfälligkeit für bestimmte Krebsarten, Diabetes und Herz-Kreislauf-Probleme (wir berichteten). Laut Angaben des Bundes für Umwelt und Naturschutz lässt sich mittlerweile bei über 90% der Bevölkerung BPA in Blut und Urin nachweisen. Dies deutet auf die ständige Belastung des Menschen durch BPA hin, da unser Körper die Substanz relativ schnell abbauen kann.

Gefahr an der Supermarktkasse?

Laut der europäischen Lebensmittelbehörde (EFSA) ist die zweitwichtigste Belastungsquelle mit BPA der Hautkontakt mit Thermopapieren, die hauptsächlich zur Herstellung von Kassenbons und anderen Quittungen verwendet werden. Das BPA fungiert hier als Farbentwickler, ist aber nicht in das Papier eingearbeitet, sondern dient als Beschichtung. Durch das Erhitzen in Kassen- oder Ticketautomaten wird nur ein geringer Teil der Chemikalie verbraucht.

An der Papieroberfläche verbleibt somit ein Restbestand in ungebundener Form, den wir durch Berührung direkt über die Haut aufnehmen. Insbesondere bei schwangeren Kassiererinnen, die täglich mit mehreren hundert Kassenbons in Kontakt kommen, kann dies zu erheblichen Gesundheitsrisiken führen. Der Bund für Umwelt und Naturschutz forderte deshalb die großen Thermopapier-Hersteller wie die „Köhler Group“, „Kanzan“ oder „Mitsubishi“ dazu auf, auf BPA-freie Produkte umzusteigen.

Die Quittung für BPA

Bereits im Juni 2015 verlangte der Ausschuss für Risikobewertung (RAC) der Europäischen Chemikalienbehörde ECHA ein Verbot der Chemikalie und erklärte das entstehende Gesundheitsrisiko für „nicht ausreichend beherrschbar“.

Im Juli diesen Jahres entschied der Regelausschuss der EU-Kommission über eine Beschränkung von BPA-haltigem Thermopapier. Fazit: Voraussichtlich ab Herbst 2019 dürfen Kassenzettel und ähnliche Schriftstücke nicht mehr aus Thermopapieren hergestellt werden, die Bisphenol A enthalten.

Richtig entsorgen!

Bis das Verbot letztlich in Kraft tritt, sollte man dennoch darauf achten, häufiger auf Kassenbons zu verzichten. Manche Supermärkte drucken mittlerweile die Quittungen nur noch auf Wunsch der Kunden aus.

Es existieren auch bereits Alternativen aus anderen Bisphenolen (z.B. Bisphenol S), die laut Umweltbundesamt jedoch aufgrund ihrer ähnlich hormonellen Wirkung keinen geeigneten Ersatz darstellen und weiteren eingehenden Prüfungen unterzogen werden müssten. Bereits seit 2010 existieren auf dem Markt teilweise schon gänzlich bisphenolfreie Thermopapiere, die alternativ genutzt werden könnten.

Um die Umweltbelastung durch BPA nicht zu erhöhen, sollte man zudem auf eine ordnungsgemäße Entsorgung achten. Am besten sammelt man Kassenbons nicht mit dem Altpapier. Die enthaltenen Bisphenole aus dem Papierrecycling könnten sich sonst leicht in Pizzakartons oder Hygieneartikeln wiederfinden. Thermopapiere gehören in den Restmüll.