Siegeszug einer außergewöhnlichen Pflanze

Quinoa: Gesund! Aber auch nachhaltig?

16. Aug. 2016 von

Jedes Reformhaus, jeder Bioladen, jeder Drogeriemarkt verkauft Quinoa oder Produkte, die auf dem glutenfreien Pseudogetreide basieren. 2013, als die UNO das Jahr der Quinoa ausrief und allgemein bekannt wurde, wie gesund das Fuchsschwanzgewächs ist, entstand ein regelrechter Hype. Dieser Boom hat aber leider auch eine Schattenseite.

In der westlichen Welt sind die kleinen Körner der Quinoa-Pflanze in den letzten Jahrzehnten durch die stetig wachsende Zahl der gesundheits- und ernährungsbewussten Esser bekannt und beliebt geworden. Sie werden wie Reis gekocht und danach beispielsweise als Beilage zu einem Hauptgericht serviert oder als Zutat in Salaten untermischt. Auch eine Weiterverarbeitung zu Mehl ist möglich, klärt das Portal „quinoa.info“ auf.

Die Alles-Inklusive-Körner

In der Andenregion dagegen schätzt man die Samen mit dem intensiv nussigen Geschmack schon seit 6.000 Jahren als energie- und nährstoffreiche Grundnahrungsmittel – und das zu Recht.

Quinoa ist eine Quelle für ungesättigte Fett- und Aminosäuren, die lange satt hält. Außerdem speichern die Körner der Pflanze Eiweiß, was sie für Vegetarier und Veganer als Ersatzprodukt um Mangelernährung zu vermeiden interessant macht. Noch dazu ist Quinoa frei von Gluten – kann also auch von Menschen gegessen werden, die Weizen und Dinkel nicht vertragen.

Woher kommt das Inka-Getreide?

Eigentlich, weiß der baden-württembergische „Infodienst Landwirtschaft“, ist die Chenopodium quinoa eine recht anspruchslose Pflanze. Zum Keimen benötigt sie lediglich lockere, möglichst unkrautfreie Böden mit guter Wasserführung. Richtige Probleme bereiten ihr ausschließlich Verkrustungen und Verschlämmungen während der anfänglichen Wachstumsphase.

Heimisch geworden ist das Fuchsschwanzgewächs dennoch praktisch nur in Südamerika, vor allem in Bolivien, Ecuador und Peru. Dort wächst sie bis auf eine Höhe von 4.000 Metern. Weil sie das Korn der etwa 1,50 Meter großen Staude mit einfachen Maschinen ernten können, kaum zusätzliche Ausgaben (etwa für Dünger) anfallen und sich die Samen großer Beliebtheit erfreuen, ist der Quinoa-Anbau für die hiesigen Bauern ein lukratives Geschäft. Aber – und das ist die Kehrseite des momentanen Hypes – eben lange nicht mehr so lukrativ, wie es einmal war.

Viel Licht bringt viel Schatten

Die anhaltende Nachfrage in den USA und in Europa führte zu einer deutlichen Preissteigerung. Allein 2013 verdoppelte sich der Preis für ein Kilo Quinoa im Vergleich zum Vorjahr auf über 6 US-Dollar/Kilogramm, schreibt die „Neue Zürcher Zeitung“. Auf einmal konnten sich viele Menschen in den Anden ihr altbewährtes Grundnahrungsmittel nicht mehr leisten und kauften sich günstigere jedoch nährstoffärmere Produkte wie Reis, Mais oder Kartoffeln.

Zudem begannen in dieser Hoch-Zeit die südamerikanischen Landwirte, ihre Quinoa-Plantagen zu vergrößern. Gleichzeitig kultivierten Landwirte in den Vereinigten Staaten, Mitteleuropa und Indien die Pflanze auf ihren Feldern.

In Folge dessen überstieg das Angebot die Nachfrage inzwischen und der Preis fiel auf jetzt ca. 3 US-Dollar/Kilo. Das machte die Körner in Südamerika wieder erschwinglich, doch die internationale Konkurrenz und die Kosten der Expansion lässt den Profit vieler Bauern schmelzen.

Wichtig: Nachhaltigkeit gewährleisten!

Utopia“ weißt aus diesen Gründen darauf hin, beim Kauf von Quinoa auf nachhaltig produzierte Produkte mit Bio- und Fairtrade-Zertifizierung zu achten. „Da ist wenigstens gesichert, dass die Bauern einen fairen Preis bekommen“, zitiert die Seite Dr. Wilfried Bommert vom „Institut für Welternährung e.V.“.

Er merkt jedoch an, dass damit nicht die Preisentwicklung beeinflusst werden könne. Solange die Binnenmarktwirkung nicht überschaubar sei, würde Bommert laut „Utopia“ vom Kauf von Quinoa aus den Anden sogar eher abraten.

Wer nicht auf die Körnchen verzichten will, kann sich alternativ Quinoa besorgen, das in Deutschland bzw. Europa geerntet wurde (zum Beispiel die „Naduria Premium Quinoa Samen“ oder „Quinoa d’Anjou“ von der französischen Marke „Vivien Paille“). Das erhöht zwar den Druck auf die lokalen Produzenten in Südamerika etwas, wirkt jedoch Preissteigerungen entgegen. Nicht zuletzt entfällt bei diesen der extrem lange Transport der importierten Gewächse, der die Umwelt belastet.