Importgemüsen

Pestizidbelastetes Gemüse aus Asien

21. Apr. 2015 von

Du magst asiatisches Essen? Pak-Choi ist deiner Meinung nach ein Superfood? Na dann aufgepasst: der „Kassensturz“ hat Asia-Food auf Erreger testen lassen. Viele Proben sind kontaminiert.

Wer liebt es nicht abends schnell ein rotes Thai-Curry zu zaubern? Mit einer Curry-Paste aus dem Supermarkt, Tofu oder Hühnchen und einer asiatischen Gemüsemischung ist es ruckzuck fertig und dem Feriengefühl im Alltag steht nichts mehr im Weg. Doch Achtung: „Kassensturz“ hat importiertes Gemüse aus Asien getestet – ein Drittel der Proben sind mit antibiotikaresistenten Keimen kontaminiert. Die Folgen des massenhaften Antibiotika-Gebrauchs in der Landwirtschaft: Multiresistente Bakterien und wirkungsloser Einsatz von Medikamenten. Wie wirkt sich das auf den Menschen aus?

Die Wirkung von Antibiotika wird auch beim Menschen schwächer

Einer der größten Risiko-Faktoren für die menschliche Gesundheit sind antibiotikaresistente Bakterien. Sie können dazu führen, dass Medikamente nicht mehr wirken und ein ansonsten gesunder Mensch von einer einfachen Infektion, die ansonsten problemlos mit Antibiotika behandelt werden könnte, dahingerafft wird.

Um herauszufinden, ob und wie verseucht unsere Importware ist, beauftragte „Kassensturz“ Wissenschaftler des Instituts für Lebensmittelsicherheit der Universität Zürich, 33 Importgemüse und Kräuter aus Grossverteilern und Asia-Shops zu testen. Problematisch: In Indien, Thailand und Vietnam, wo das meiste Importgemüse herkommt, gibt es keine Rahmenbedingungen, ob und wie oft Antibiotika verwendet, konsumiert oder eingenommen werden darf. All das führt zur Verbreitung von multiresistenten Bakterien. Diese beängstigende Aussage stammt von Roger Stephan, Direktor des Instituts.

Wenn solche Bakterien, sogenannte ESBL-Keime, in den Organismus des Menschen kommen, besteht die Gefahr, dass Antibiotika nicht mehr wirken können. Zudem geben die Erreger ihre Eigenschaften leicht an andere Bakterienarten ab – so zeigt sich bereits heute in Spitälern eine Zunahme an Patienten, die resistent gegen gängige Antibiotika-Arten geworden sind.

Spitäler mussten die Vorsichtsmassnahmen massiv verschärfen, damit sich diese Viren nicht mehr weiter ausbreiten, andere Patienten anstecken und in Gefahr bringen können. Wenn ein resistenter Patient erkrankt, müssen die Ärzte auf sogenannte Reserve-Antibiotika zurückgreifen, die höhere Nebenwirkungen haben, beispielsweise auf die Nieren. Wenn diese Reserve-Antibiotika von nun an auch öfter gebraucht werden müssen, werden auch diese bald nicht mehr wirksam sein. Die Folge: Ankunft in der post-antibiotischen Zeit.

Kontaminierte Proben – Welche Produkte sind besonders betroffen?

Die Stichprobe zeigt, dass die Erreger erstmals auch auf Gemüsen zu finden sind. 11 von 22 Proben sind mit den Bakterien belastet. Die ESBL-Erreger stammten gemäß der Tests aller Wahrscheinlichkeit nach aus menschlichen Därmen und gelangten über fäkale Ausscheidung ins Wasser. Dieses Wasser wurde dann wiederum für die Bewässerung der Pflanzenplantagen verwendet und hat so das Gemüse kontaminiert.

Vorsicht bei Thai-Auberginen, Okra und Curryblättern

Insbesondere betroffen sind Thaiauberginen aus Thailand, gekauft bei Aggarwal in Bern. Auch betroffen sind Okraschoten aus Thailand, gekauft bei Loeb in Bern. Bei den Curryblättern aus Indien waren die Proben von Aggarwal, die aus dem Trung Viet Shop und die getrockneten Curryblätter aus dem Jelmoli Foodmarket verseucht. Die Bergamotblätter aus Thailand,gekauft bei Lian Hua in Zürich.

Besonders gefährlich: Basilikum und Koriander

Beim Kochen werden zwar die Keime abgetötet, die Gefahr liegt aber in der Zubereitung. Wenn Tücher, Schneidbrettchen und Messer verschmutzt werden, können die Keime trotz Hitzebehandlung übertragen werden. Besonders gefährlich sind also die Erreger auf Kräutern, da Thai-Basilikum und Koriander häufig roh verzehrt werden. Sie landen im Darm, dort werden die Keime direkt aufgenommen.

Kontaminiert waren folgende Proben: Koriander vom Trung-Viet-Shop in Fällanden, vom Asia-Store in Zürich Oerlikon, Globus Bahnhof in Zürich sowie auf dem Koriander von Aggarwal in Bern. ESBL-Keime auch auf dem Thai-Basilikum aus dem Coop Zürich Eleven.

Hier kann nachgelesen werden, welche Produkte ohne ESBL auskommen.

Gemäß unseren Nachforschungen ist das Angebot an Bio-Asia-Produkten noch nicht sehr groß. Dennoch bietet dieser Lieferant zumindest Koriander an, dieser Produzent baut gemäß eigener Aussage Bio-Asia-Gemüse an.

„Kassensturz“ hat übrigens schon in einem früheren Beitrag kontaminierte Proben gefunden, damals war Fleisch aus der Geflügelmast betroffen. Mit dem Fleisch der Hühner kommt ESBL vom Stall in den Nahrungskreislauf – eine weiter Gefahrenquelle für uns. Hier geht’s zum Link.

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