Umwelt

Paddeln gegen Plastik im Wasser

28. Mai 2017 von

Stephan Horch hat etwas gegen Plastik im Meer. Darum sammelt er auf seinen Kajaktouren den Müll in den Flüssen ein, fotografiert sie und schafft so ein Bewusstsein für ein Problem, das uns alle etwas angeht.

Plastik sollte einst unser aller Leben erleichtern und in allen denkbare Lebensbereichen Anwendung finden. Was leider zu gut funktioniert hat, denn Plastik findet sich heute auch dort, wo es nicht hingehört, beispielsweise in Kosmetik, Nahrungsmitteln, Flüssen, und im Meer. Sogar der menschliche Blutkreislauf ist mit Bisphenol A angereichert.

Jedes Jahr landen 8 Millionen Tonnen Plastik in den Weltmeeren und werden von der Natur nicht abgebaut: Auf 5 Kilogramm Fisch kommt bereits heute ein Kilogramm Plastik. Verschmutzt die Menschheit die Weltmeere weiter, befindet sich bis 2050 mehr Müll als Fisch in den Ozeanen.

Der Winninger Fotodesigner, Installationskünstler, Freizeit-Paddler und Umweltschützer Stephan Horch will nicht, dass es so weitergeht wie bisher. Wann immer er mit seinem Kajak unterwegs ist, sammelt er den Müll ein, der ihm im Fluss entgegenschwimmt.

Bevor er diesen jedoch an Land ordnungsgemäß entsorgt, werden die Fundstücke von ihm visuell in Szene gesetzt, fotografiert und auf seiner Facebook-Seite geteilt. Durch das positive Feedback ermuntert, entschließt Horch sich dazu, dass noch mehr Leute von seinem Projekt erfahren sollen und merken, dass sie selbst etwas verändern können. 2015 paddelt er von Winningen nach Renesse. Das ist der gleiche Weg, den der Plastikmüll über Mosel und Rhein bis in die Nordsee auch nehmen würde.

Auf dem Weg stellte er an Orten wie Köln oder Duisburg seine Müll-Bilder aus, um ein größeres Bewusstsein für das Problem zu schaffen. Finanziert wurde die Tour durch ein Crowdfunding auf Startnext. Jeder Spender bekam dafür eine Gegenleistung, beispielsweise limitierte Abzüge der ausgestellten Bilder.

Während der zweiwöchigen Tour bloggte Horch über seine Erlebnisse. Er freut sich über die Aufmerksamkeit, denn die Thematik ist ihm ernst: „In allen Meeeresbuchten liegt Plastik, nur wo Touristen sind, wird aufgeräumt, die Fisch-Industrie schreit um Hilfe. Doch die Menschen bemerken, dass sie auch im Kleinen etwas bewirken können. Es tut sich was, das ist schön.“

Schädliche Alltagsgegenstände

Schon lange paddelt der engagierte Umweltschützer nicht alleine: Es gab bereits erste Clean-Up Events, bei denen auf einer Strecke von 6 Kilometern mit Kindern Müll gesammelt wurde. Zudem soll die Ausstellung weiterlaufen, aus den ursprünglich 10 Bildern sind mittlerweile 22 geworden. Vorträge, um ein Bewusstsein für die Problematik zu schaffen, sind ebenfalls geplant. Wie dringend nötig das ist, zeigt ein Blick auf die „Fundstücke“ des Clean River Project.

Der skurrilste Gegenstand, den Horch bislang gefunden hat, ist eine Schreibmaschine. Wie so oft sind es jedoch die kleinen Dinge, die einen großen Schaden anrichten: Wattestäbchen, Q-Tips. Mehr als 300 Stück davon fand Stephan Horch an einer Stelle im Meer in Holland und in einer Bucht in Kroatien.

„Viele Menschen denken sich nichts dabei. Sie werfen die einfach ins Klo und damit sind sie aus dem Sinn. Die Kläranlage schafft zwar einen Teil der Filterarbeit, aber bei starken Regenfällen sind die Wassermengen einfach zu groß und der Müll wird 1:1 in die Flüsse gespült“, erklärt Horch.

Durch die Sonne werden die Stäbchen porös und zerfallen zu Mikroplastik, die wiederum von Meeerestieren aufgenommen wird und letztendlich am Esstisch landet. Und es sind auch die kleinen Dinge, die im Gedächtnis bleiben, sagt der Aktionskünstler – wie der Schuh einer Barbiepuppe. Sogar der landet am Ende in der Natur.

Dieser Artikel von Maria Steinwender erschien zuerst beim „enorm Magazin“.