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Orangensaft | Fast jeder zweite ist „mangelhaft“

09. Mai 2007 von

Orangensaft

Fast jeder zweite ist „mangelhaft“

Mit frisch gepresstem Orangensaft kann kein Saft aus der Flasche oder dem Getränke-Karton geschmacklich mithalten. Säfte aus Konzentrat zeigen vor allem Probleme mit der Rückverdünnung. Das ursprüngliche Aroma sonnengereifter Apfelsinen ist bei vielen nicht wieder hergestellt. Acht erhielten deswegen ein „Mangelhaft“. Insgesamt sind 10 von 24 Säften „mangelhaft“ und hätten nicht in den Handel gelangen dürfen. STIFTUNG WARENTEST online zeigt die guten und die schlechten Orangensäfte.

Mangelndes Orangenaroma

Der größte Teil des in Deutschland konsumierten Orangensafts stammt aus Konzentrat. Die Früchte gelangen schon im Ursprungsland in die Presse. Anschließend trennen Hersteller Aroma, Fruchtfleisch und Saft. Letzterem entziehen sie dann das Wasser und verdichten den Saft somit auf etwa ein Sechstel seines Volumens. So ist er leichter zu transportieren. In Deutschland angekommen, verdünnen Safthersteller das Konzentrat wieder mit Wasser und müssen das Orangenaroma in den Originalzustand zurück versetzen. Bei acht Orangensäften konnten die Laboranalysen das vollständige Aroma nicht zeigen. Die Fruchtsaft-Verordnung kennt da kein Pardon: Gesetzlich handelt es sich nicht um Fruchtsaft. Diese Produkte hätten nicht mit der Bezeichnung „Orangensaft“ in die Regale gelangen dürfen. Qualitätsurteil „mangelhaft“.

Bitterer Wesergold-Saft

Während die mangelhafte Rearomatisierung nicht in jedem Fall zu schmecken ist, gibt es einen Saft, der weder den 126 von der Stiftung Warentest eingesetzten Test-Konsumenten schmeckte noch von den geschulten Prüfern als sensorisch fehlerfrei beschrieben wurde: Wesergold Orangensaft. In beiden Prüfungen erhielt das Getränk „mangelhaft“. Der Saft riecht und schmeckt schalig, schmeckt wenig nach Orange, dafür aber stark nach anderen Zitrusfrüchten und ist außerdem besonders bitter. Darüber hinaus befindet sich im Wesergold-Saft zu viel alpha-Terpineol. Dieser Aromastoff kann zum Beispiel entstehen, wenn der Saft zu stark erhitzt wird, etwa bei der Pasteurisation. Auch der Bio-Saft von Beutelsbacher (demeter) und Albi Unser Bester! enthalten zu viel unerwünschtes alpha-Terpineol.

Kein „guter“ Direktsaft

Direktsäfte gelten vielen Verbrauchern als höherwertig. Diese Säfte gehen gleich nach dem Pressen und Pasteurisieren mitsamt Aromen und Wasser auf die Reise. Das industrielle Entziehen von Wasser und anschließende Zurückführen in den Originalzustand entfällt hier. Doch trotz ihres höheren Preises sind Direktsäfte nicht besser als Konzentratsäfte - wie der Test zeigt. Dies gilt zum Beispiel für den Bio-Direktsaft von Voelkel (demeter), der mit 4,15 Euro je Liter das teuerste Produkt im Test ist. In ihm ist Zucker nachweisbar, der nicht aus Orangen stammt. Mit diesem auf der Verpackung nicht angegebenen Fremdzucker verstößt der Hersteller sowohl gegen die Regularien der demeter-Bio-Produkte als auch gegen die Fruchtsaftverordnung. Deshalb kassierte Voelkel ein „Mangelhaft“. Auch die anderen beiden Direktsäfte von Hitchcock und Beutelsbacher kamen über ein „Befriedigend“ nicht hinaus.

Druckfarbe im Saft

Im Prüfpunkt Schadstofffreiheit sind fast alle Säfte „sehr gut“ oder „gut“. Nur der Orangensaft von Pfanner fällt negativ auf: Das Getränk enthält deutliche Mengen Isopropylthioxanthon (ITX). Einige Hersteller verwenden ITX als Bestandteil der Farbe auf Getränkekartons. Von den bunt bedruckten Kartons kann die Chemikalie in den Fruchtsaft gelangen. Der ITX-Wert im Pfanner-Orangensaft überschreitet deutlich den Richtwert des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Ob und welche Auswirkungen ITX auf die Gesundheit des Menschen hat, ist bisher nicht hinreichend erforscht. Eine Veränderung des Erbguts schließt das BfR aus. Dennoch hat ITX in einem Orangensaft nichts zu suchen.

Nicht wie frisch gepresst

Trotz so vieler negativer Befunde ist Orangensaft empfehlenswert. Neben den zehn „mangelhaften“ gibt es nämlich auch sechs „gute“ Säfte im Test. Am besten schneiden die Orangensäfte von Aldi Nord und Aldi Süd ab. Sie sind rundum „gut“ und mit 0,70 Euro je Liter recht preiswert. Etwas teurer aber ebenfalls „gut“ sind Granini, Hohes C und Becker's Bester sowie der fair gehandelte Orangensaft von Pfanner. Doch auch bei diesen Säften waren sich die 126 Test-Konsumenten und die geschulten Prüfer einig: An das intensive Orangenaroma und den deutlich süßen Geschmack von frischem Orangensaft kommen selbst die guten Säfte aus dem Supermarkt nicht heran. Nur der außerhalb der Konkurrenz mitgetestete frisch gepresste Orangensaft schmeckte den Konsumenten „sehr gut“.